Darmkrebs

Wenn ein künstlicher Darmausgang nötig ist

Für manche Darmkrebspatienten ist die Anlage eines künstlichen Darmausgangs zwingend erforderlich. Die Gründe für eine Stomaversorgung im Darmbereich sind aber unterschiedlich. Bei 72% der Stomapatienten ist die Ursache Darmkrebs, bei 21% Darmerkrankungen wie zum Beispiel Divertikulose, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, und bei 7% angeborene Fehlbildungen. In einigen Fällen kann die offene Verbindung zwischen dem Darmstück und der Bauchhaut nach einigen Monaten wieder zurückverlegt werden. Das ist vor allem dann üblich, wenn nur eine vorübergehende Darmentlastung notwendig ist.
Faszination Darm In Europas größtem Darmmodell wird auf 20 Metern Länge nicht nur Wissenswertes und Interessantes zum "Hochleistungsorgan" Darm vermittelt, sondern auch die Entwicklungsstadien der Vorstufen von Darmkrebs gezeigt. Darüber hinaus sehen Besucher entzündliche Darm­erkrankungen und erfahren vieles über die rechtzeitige und richtige Vorsorge.

Bei einer Verengung des Darmes z. B. durch ein Karzinom des Dickdarmes, eine Divertikulitis oder bei einer Entzündung des Darmes (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) kann es ebenfalls notwendig werden, einen künstlichen Darmausgang anzulegen. In den meisten Fällen wird es ein für einige Zeit angelegtes Stoma sein, das nach Abklingen der Entzündung zurückverlegt wird. Bei einem zeitweise angelegten Stoma werden meist beide Darmenden in die Bauchwand eingenäht, um bei einer Rückverlagerung beide Enden leicht zu erreichen und wieder vernähen zu können. Die bleibenden Stomata sind endständig, das heißt, der Darm wird komplett durchtrennt und das eine Ende wird in die Bauchwand eingenäht.

Grundsätzlich ist zu unterscheiden, in welchem Darmabschnitt sich der künstliche Darmausgang befindet. Das Ileostoma bezeichnet das Stoma im Dünndarmbereich, das Kolostoma im Dickdarm. Die Ausscheidungen aus dem Dünndarm sind dabei dünnflüssig, die aus dem Kolon je nach Länge des verbleibenden Dickdarmstückes dickflüssiger. Während der ersten Zeit nach Anlage eines Stomas ist die Ausscheidung immer dünnflüssig. Im Gegensatz zur normalen Stuhlentleerung, die willkürlich beeinflusst werden kann, entleert sich der Darm bei einem Anus Praeter unwillkürlich. Das bedeutet für die Patienten, dass sie kontinuierlich Stomabeutel zum Auffangen der Ausscheidungen tragen und mehrfach täglich wechseln müssen. Unterschieden wird zwischen einer einteiligen Versorgung, Stomabeutel mit Klebering, und einer zweiteiligen Versorgung, die aus einer Basisplatte mit Halterungsring und Stomabeuteln mit Befestigungsring besteht. Chirurgisch ist es auch möglich, eine sogenannte Kocksche Tasche, eine Art Sammelsack im Darm, zu formen, um die Ausscheidungen im Körper zu sammeln. Die Kocksche Tasche muss jedoch regelmäßig mit einem Katheter ausgeräumt werden. Eine andere Methode, um die unwillkürliche Ausscheidung des Kolostomas zu steuern, ist die Irrigation oder Darmspülung. Dafür müssen mittels eines Irrigators zwischen einem und anderthalb Liter körperwarmem Wasser schwerkraftgesteuert in den Darm eingeleitet werden. Für die Durchführung wird ein Entleerungsbeutel angelegt und das geöffnete Ende des Beutels in die Toilette gehängt. Der Konus des Irrigatorschlauches wird an das Stoma angesetzt und das Wasser einlaufen gelassen. Dadurch wird die Darmmotilität ausgelöst und es kommt zur stoßweisen Entleerung. Der gesamte Vorgang nimmt etwa 45 bis 60 Minuten Zeit in Anspruch und sollte regelmäßig zu einer festen Tageszeit durchgeführt werden. Durch diese Methode ist es möglich, statt mit einem Stomabeutel das Stoma mit einer sogenannten Stomakappe zu verschließen. Inzwischen gibt es auch ein Analband, das unter die Haut rund um das Stoma eingepflanzt wird und das über ein mit Wasser zu regulierendes Ventilsystem das Stoma verschließt beziehungsweise öffnet und auf diese Weise eine willkürliche Entleerung ermöglicht.

Darmkrebsmonat März

Die Felix Burda Stiftung engagiert sich seit 2001 für die Kommunikation der Chancen der Darmkrebsvorsorge und -früherkennung. Zu den jährlichen Projekten der Stiftung zählen der bundesweite Darmkrebsmonat März, die Initiative "Unternehmen gegen Darmkrebs" und Europas größtes Darmmodell "Faszination Darm" Die Initiative wird von zahlreichen Einrichtungen und bekannten Persönlichkeiten in ganz Deutschland unterstützt. Ziel ist es, durch die Bereitstellung von sachlichen und verständlichen Informationen auf die Vermeidbarkeit der Krankheit hinzuweisen und die Vorsorgebereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen. Denn Darmkrebs ist heilbar, jedoch nur, wenn er frühzeitig erkannt wird. Um Darmpolypen rechtzeitig zu entdecken und zu entfernen, bevor sie sich zu einem Darmkrebs entwickeln können, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtig.

Auch Apothekerinnen und Apotheker können für interessierte Bürger ein erster Ansprechpartner in Sachen Darmkrebs-Vorsorge sein. Als Angebot für alle Heilberufe bietet WIPIG – Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen in Kooperation mit der Felix Burda Stiftung deshalb im "Darmkrebsmonat März" eine Online-Fortbildung an. Apotheker und Ärzte können sich hier auf den aktuellen Stand der Wissenschaft bringen und sich ausführlich über das Thema informieren (www.wipig.de).

Pflege ist das A und O

Die Haut im Bereich des Stomas wird zum einen durch das Aufkleben der Beutel beziehungsweise der Basisplatten, zum anderen durch die Ausscheidungen belastet. Deshalb ist der Hautpflege besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die zweiteilige Versorgung mit der Basisplatte gilt als hautfreundlicher, da die Haut weniger häufig durch das Abziehen und Neuaufkleben der Beutel gereizt wird. Durchschnittlich kann eine Basisplatte zwischen zwei und vier Tagen liegen. Basisplatten und Stomabeutel zum Aufkleben werden individualisiert an das Stoma angepasst. Zwischen Stoma und Hautschutzplatte sollte sich keine ungeschützte Haut befinden. Dafür wird der Durchmesser des Stomas mit einer Messkarte bestimmt und eine Basisplatte von geeignetem Durchmesser ausgewählt. Ausgehend vom Zentrum der Platte sind kreis- oder ellipsenförmige (für nicht kreisrunde Stoma) Zuschneidelinien aufgedruckt. Der Patient kann so entlang einer Linie den passenden Öffnungsdurchmesser mit einer Schere zuschneiden. Außerdem gibt es plane und konvexe Basisplatten. Plane Platten werden bei einem Darmausgang, der leicht über dem Hautniveau liegt, eingesetzt, konvexe bei retrahierten Stomata. Der Wechsel von Stomabeutel oder Basisplatte wird wie folgt durchgeführt: Der gefüllte Beutel wird von oben nach unten entfernt. Dann wird das Stoma von außen nach innen gereinigt, zunächst mit zwei mit Wasser getränkten Kompressen, dann mit zwei Kompressen, die mit Wasser und Seife befeuchtet sind. Zum Schluss wird mit zwei Kompressen die Haut rund um das Stoma abgetrocknet. Die Haut darf nicht eingecremt werden, da sonst der Beutel oder die Basisplatte nicht optimal anhaften können. Ist die Haut im Bereich des Stomas behaart, werden vom Stoma weg mit einem Einwegrasierer die Haare entfernt. Der neue Beutel oder die frische Basisplatte wird dann von unten nach oben aufgeklebt. Beim Beutelwechsel an einer Basisplatte muss der Verschluss zwischen Basisplatte und Ring des Beutels durch Zug gelöst werden. Dann wird der neue Beutel an den Ring geklickt und die Verbindung auf Dichtigkeit überprüft.

Das Entfernen von Kleberesten beim Wechsel darf, um eine zusätzliche Hautreizung zu vermeiden, nur mit speziellen Reinigungsprodukten erfolgen. Keinesfalls sollten dafür Alkohol oder Wundbenzin eingesetzt werden. Wird zur Pflege des Stomas zusätzlich ein Puder verwendet, so sollte vor dem Aufkleben des neuen Beutels oder einer frischen Basisplatte überschüssiges Puder weggepustet oder abgewischt werden. Ist das Stoma uneben, wird zusätzlich zum Abdichten eine Stomapaste verwendet. Diese wird dünn und möglichst gleichmäßig auf die Haut um das Stoma, nicht jedoch auf Beutel oder Basisplatte, aufgetragen.

Die Basisplatte schmiegt sich besser an, wenn sie vor dem Aufkleben leicht angewärmt wird. Dafür empfehlen Stomapfleger, sie für einige Minuten auf die Heizung zu legen. Nach dem Anpressen benötigt die Basisplatte etwa 20 Minuten, damit sich die Klebefläche optimal mit der Haut verbindet. Während dieser Zeit sollten ruckartige Bewegungen vermieden werden.

Informationen im Internet:

www.ilco.de – Deutsche ILCO, Vereinigung für Stomaträger und für Menschen mit Darmkrebs. Als Patientenvereinigung engagiert sich die ILCO für Patientenrechte. So war in den vergangenen Monaten die Auswirkung des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes, das auch die Wirtschaftlichkeitsreserven im Hilfsmittelmarkt ausloten soll, ein wichtiges Thema. Zusätzlich finden sich nützliche Informationen zu Herstellern, Selbsthilfegruppen, oder auch zum Schwerbehindertenstatus.

www.stoma-welt.de – Internetmagazin für Stomaträger. Viele nützliche Tipps für den Alltag mit Stoma, Foren zum Austausch und zahlreiche weiterführende links (zum Beispiel zu Herstellern für spezielle stomataugliche Bademode oder Dessous: www.viktoriafashion.de). Außerdem ein Video zum Wechsel der Stomaversorgung.

Schwimmen ist möglich

Im Alltag sollten Darmstomapatienten Belastungen der Bauchdecke vermeiden. Deshalb sind zum Beispiel Kraftsportarten ungeeignet. Hingegen kann trotz Stomas geschwommen werden. Hierfür wird das Stoma mit einer Stomakappe oder einem kleineren Einwegbeutel verschlossen. Spezielle Bademoden, mit integrierten Stomagürteln verhindern ein Verrutschen der Versorgung. Hinsichtlich der Ernährung gibt es keine allgemeinen Empfehlungen. Um festzustellen, welche Nahrungsmittel individuell besonders zu Blähungen oder Durchfall führen, kann ein Ernährungstagebuch geführt werden. Blähungen und Durchfall führen zwar zu keiner Geruchsbelästigung, da Filtersysteme die Beutel abdichten, aber es kommt zu gurgelnden Geräuschen. Zusätzlich können noch geruchsmindernde Kapseln in den Beutel gegeben werden. Bei Verstopfung wird eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr empfohlen, während von Abführmitteln abgeraten wird. Durch Arzneimittel kann es ebenfalls zu Veränderungen der Ausscheidungen – dünnflüssiger, vermehrt oder auch blähend – kommen. Sollte dies bei einer Dauermedikation auftreten, ist gemeinsam mit den Ärzten abzustimmen, ob es alternative Therapiemöglichkeiten gibt.

 

Quelle

 Schäfer, C., Doneth, I.: Hilfsmittel und Medizinprodukte Bd. 1, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart (2006) 383-427.

Informationen von www.ilco.de 

Informationen der Hersteller Coloplast (www.coloplast.de), B. Braun (www.enterostoma.bbraun.de) und Hollister (www.hollister.com/germany

 


Apothekerin Dr. Constanze Schäfer

Künstlicher Darmausgang Infolge eines Dickdarmkarzinoms kann es zu einem Darmverschluss kommen. Unter Umständen ist dann die Anlage eines künstlichen Darmausganges notwendig, über den der Darm dann entlastet wird. Wenn sich der Darm wieder normalisiert hat, kann der Anus praeter später wieder zurückverlegt werden.
Foto: BVMed, Berlin
Stomaversorgung Unterschieden wird zwischen einer einteiligen Versorgung, Stoma­beutel mit Klebering, und einer zweiteiligen Versorgung, die aus einer Basisplatte mit Halterungsring und Stomabeuteln mit Befestigungsring besteht. Die Haut im Bereich des Stomas wird stark belastet. Deshalb ist der Hautpflege besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Foto: Aktion Meditech

1 Kommentar

lösen des Ringes

von Sieglinde Lacher am 04.08.2019 um 21:08 Uhr

Immer wieder löst sich bei mir die Platte, kann ich dagegen etwas tun?

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