Arzneimittel und Therapie

Bösartigkeit von schwarzem Hautkrebs einschätzen

Wissenschaftlern des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg und der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg ist der Nachweis gelungen, dass die Konzentration eines löslichen Wachstumsfaktors, des Angiopoietins 2 (Ang-2), der im Blut von Melanompatienten zirkuliert, ein präziser Marker für das Fortschreiten und das Stadium des malignen Melanoms ist [1]. Die Forscher erhoffen nicht nur eine bessere Verlaufskontrolle der Erkrankung; der Wachstumsfaktor könnte auch Zielstruktur für therapeutische Maßnahmen sein.
Malignes Melanom Der Wachstumsfaktor Angiopoietin 2 könnte ein zuverlässiger Biomarker für eine bessere Verlaufskontrolle des bösartigen ­Melanoms sein.
Foto: Skin Cancer Foundation

Ab einer Größe von wenigen Millimetern ist jeder Tumor auf die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen angewiesen. Spezielle Wachstumsfaktoren regen die Gefäßwandzellen benachbarter Blutgefäße zur Neubildung von Kapillaren an. Diesen – sehr komplexen – Vorgang bezeichnet man als Angiogenese: Es sind nicht nur zahlreiche Wachstumsfaktoren, die wiederum mit anderen Signalstoffen interagieren, in diesen Vorgang involviert, sondern auch deren Rezeptoren auf den Gefäßwandzellen.

Welche Rolle spielt das Angiopoietin 2?

Die Andockstation der Wachstumsfaktoren Angiopoeitin 1 (Ang-1) und Angiopoeitin 2 (Ang-2) ist der Rezeptor Tie-2 auf der Oberfläche der Endothelzellen, die das Innere der Blutgefäße auskleiden. Einerseits geht man davon aus, dass Ang-2 als Antagonist von Ang-1 am Rezeptor wirkt und somit den Ang-1-/Tie-2-Signalweg unterbricht. Dadurch könnte es zur Entwicklung weniger intakter Tumorgefäße und einer Hemmung der Kapillarsprossung kommen. Andererseits destabilisiert Angiopoietin 2 Blutgefäße und kontrolliert gemeinsam mit dem Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF)-System und dessen Rezeptoren die Gefäßanordnung während des Tumorwachstums.

Die Abteilungen von Prof. Dr. Hellmut Augustin und Prof. Dr. Dirk Schadendorf vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg und der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg untersuchten die Rolle des Wachstumsfaktors Angiopoietin 2 (Ang-2) beim schwarzen Hautkrebs, dem bösartigen Melanom. Beim Messen der Konzentrationen von Ang-2 in Blutproben von Melanompatienten fiel den Wissenschaftlern auf, dass größere Tumoren und weiter fortgeschrittene Erkrankungen mit hohen Ang-2-Spiegeln einhergehen. Verfolgte man den Ang-2-Spiegel einzelner Patienten über die Zeit, so konnte ein Anstieg parallel zum Fortschreiten der Erkrankung beobachtet werden. Die Arbeitsgruppen stellten daher die Hypothese auf, dass im Blut zirkulierendes, lösliches Angiopoietin 2 (soluble Ang-2; sAng-2) mit einem Fortschreiten der Tumorerkrankung assoziiert ist. Es konnte nicht nur gezeigt werden, dass sAng-2 ein wesentlich zuverlässigerer Biomarker als der herkömmliche Marker S100ß ist. Auch wurde nachgewiesen, dass Melanomzellen sowohl das lösliche Ang-2 als auch den dazugehörigen Rezeptor Tie-2 auf ihrer eigenen Zellmembran bilden. Dadurch sind sie theoretisch in der Lage, sich selbst zu aktivieren. Patienten dagegen, deren Erkrankung nicht oder kaum fortschreitet, haben einen niedrigeren Ang-2-Spiegel. "Ang-2 ist ein vielversprechender Kandidat sowohl als Biomarker für eine bessere Verlaufskontrolle der Erkrankung als auch als Zielstruktur für therapeutische Maßnahmen", sagte Augustin [2].

 

Quelle

[1] Helfrich I.; et al.: Angiopoietin-2 Levels Are Associated with Disease Progression in Metastatic Malignant Melanoma. Clin. Cancer Res. 2009; 15(4): 1384-1392.

[2] Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): Neues Maß für die Bösartigkeit von schwarzem Hautkrebs. Pressemitteilung, 11. 3. 2009.

 

Dr. Hans-Peter Hanssen

Das könnte Sie auch interessieren

Neuer Antikörper lässt auf seltenere Injektionen hoffen

Mit Faricimab dual gegen Makula-­Erkrankungen

Lymphangiogenese als Target von Arzneistoffen

Neubildung nach Maß

Deutsches Krebsforschungszentrum

Viagra-Wirkstoff hilft bei Mäusen gegen Hautkrebs

Diabetes-Komplikationen am Auge sind therapierbar – wenn man sie rechtzeitig erkennt

Das Sehvermögen erhalten

Langzeitfolgen machen sich bemerkbar

Schattenseiten von Immuncheckpoint-Inhibitoren

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.