Prisma

Gieriger Zappelphilipp

Das Gehirn von Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) reagiert einer aktuellen Studie zufolge auf Belohnungen anders als das von gesunden Kindern. Es "schaltet" nach einer Belohnungsphase nicht ab, sondern giert immer weiter nach Anregung. Das könnte ein Grund dafür sein, warum ADHS-Kinder sich nicht konzentrieren können.

 

Ein Team um Theodore Beauchaine von der Universität Washington beobachtete die Gehirnaktivität von 19 Kindern mit ADHS oder gestörtem Sozialverhalten und 11 gesunden Kindern. Die Studienteilnehmer wurden vor einen Bildschirm gesetzt, auf dem mit hoher Geschwindigkeit links oder rechts Signale aufleuchteten. Je nach Signalposition mussten die Kinder einen von zwei Knöpfen drücken. Jedes Kind spielte vier Runden. In der ersten und dritten Runde bekam es als Anreiz einen Gewinn von fünf US-Cent pro richtigem Knopfdruck. Die Studienautoren beobachteten während des Spiels insbesondere zwei Gehirnareale, das Striatum und das Corpus Callosum. Das Striatum wird durch Belohnungen aktiviert und motiviert den Menschen darüber, sich anzustrengen. Das Corpus Callosum tritt dagegen in Aktion, wenn eine Belohnung endet und wirkt dann der Motivation durch das Striatum entgegen. Dieser "Bremsmechanismus" fehlte in der Studie bei den ADHS-Kindern. Während bei den gesunden Kindern das Striatum und in den beiden Gewinnrunden dann auch das Corpus Callosum aktiv wurde, zeigte bei den ADHS-Kindern nur das Striatum Aktivität. Den Studienautoren zufolge könnte dies eine Erklärung dafür sein, warum diese Kinder stets nach neuer Aktivität und Ablenkung suchen und sich nicht auf eine Sache konzentrieren können. Sie wollen diesen Zusammenhang weiter erforschen. Ob sich daraus Behandlungsstrategien ableiten lassen, ist noch unklar. 

 

Quelle
Beauchaine, Th. et al.: J. Abnorm. Psychol. 2009; 118: 203

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