Interpharm 2009

Das Risiko senken

Der Bluthochdruck ist ein komplexes Geschehen, an dem mehrere Systeme im Organismus beteiligt sind. Prof. Dr. Joachim Fauler, Dresden, zeigte, dass auch die Behandlungsmöglichkeiten entsprechend vielfältig sind.
Prof. Dr. Joachim Fauler

Komplexe Regulationsmechanismen sorgen dafür, dass nach einem drastischen Lagewechsel, zum Beispiel beim abrupten Aufstehen, immer genügend Blut im Gehirn und in den inneren Organen ankommt, um diese mit Sauerstoff zu versorgen. Sinkt der Wassergehalt im Körper und damit der Blutdruck, ergreifen die Nieren Gegenmaßnahmen und erhöhen den Druck, unter anderem über das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System. An der Regulation des systemischen Blutdrucks sind außerdem Sympathikus und Parasympathikus beteiligt. Für den lokalen Gefäßtonus sorgen unter anderem die Endothelzellen.

Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall

Optimal ist in jedem Lebensalter ein Blutdruck von 120/80 mmHg. Mit dem Lebensalter steigt bei den meisten Menschen auch der Blutdruck, unter anderem deshalb, weil die Gefäße nicht mehr so elastisch sind. So haben 60 bis 70% der über 60-Jährigen einen erhöhten Blutdruck. Mit steigendem Blutdruck steigt auch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Wenn die Ursache unbekannt ist, wird der Bluthochdruck als primäre Hypertonie bezeichnet. Unter dem Begriff sekundäre Hypertonie werden Hypertonieformen mit erkennbarer Ursache zusammengefasst, zum Beispiel als Folge von Störungen der Nieren oder des Hormonsystems.

Ernährung und Bewegung senken den Druck

Ein erhöhter Blutdruck ist nur zu einem kleinen Teil die Folge einer genetischen Veranlagung. Eine größere Rolle spielen Ernährung, Lebensstil und die Psyche. Zu den typischen Risikofaktoren gehören Rauchen, Übergewicht und Diabetes mellitus.

Die einfachsten und wirksamsten Therapiemaßnahmen bei Bluthochdruck sind die Gewichtsabnahme und mehr Bewegung. So kann 30 Minuten zügiges Gehen täglich den Blutdruck um 4 bis 9 mmHg senken.

Individuelle Kombinationen

Mit einer Monotherapie lässt sich der Blutdruck meistens nur um rund 10 mmHg senken, und nur 20 bis 30% der Hypertoniker erreichen den Zielblutdruck mit einem einzigen Antihypertensivum. Die Mehrzahl der Patienten muss mit Zweier- oder Dreierkombinationen behandelt werden. Dabei sollten sich die pharmakologischen Wirkmechanismen der einzelnen Substanzen gegenseitig ergänzen. Bei der Auswahl der Antihypertensiva müssen außerdem Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus, Adipositas und Fettstoffwechselstörungen berücksichtigt werden.

Für die Blutdrucksenkung stehen zahlreiche Präparategruppen zur Verfügung. Dazu gehören Betablocker, Diuretika, ACE-Hemmer (Sartane) und Angiotensin-1-Antagonisten.

Eine effiziente Blutdrucksenkung lässt sich zum Beispiel mit Diuretika erzielen. Hierfür werden vor allem Thiazide verwendet. Mit einer fixen Kombination von Hydrochlorothiazid mit Valsartan ist eine Blutdrucksenkung von 15 bis 20 mmHg möglich. Der Nachteil der Diuretika: Sie begünstigen das metabolische Syndrom.

Betablocker gelten heute nicht mehr als Mittel der ersten Wahl zur Blutdrucksenkung. Ihr Nutzen in der Sekundärprävention ist zwar eindeutig, zur Primärprophylaxe jedoch fraglich. Außerdem fördern Betablocker über ihren Einfluss auf Pankreas und Fettgewebe die Entstehung des metabolischen Syndroms. Häufige Nebenwirkungen sind eine Sedierung sowie Bradykardie und Potenzstörungen, die oft als so gravierend empfunden werden, dass sie zum Therapieabbruch führen.

Zentral wirksame Antihypertensiva wie Alpha-Methyldopa und Moxonidin werden heute nur noch empfohlen, wenn andere Antihypertonika nicht wirken oder nicht vertragen werden. Alpha-Methyldopa ist das einzige in der Schwangerschaft ausreichend untersuchte Antihypertensivum.

hel

Der Bluthochdruck ist ein komplexes Geschehen, an dem mehrere Systeme im Zusammenspiel beteiligt sind. Entsprechend vielfältig sind auch die Behandlungsmöglichkeiten und die meisten Wirkstoffe greifen an mehreren Angriffspunkten an.

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