- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 17/2009
- Was steckt eigentlich ...
Medizin
Was steckt eigentlich hinter ...Muskelzuckungen?
Aber der Reihe nach: Hinter dem Myoklonus stecken blitzartige Gehirnimpulse, die einzelne Muskeln oder ganze Muskelgruppen in Aktion setzen. Verwandt, aber nicht identisch mit dem Myoklonus ist der Tic , der komplexere Bewegungsmuster erzeugt, z. B. ständiges Blinzeln, Naserümpfen, Räuspern oder Schulterzucken. Tics können sehr belasten.
Dauern die Tic-artigen Zuckungen, z. B. im Gesicht, länger an und verbinden sie sich mit ruckartigen Bewegungen an Hals und Schultern und unwillkürlichen Lautäußerungen, muss an ein Tourette-Syndrom gedacht werden. Betroffen von beidem sind überwiegend männliche Jugendliche, die dann zusätzlich oft unter Ausgrenzung leiden.
Abzugrenzen sind ebenfalls eng umschriebene Formen der Epilepsie, sogenannte fokale Epilepsien. Räumlich umschriebene Bewegungsmuster wandern und dauern eher minuten- als sekundenlang. Hinzutreten kann ein "Ameisenlaufen" auf der Haut, das Sehen von Lichtblitzen oder anderes – das Bewusstsein bleibt erhalten. Glücklicherweise sind einfach-fokale Anfälle selten. Zurück zu den Muskelzuckungen: Sie sind wirklich häufig. Der bekannteste Vertreter ist der Einschlaf-Myoklonus , eine Tag für Tag millionenfach auftretende Erscheinung im Rahmen des "Programmwechsels", den das Großhirn zwischen Wach- Sein und Schlafen durchläuft. Myoklonien erzeugt das Gehirn gelegentlich aber auch bei Überanstrengung, Schreck, Angst oder Schmerz – und wer zuviel davon gewohnt ist, auch bei plötzlich sinkendem Alkoholspiegel im Blut.
Auch manche Medikamente können bei der Aufdosierung und beim Absetzen Myoklonien erzeugen.
Dass Unterzuckerung neben quälender Unruhe ebenfalls Myoklonien provoziert, zeigt, wie empfindlich das Gehirn auf Glucosemangel im Blut reagiert.
Dr. med. Arne Schäffler, Augsburg www.schaeffler.ccBeschwerdebild |
Was steckt dahinter? |
Muskelzuckungen beim Einschlafen
oder Aufwachen
|
Harmloser Einschlaf- oder Aufwach- Myoklonus |
Wiederholte Zuckungen bestimmter Gesichtsmuskeln,
z. B. sichtbare Grimassen, Kopfrucken, Stirnrunzeln |
Tic oder (Gilles-de-la-)Tourette-Syndrom, oft bei älteren Knaben oder männlichen Jugendlichen |
Ein- oder beidseitig zuckendes Augenlid |
Nervöse Zuckungen, z. B. bei Müdigkeit, Überanstrengung der Augen |
Muskelzuckungen und heftiger Bewegungsdrang in den Beinen, Verschlechterung abends und nachts |
• Häufig: Restless-legs-Syndrom (RLS) • Selten: bei Polyneuropathie, Eisenmangelanämie, Diabetes mellitus oder rheumatoider Arthritis |
Muskelzuckungen an einem Arm oder Bein ohne Bewusstseinsverlust, wandernd oder sich ausbreitend |
Epilepsie mit einfach-fokalen Anfällen |
Muskelzuckungen, Unruhe und Schwitzen |
Unterzuckerung (Hypoglykämie), vor allem bei bekanntem Diabetes |
Muskelzuckungen bei Einnahme oder Absetzen von Medikamenten |
Medikamentennebenwirkung, z. B. von
• Antiepileptika, z. B. Carbamazepin
• Antidepressiva, z. B. SSRI
• Benzodiazepinen (beim Absetzen)
• Methylphenidat |
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.