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Synthetische Drogen auf dem Vormarsch
Zwei Tage vor dem "Internationalen Tag gegen den Drogenmissbrauch" am 26. Juni stellte das UNO-Büro für Drogen- und Kriminalitätsbekämpfung (UNODC) den diesjährigen Welt-Drogen-Report vor. Danach scheinen sich die klassischen Märkte zurück zu entwickeln. So ist etwa der Opium-Anbau in Afghanistan, wo rund 93 Prozent der weltweiten Opium-Produktion angesiedelt sind, im vergangenen Jahr um beinahe ein Fünftel zurückgegangen. Ähnlich verhält es sich mit Kokain. Kolumbien, Ursprungsland für rund die Hälfte des weltweit gehandelten Kokains, verzeichnete 2008 einen Rückgang des Anbaus um rund 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Kokain-Produktion ging sogar um 28 Prozent zurück. Damit hat die globale Kokain-Produktion ein Fünf-Jahres-Tief erreicht. Die weltweit nach wie vor am meisten angebaute und konsumierte Droge ist allerdings Cannabis. Und dem Bericht zufolge ist diese offenbar schädlicher als bislang angenommen. So habe sich im Marihuana der Gehalt der für die Rauschwirkung verantwortlichen Komponente Tetrahydrocannabinol (THC) in den letzten zehn Jahren in Nordamerika nahezu verdoppelt. Dies schlage sich auch in einer steigenden Anzahl von Konsumenten nieder, die medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.
Amphetamine boomen in Schwellenländern
Die absoluten Zahlen für Cannabis, Kokain und Opiate zeigen jedoch eine Stagnation oder sogar einen Abwärtstrend auf den klassischen Märkten in Nordamerika, Ozeanien, Westeuropa und Süd-Ost-Asien. Auch der Konsum synthetischer Drogen hat sich dem Report zufolge in den Industrieländern stabilisiert. Anders stellt sich jedoch die Situation in den Entwicklungs- und Schwellenländern dar, in denen sich diese Substanzen offenbar steigender Beliebtheit erfreuen. So ist etwa der Gebrauch von Amphetaminen im Nahen und Mittleren Osten in den letzten Jahren geradezu explodiert. Fabrikgroße Labors in Südostasien produzieren laut UNODC-Direktor Antonio Maria Costa "gewaltige Mengen" an Methamphetamin und anderen Substanzen wie Ketamin.
Drogen und Gewalt
Neben den allgemeinen Trends auf dem Drogenmarkt beleuchtet der Report auch die Verknüpfung von Rauschmitteln und Gewalt. Die sinkende Nachfrage nach Kokain und der damit härter werdende Konkurrenzkampf auf dem Markt kann den Drogenwächtern zufolge ein Grund für den Anstieg der Gewalt in Mexiko sein. Andersherum zeige sich in verschiedenen Regionen Afrikas nach Jahren der deutlichen Zunahme mit einem Abflauen der gewaltsamen Konflikte 2008 erstmals ein leichter Rückgang beim Kokain-Schmuggel. Dennoch seien Drogen-assoziierte Gewalt und politische Instabilität in vielen afrikanischen Ländern, beispielsweise Guinea-Bissau, nach wie vor an der Tagesordnung. "Solange eine Nachfrage nach Drogen besteht, werden die schwachen Länder Ziel der Schmuggler sein", betonte Costa. "Wenn Europa Afrika wirklich helfen will, dann muss es seinen Hunger nach Kokain zügeln." Trotz der mit dem Drogen-Schwarzmarkt verbundenen Gewalt und Korruption wäre eine Freigabe des Drogenkonsums für Costa jedoch ein "historischer Fehler", da sie eine Missbrauchsepidemie zur Folge hätte. Costa sprach sich stattdessen dafür aus, dass Drogenabhängige wie Kranke behandelt werden und uneingeschränkten Zugang zu Therapien bekommen.
Drogenbeauftragte sorgt sich um legale Suchtmittel
Indessen unterstrich die Drogenbeauftragte der Bundesregierung anlässlich des Internationalen Tags gegen den Drogenmissbrauch die Gefahren legaler Suchtstoffe. So rauchten in Deutschland 17 Millionen Menschen regelmäßig; und noch immer rauchten zu viele Jugendliche und stiegen zu früh in den Tabakkonsum ein. "Je früher der Konsum beginnt, desto größer ist die Gefahr abhängig zu werden", warnte Bätzing. Zudem begünstige ein früher Tabakkonsum den Einstieg in den Konsum von Cannabis. Auch wenn das Rauchen bei Jugendlichen abnehme, blieben gemeinsame Anstrengungen in der Prävention notwendig. Überdies konsumierten 9,5 Millionen Menschen in Deutschland Alkohol in gesundheitlich riskanter Form, 1,3 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig. Auch hier sorgt sich Bätzing vor allem um die Jugendlichen. Nach wie vor sei das "Komasaufen" weit verbreitet. "Politik muss hier Verantwortung für den Kinder- und Jugendschutz übernehmen. Vollmundige Erklärungen reichen nicht. Es müssen Taten folgen", mahnte die Drogenbeauftragte – nicht zuletzt an die Adresse des Koalitionspartners CDU/CSU. Bätzing hält den unionsregierten Bundesministerien für Verbraucherschutz und für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vor, dass sie sich weigerten, die Vorschläge für "Nationale Aktionsprogramme zur Tabak- und Alkoholprävention" im Kabinett zu verabschieden.
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