Arzneimittel und Therapie

Giftige Arsenverbindungen in Fischölen?

Bestimmte Fischöle sind als Nahrungsergänzungsmittel hochgeschätzt. Ihre ungesättigten Fettsäuren sollen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen, da sie dazu beitragen, das "schlechte" LDL-Cholesterin zu senken. Sowohl im Fischöl vom Kabeljau als auch der Lodde, einem weiteren Hochseefisch, konnten jetzt natürliche Arsenverbindungen in hoher Konzentration nachgewiesen werden [1, 2]. Ob sie für den Menschen giftig sind, wird derzeit überprüft.

Wissenschaftler der Universität Graz haben in Hochseefischen öllösliche Arsenverbindungen entdeckt, die in relativ hoher Konzentration im Fischöl vorkommen. Anders als die bisher bekannten unschädlichen Verbindungen werden sie vom menschlichen Körper aufgenommen.

Konsequenzen für den Vertrieb von Fischölen?

Bereits im Jahr 2005 hatte die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Kevin Francesconi vom Institut für Chemie der Universität Graz im Fischöl eine öllösliche Arsenverbindung nachgewiesen, die vom menschlichen Körper aufgenommen und umgewandelt wird. Sie erzeugt beim Abbau dasselbe Produkt wie giftige, auch im Wasser vorkommende Arsenverbindungen.

Zu den jetzt untersuchten Fischölen gehört Lebertran, das vom Kabeljau gewonnen wird, sowie das Öl der Lodde, auch Kapelan genannt, einem kleinen Hochseefisch, der zur Familie der Stinte zählt. Die Moleküle sind den natürlich vorkommenden Fettsäuren strukturell sehr ähnlich, nur dass sie eben eine endständige Arsen-Gruppe aufweisen. Unklar bleibt zunächst, ob die Arsenverbindungen für den Menschen schädlich sind, da zur Toxizität von Arsen keine hinreichenden Daten vorliegen. Um mehr über die Wirkung der neuen Verbindungen herauszufinden, werden entsprechende Untersuchungen an der japanischen Teikyo Universität durchgeführt. Die Ergebnisse sollen in der ersten Hälfte dieses Jahres vorgelegt werden.

Fischöl und die darin enthaltenen Omega-3-Fettsäuren sind sehr geschätzt, weil sie cholesterinsenkend wirken und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. In den untersuchten Fischölen wurden Konzentrationen der Arsenverbindungen von rund zehn Milligramm pro Kilogramm gefunden. Für Wasser hat die Weltgesundheitsorganisation WHO einen Grenzwert von zehn Mikrogramm pro Liter festgelegt. Für Lebensmittel gibt es in den meisten Ländern keinen Grenzwert für Arsen. Anders in Australien: Hier ist der Grenzwert auf ein Milligramm pro Kilogramm festgelegt. Die österreichischen Forscher gehen davon aus, dass eine baldige Einführung von entsprechenden Grenzwerten in der EU sehr wahrscheinlich ist und dass die Fischölpräparate wohl aus dem Handel genommen werden müssen, falls sich eine toxische Wirkung bestätigt.

 

Quelle

 [1] Taleshi, M.S.; et al.: Arsenic-containing hydrocarbons: natural compounds in oil from the fish capelin, Mallotus villosus. Chem. Commun. 2008 (39), 4706 – 4707.

 [2] Rumpler, A.; et al.: Arsenic-Containing Long-Chain Fatty Acids in Cod-Liver Oil: A Result of Biosynthetic Infidelity? Angew. Chem. Intern. Ed. 2008; 47(14): 2665 – 2667.

 


Dr. Hans-Peter Hanssen

 

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