Arzneimittel und Therapie

Esomeprazol kann Asthma-Beschwerden nicht lindern

Für Patienten mit schwer kontrollierbarem Asthma empfehlen ärztliche Leitlinien, nach Komorbiditäten zu fahnden, die für das Therapieversagen verantwortlich sein könnten. Dazu zählen beispielsweise gastroösophagealer Reflux, Übergewicht, obstruktive Schlafapnoe, Sinusitis oder Depression. Nicht immer führt eine Behandlung dieser Erkrankungen jedoch zu einer Verbesserung der Asthmabeschwerden, wie kürzlich eine großangelegte amerikanische Studie gezeigt hat.

Gastroösophagealer Reflux ist weit verbreitet. In westlichen Ländern liegt die Prävalenz zwischen zehn und 20 Prozent, in Asien bei etwa fünf Prozent. Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Prävalenz bei Asthmapatienten noch deutlich höher liegt – zwischen 32 und 84 Prozent. Doch nicht immer verursacht der Reflux auch spürbare Beschwerden wie beispielsweise Sodbrennen. Schätzungen zufolge ist dies bei etwa einem Viertel der Asthmapatienten der Fall. Ausgehend von diesen epidemiologischen Daten sowie der Erkenntnis, dass sich Asthma und Refluxkrankheit gegenseitig negativ beeinflussen können (siehe Kasten), werden Patienten mit schwer kontrollierbarem Asthma häufig Protonenpumpenhemmer verordnet – auch wenn sie nicht unter Refluxsymptomen leiden.

Asthma und Refluxkrankheit

Asthma und Refluxkrankheit können sich gegenseitig negativ beeinflussen, wobei die Zusammenhänge noch nicht vollständig erforscht sind. Beispielsweise kann beim Säurereflux eine Mikroaspiration erfolgen, die zur Bronchokonstriktion führt. Andererseits induziert die asthmabedingte Bronchokonstriktion nicht selten einen Reflux von Magensäure. Bonchodilatatoren wie Beta-2-Sympathomimetika und Theophyllin stehen im Verdacht, den Tonus des unteren Ösophagussphinkters zu vermindern, was den Reflux von Mageninhalt in die Speiseröhre begünstigt.

Uneinheitliche Datenlage

Die Datenlage zu der Fragestellung, ob eine Behandlung des gastroösophagealen Refluxes zu einer Symptomverbesserung des Asthmas führt, ist nicht einheitlich. Beispielsweise fand ein Cochrane-Review in zwölf doppelblinden kontrollierten Studien keinen Benefit einer solchen Therapie. In einer finnischen Studie führte eine Behandlung mit Esomeprazol bei Patienten mit Refluxsymptomen und Asthma zwar zu einer statistisch signifikanten, aber letztendlich geringen Besserung der Asthmasymptome in der Nacht.

Eine amerikanische Arbeitsgruppe initiierte daraufhin eine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie mit der Fragestellung, ob eine Behandlung mit dem Protonenpumpenhemmer Esomeprazol bei Patienten, die minimale oder keine Refluxsymptome aufweisen, die Asthmakontrolle verbessern kann. Die 412 Studienteilnehmer wurden in zwei Gruppen randomisiert und erhielten 24 Wochen lang zweimal täglich 40 mg Esomeprazol oder Placebo. Durch das Führen von Asthmatagebüchern, die Verwendung von Asthmafragebögen und eine einmal monatliche Spirometrie wurden die Symptome verfolgt. Der primäre Endpunkt der Studie setzte sich aus verschiedenen Ereignissen wie z. B. einer Verschlechterung der morgendlichen Lungenfunktion oder der Notwendigkeit einer oralen Prednisolongabe zusammen. Der Reflux von Magensäure wurde mittels ambulantem pH-Monitoring verfolgt.

Kein Benefit durch Esomeprazol

Das Ausmaß der Asthmasymptome sowie die Refluxhäufigkeit waren in den beiden Gruppen ähnlich verteilt. Auch der primäre Endpunkt trat mit gleicher Häufigkeit in der Placebo- und der Verumgruppe auf (2,3 bzw. 2,5 Ereignisse pro Patientenjahr, P = 0,66). Auch bei den sekundären Endpunkten wie z. B. nächtliches Erwachen oder Lebensqualität fand man keinen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen. Damit konnte die Studie innerhalb des Beobachtungszeitraums von sechs Monaten für Asthmapatienten mit minimalen oder nicht spürbaren Refluxsymptomen keinen Benefit einer Esomeprazolbehandlung zeigen. Aufgrund der Ergebnisse dieser und vorangegangener Studien empfehlen Experten, Protonenpumpenhemmer wie Esomeprazol Asthmapatienten nur dann zu verordnen, wenn sie tatsächlich unter Refluxsymptomen leiden.

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn, Schmölln

 


Quelle

 The American Lung Association Asthma Clinical Reserch Centers: Efficacy of esomeprazole for treatment of poorly controlled asthma, NEJM 360: 1487 –1499 (2009)

 Asano, K., Suzuki, H.: Silent asthma reflux and asthma control, NEJM 360: 1551–1553 (2009)

 Coughlan, J. L., et al.: Medical treatment for reflux oesophagitis does not consistently improve asthma control: a systematic review. Thorax 56(3): 198 – 204 (2001)

 Kilijander T. O., et al.: Effects of esomeprazole 40 mg twice daily on asthma: a randomized placebo-controlled trial. Am J Respir Crit Care Med 173(10): 1091–1097 (2006)

 

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