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- DAZ 34/2009
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Arzneimittel und Therapie
Ein Immunsuppressivum als Pille für ein längeres Leben?
Rapamycin wurde 1965 aus dem Actinobacterium Streptomyces hygroscopicus isoliert. Die Substanz hat vielfältige Wirkungen. Das Makrolidantibiotikum sollte zunächst als Mittel gegen Pilzinfektionen eingesetzt werden, bevor seine immunsuppressive Nebenwirkung zur Hauptindikation wurde. Rapamycin (= Sirolimus, Rapamune®) ist in Deutschland zur Vermeidung einer Transplantatabstoßung bei Herz-, Nieren- und Lebertransplantation (nur in Kombination mit anderen immunsuppressiven Medikamenten) zugelassen. Es ist weiterhin Bestandteil eines Medikamente freisetzenden Stents: Seine antiproliferative Wirkung verhindert dabei die erneute Verengung einer Arterie (Restenose) in der Koronarprothese. Auch wird die Wirksamkeit von Rapamycin bei Krebserkrankungen untersucht.
Ein Wirkungsmechanismus von Rapamycin ist die Bindung des Proteins Immunophilin. Dies führt in einer komplexen Wirkkette zu einer Hemmung des Zellzyklus und zu einer Schwächung der körpereigenen Abwehr. In der jetzt vorgelegten Studie wurden Labormäuse mit einer Rapamycin enthaltenden Nahrung gefüttert. Die Tiere, die einem Menschenalter von etwa 60 Jahren entsprachen, lebten – umgerechnet auf ihre Lebenserwartung zur Zeit der Behandlung – 28% (Männchen) bzw. 38% (Weibchen) länger als erwartet. Rapamycin hat dabei offensichtlich eine ähnliche Wirkung wie eine eingeschränkte Nahrungsaufnahme. Bereits früher war erkannt worden, dass eine Kalorienrestriktion im Tiermodell die Lebensspanne verlängerte. Der Vorgang geht mit einer Inhibition des mTOR (mammalian target of rapamycin)-Signalwegs in den Zellen einher. Dieser ist stark mit der Regulierung der Nahrungsaufnahme verknüpft. mTOR selbst ist Bestandteil eines Proteinkomplexes, der ebenfalls für die oben genannte Schwächung des Immunsystems verantwortlich ist.
Dies ist der erste Beweis dafür, dass Medikamente bei Säugern Alterungsprozesse verlangsamen und die Lebenserwartung erhöhen können. Solche Effekte waren bislang nur bei Hefen und Fadenwürmern beobachtet worden. Arzneimittel wie Rapamycin könnten vielleicht eines Tages bei der Behandlung und Prävention von altersbedingten Erkrankungen hilfreich sein. In der Boulevardpresse wurde bereits von einer "neuen Anti-Aging-Droge" gesprochen. Die Wissenschaftler selber sehen ihre Ergebnisse mit einer gewissen Zurückhaltung: Bei dem starken Immunsuppressivum gehören Infektionen, Fettstoffwechselstörungen und auch Neoplasien zu den Nebenwirkungen.
Quelle
Harrison, D. E.; et al.: Rapamycin fed late in life extends lifespan in genetically heterogeneous mice. Nature 2009 460(7253), 392 – 395.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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