- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 34/2009
- Enzymtherapie kann ...
Selbstmedikation
Enzymtherapie kann Chemotherapie unterstützen
Bei der systemischen Enzymtherapie werden verschiedene Proteasen wie etwa Bromelain, Papain, Trypsin und Chymotrypsin eingesetzt. Diese sollen den körpereigenen Zytokinspiegel normalisieren, indem sie modulierend auf pro- und antiinflammatorische Zytokine einwirken. Es wird versucht, ihren Wirkmechanismus folgendermaßen zu erklären: Bei vielen soliden Tumorerkrankungen können unphysiologische Zytokinwerte – insbesondere hohe Konzentrationen an TGF β – vorliegen. So konnte etwa gezeigt werden, dass hohe lokale Werte von TGF β mit Entstehung, Ausbreitung und Wachstum solider Tumoren korrelieren. Der transformierende Wachstumsfaktor TGF β wiederum inhibiert das Immunsystem und begünstigt klonale Expansionen. Ferner fördert TGF β Angiogenese und Migrationsfähigkeit maligner Zellen. Durch eine Reduktion von TGF β soll ein physiologisches Zytokingleichgewicht wieder hergestellt und die Immunkompetenz gestärkt werden.
Konzept der EnzymtherapieBereits in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts beobachteten die Wiener Wissenschaftler Ernst Freund (1863 –1946) und Gisa Kaminer (1883 –1941), dass Krebszellen zerfallen, wenn ihnen Blut gesunder Spender zugefügt wird. Daraufhin wurden Stoffe postuliert, die Tumorzellen erkennen und zerstören können. Der Wissenschaftler Max Wolf führte die Forschungsarbeiten weiter und stellte fest, dass gesunde Probanden bestimmte proteolytische Enzyme (Hydrolasen) besitzen, die an der selektiven Zerstörung maligner Zellen beteiligt sind. Es folgte die Herstellung erster Enzymgemische. Ein weiterentwickeltes Enzymgemisch aus Papain, Trypsin und Chymotrypsin wurde unter dem Namen Wobe-Mugos® auf den Markt gebracht. |
Klinische Erfahrungen in Onkologie
Bislang liegen vorwiegend klinische und empirische Erfahrungen mit der systemischen Enzymtherapie vor. So konnte etwa die Lebensqualität von Tumorpatienten durch die Gabe von Proteasen verbessert werden. In einigen Studien wurde auch eine Verlängerung der rezidivfreien Zeit sowie eine Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit festgestellt. Allerdings entsprechen die vorwiegend älteren Studien nicht mehr den heutigen Kriterien einer evidenzbasierten Medizin, so dass neue Phase-III-Studien durchgeführt werden sollten. Retrospektive Studien jüngeren Datums zeigen, dass mithilfe der systemischen Enzymtherapie unerwünschte Wirkungen einer Chemo- und Strahlentherapie abgeschwächt werden können. Wenige tierexperimentelle Arbeiten bestätigen eine In-vitro-Effektivität. Die Resorptionsrate bei magensaftresistenten Formulierungen liegt etwa bei 20%, was eine relativ hohe Dosierung und nüchterne Einnahme erforderlich macht.
Der transforming growth factorDer transformierende Wachstumsfaktor TGF β ist ein Zytokin, das je nach Zelltyp, Entwicklungsstadium, Differenzierung und Zellzyklusposition unterschiedliche Aktivitäten aufweist. In Abhängigkeit von diesen Parametern moduliert TGF β Proliferation, Apoptose, Aktivierung und Differenzierung entsprechender Zielzellen. Unter anderem stimuliert der transformierende Wachstumsfaktor TGF β die extrazelluläre Matrixsynthese durch Fibroblasten, fördert die Angiogenese und schützt T-Zellen vor dem Zelltod. Ferner spielt TGF β bei der Metastasierung, bei Immunreaktion und bei der Regeneration von Zellen eine zentrale Rolle. |
Quelle
Dr. Dr. Winfried Miller, Kempten; Dr. Hellmut Münch, Unterwössen; Dr. Thomas Kubin, Traunstein: "Chancen der Systemischen Enzymtherapie in der Onkologie", München, 16. Oktober 2008, veranstaltet von der Wissenschaftlichen Gesellschaft zur Förderung der Enzymtherapie (WGFE) und der Medizinischen Enzymforschungsgesellschaft (MEF).
Münstedt, K. (Hrsg.): Ratgeber Unkonventionelle Krebstherapien. 2. Auflage, ecomed Medizin, Landsberg (2005).
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.