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Arzneimittel und Therapie
Schnellere Diagnose bei akutem Herzinfarkt
In allen Industrieländern ist schon länger eine Zunahme von Myorkardinfarkten zu beobachten. So erleiden jährlich allein in Deutschland rund 250.000 Menschen einen Herzinfarkt. In den ersten vier Wochen nach einem Infarkt sterben etwa 50% der Patienten. Für eine optimale Prognose ist vor allem eine schnelle und sichere Diagnostik der Erkrankung unerlässlich. Bei einer ischämischen Schädigung des Herzmuskels gelangen Bestandteile der Kardiomyozyten ins Blut, deren Nachweis als "Nekrosemarker" zur Frühdiagnostik gehört. Zu diesen gehört auch der Proteinkomplex (kardiales) Troponin. Der Nachweis der Untereinheiten T und I, die ausschließlich im Herzmuskel vorkommen, dient der Infarkt-Diagnostik. So kann ein erhöhter Troponin-Spiegel im Blut einen Herzmuskelschaden anzeigen, ist aber auch bei normalem EKG Hinweis auf einen Herzinfarkt. Die Überlebensrate nach dem Herzinfarkt korreliert dabei mit Höhe der des maximalen Troponin-Spiegels.
Neuer Troponin-Test noch sensitiver
Bis vor wenigen Jahren war die Creatinkinase CK-MB (Myokardtyp, Herzmuskeltyp) der Goldstandard als Nekrosemarker. In den letzten Jahren hat jedoch die Bedeutung des Troponin-Tests, der eine wesentlich schnellere und zuverlässigere Diagnose erlaubt, stetig zugenommen. Mit ihm kann eine Bewertung bereits nach sechs Stunden vorgelegt werden. Die jetzt vorgestellten sensitiven Troponin-Assays verbessern diese Diagnostik nochmals: Wissenschaftler der Universität Mainz wiesen für den Test Troponin I Ultra von Siemens eine signifikant höhere diagnostische Trefferrate von 96% gegenüber dem Vergleichstest (85%) nach [1]. Troponin I von Abbott-Architect, High-Sensitive Troponin T von Roche, Troponin I von Roche und Troponin I Ultra von Siemens, die von einer Schweizer Arbeitsgruppe untersucht wurden, schnitten ebenfalls besser ab als ein bereits eingeführter Standardassay (Troponin T von Roche). Ihre diagnostische Genauigkeit betrug 94 – 96% gegenüber 90% für den Standardtest. In den ersten drei Stunden nach Einsetzen der Schmerzen betrug die diagnostische Trefferquote bei den neuen Tests zwischen 92 und 94%, beim Standardtest hingegen nur 76% [2].
Die neuen sensitiven Troponin-Tests werden als wichtiger "Schritt vorwärts zu einer zuverlässigen Gesamtdiagnostik bei Myokardinfarkt" bewertet [3]. Sie sollten jedoch nicht unabhängig vom klinischen Erscheinungsbild eingesetzt werden. Ein Troponin-Anstieg ist auch bei anderen kardialen Erkrankungen zu beobachten. Ebenso zeigen Patienten mit einer schweren Niereninsuffizienz häufig erhöhte Werte, da Troponin über die Niere ausgeschieden wird.
Quelle
[1] Reichlin, T.; et al.: Early Diagnosis of Myocardial Infarction with Sensitive Cardiac Troponin Assays. N. Engl. J. Med. (2009) 361(9): 858 – 867.
[2] Keller, T.; et al.: Sensitive Troponin I Assay in Early Diagnosis of Acute Myocardial Infarction. N. Engl. J. Med. (2009) 361(9): 868 – 877.
[3] Morrow, D.A.: Clinical Application of Sensitive Troponin Assays. N. Engl. J. Med. (2009) 361(9): 913 – 915.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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