Statistik und was sie nicht bedeutet – eine Anleitung zum Umdenken

Das Autorenduo Dubben/Beck-Bornholdt steht für verblüffende Bücher, die in lustig-lockerem Erzählstil mit den scheinbar klaren Konsequenzen aus statistischen Berechnungen aufräumen. Bereits mit ihrem Bestseller "Der Hund, der Eier legt" und dem nächsten Buch "Der Schein der Weisen" haben die beiden Wissenschaftler ihren Lesern viele sehr verbreitete Missverständnisse im Umgang mit Statistiken verdeutlicht. Übertragen auf Beispiele aus dem Alltagsleben zeigen sie, wie selten statistische Aussagen wirklich das bedeuten, was die meisten Adressaten einschlägiger Veröffentlichungen meinen. Die beiden Autoren, die ursprünglich Physiker sind, inzwischen aber am Uni-Klinikum Hamburg-Eppendorf lehren und forschen, nehmen besonders die medizinische Statistik ins Visier. Damit stellen sie die Aussagekraft von medizinischen Tests und Wirksamkeitsprüfungen für Arzneimittel in Frage. Auch das dritte Buch "Mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit" – erstmals bereits 2005 erschienen und nun in der vierten Auflage erhältlich – folgt dem Konzept dieser "Umdenkbücher". Trotz der gleichen Intention und einigen inhaltlichen Parallelen verblüffen die Autoren mit immer wieder neuen Paradoxien und Konsequenzen, die zugleich erstaunen und erschrecken. Dabei geht es teilweise wieder um typische Fragen des Medizinbetriebs. So wird beispielsweise gezeigt, wie unterschiedliche diagnostische Vorgehensweisen bei Krankheiten im Niedrigprävalenzbereich zu ganz verschiedenen Ergebnissen führen können. Auch die unterschiedliche Zuordnung von Patienten zu verschiedenen Gruppen in einer Studienauswertung kann bei gleichen medizinischen Ergebnissen zu verschiedenen Studienergebnissen führen. Einen weiteren Schwerpunkt bilden kriminologische Themen. So wird gezeigt, dass sogar der vermeintlich sichere genetische Fingerabdruck in Abhängigkeit von weiteren Rahmenbedingungen sehr unterschiedliche Aussagekraft hat. Ebenso problematisch ist der "Ankläger-Trugschluss": "Verurteilt wegen Unwahrscheinlichkeit". Daneben geht es um so verschiedene Themen wie den Zuschnitt von Wahlkreisen, Glücksspiele und die Planung des Straßenbaus.

Der oft ernste Hintergrund trübt die Lesefreude aber nicht. Auch das dritte Buch des Autorenduos bietet eine sehr kurzweilige Lektüre. Dubben und Beck-Bornholdt zeigen, wie einfach Statistik eigentlich sein könnte und präsentieren ihre oft ganz alltäglichen Beispiele mit einer großen Portion Humor. So lässt sich das Buch ganz locker wie eine Sammlung witziger Kurzgeschichten lesen – und doch vermittelt es bedeutsame Kenntnisse in Statistik. Leser, die die bisherigen Bücher von Dubben und Beck-Bornholdt kennen, dürfen sich "Mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit" auf eine spannende Fortsetzung freuen. Für alle anderen ist das Buch noch dringender zu empfehlen: Es wird Ihren Blick auf die Welt verändern. Hinterfragen Sie Ihre Sicht auf statistische Aussagen und lassen Sie sich mitnehmen auf eine faszinierende Reise bei der nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint!