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Arzneimittel und Therapie
Neuer DPP-4-Hemmer Saxagliptin eingeführt
Saxagliptin gehört zur noch jungen Klasse der Inkretintherapeutika, die zurzeit Substanzen mit zwei verschiedenen Wirkprinzipien umfasst:
- die Inkretinmimetika, die länger als die körpereigenen Inkretine (z. B. Glucagon-like Peptide 1, GLP-1) wirken (Exenatid, Liraglutid)
- die Dipeptidyl-Peptidase-4(DPP-4)-Inhibitoren, die den Inkretin-Abbau blockieren und damit die Verfügbarkeit dieser Hormone erhöhen (Sitagliptin, Vildagliptin, Saxagliptin).
Inkretine wie das GLP-1 sind Peptidhormone, die nach Aufnahme von Kohlenhydraten im Gastrointestinaltrakt freigesetzt werden und die Insulin-Bildung und -Sekretion in den Betazellen des Pankreas stimulieren. Darüber hinaus hemmen sie die Glucagon-Bildung in den Alphazellen und die Gluconeogenese in der Leber und verzögern die Magenentleerung, wodurch Nährstoffe langsamer ins Blut gelangen und der Appetit vermindert wird. Inkretine wirken jedoch nur wenige Minuten, dann werden sie von DPP 4 abgebaut. Durch die Hemmung dieses Enzyms bleiben die Hormonwirkungen länger erhalten und der Blutzuckerspiegel kann stärker gesenkt werden.
Im Falle von Saxagliptin wird durch den Wirkstoff und seinen aktiven Hauptmetaboliten eine etwa 60-prozentige Hemmung von DPP 4 erreicht, die GLP-1-Spiegel steigen um den Faktor 1,5 bis 3.
DPP-4-Inhibitoren wie Saxagliptin wirken nahrungsabhängig, das heißt genau dann, wenn GLP-1 nach Kohlenhydrataufnahme ausgeschüttet wurde. Dies ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass das Hypoglykämierisiko der DPP-4-Inhibitoren nur minimal ist.
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Saxagliptin wurde in sechs Phase III-Studien mit insgesamt 4148 Patienten mit unterschiedlichen Dosierungen und in verschiedenen Kombinationen untersucht. Primärer Endpunkt dieser Studien war die Veränderung des HbA1c -Wertes über einen Zeitraum von 24 Wochen. Zu den sekundären Endpunkten zählten die Änderungen der prä- und postprandialen Glucosespiegel sowie der Anteil der Patienten, die zu Studienende einen HbA1c -Zielwert von < 7 aufwiesen. Die Studien ergaben, dass Saxagliptin in Kombinationen mit Metformin, Sulfonylharnstoffen oder Thiazolidindionen im Vergleich zu den Einzelsubstanzen den HbA1c -Wert durchschnittlich um 0,64 bis 0,94 senkte. Außerdem wurde unter allen Kombinationen eine signifikante Reduktion der prä- und postprandialen Glucosewerte erzielt. "Diese deutliche Verbesserung der Glucosetriade (dazu zählen neben dem HbA1c -Wert Nüchternblutzucker und postprandialer Blutzucker) eröffnet interessante Perspektiven hinsichtlich der Prävention von Folgeerkrankungen, zu deren Auftreten auch hohe prä- und postprandiale Glucosewerte maßgeblich beitragen", betonte Wolfgang E. Schmidt.
Die häufigsten unter Saxagliptin beobachteten Nebenwirkungen waren Infektionen der oberen Atemwege, Harnwegsinfektionen, Gastroenteritis, Sinusitis, Kopfschmerz und Erbrechen. Es zeigten sich keine unerwünschten Wirkungen auf Lipidparameter, Blutdruck oder Herzfrequenz sowie keine Hinweise auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Eine Gewichtszunahme sowie Hypoglykämien wurden unter der Gabe von Saxagliptin nur sehr selten beobachtet. Nach Ansicht von Schmidt ist daher bei Gabe von Saxagliptin mit einer deutlich höheren Compliance als bei Antidiabetika, bei denen diese unerwünschten Wirkungen häufiger auftreten, zu rechnen. Es zeigte sich außerdem, dass Saxagliptin bei Patienten mit leichter Niereninsuffizienz ohne Dosisanpassung angewendet werden kann.
Hypoglykämien und DemenzEine Hypoglykämie ist per Definition ein Blutzuckerwert unter 40 mg/dl (2,22 mmol/l). Ein bisher wenig untersuchter Zusammenhang ist der zwischen Hypoglykämie und Demenz. In einer kürzlich veröffentlichten retrospektiven Kohortenstudie1 mit mehr als 16.000 Typ-2-Diabetikern mit einem Alter über 65 Jahren fand man, dass das Risiko für eine Demenzentwicklung mit der Zahl schwerer Hypoglykämien steigt. Bei einer schweren Hypoglykämie war das relative Risiko für eine Demenz um 26%, nach zwei derartigen Zwischenfällen um 80% und nach drei Hypoglykämien um 94% erhöht. 1 Whitmer RA et al., JAMA 301:1565-1572 (2009) |
Seit November verfügbar
Saxagliptin wurde unter dem Handelsnamen OnglyzaTM am 5. Oktober 2009 von der EU-Kommission in 27 EU-Ländern zugelassen und am 1. November 2009 in Deutschland eingeführt. Die empfohlene Dosierung bei Erwachsenen beträgt einmal täglich 5 mg. Die Einnahme sollte regelmäßig erfolgen, ist aber nicht an eine bestimmte Tageszeit gebunden und unabhängig von den Mahlzeiten.
Zurzeit ist Saxagliptin nur zur Kombinationstherapie zugelassen, und zwar:
- in Kombination mit Metformin, wenn eine Metformin-Monotherapie, zusammen mit einer Diät und Bewegung, den Blutzucker nicht ausreichend kontrolliert.
- in Kombination mit einem Sulfonylharnstoff bei Patienten, für die die Anwendung von Metformin ungeeignet erscheint, wenn eine Sulfonylharnstoff-Therapie, zusammen mit einer Diät und Bewegung, den Blutzucker nicht ausreichend kontrolliert.
- in Kombination mit einem Thiazolidindion bei Patienten, für die die Anwendung eines Thiazolidindions geeignet erscheint, wenn eine Thiazolidindion-Monotherapie, zusammen mit einer Diät und Bewegung, den Blutzucker nicht ausreichend kontrolliert.
Quelle
Dr. Michael Krekler, München; Dr. Kristian Löbner, Wedel; Prof. Dr. Wolfgang E. Schmidt, Bochum; Prof. Dr. Petra-Maria Schumm-Draeger, München; Dr. Veronika Hollenrieder, Unterhaching: "Eine neue Perspektive für bekannte Herausforderungen in der Behandlung des Typ 2 Diabetes: Saxagliptin – eine neue Therapieoption", Berlin, 27. Oktober 2009, veranstaltet von der Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, München, und der AstraZeneca GmbH, Wedel.
Apothekerin Dr. Claudia Bruhn
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