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- DAZ 46/2009
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Arzneimittel und Therapie
Dopaminagonist Pramipexol auch als Retardtablette
Compliance ist für den Erfolg einer Therapie die entscheidende Komponente. Das gilt besonders in einer Phase, in der die Dosis langsam auftitriert werden muss, wie es bei Patienten mit Morbus Parkinson der Fall ist. Bei ihnen wird nach einem komplizierten Schema auftitriert, das eine tägliche Mehreinnahme erfordert. "Oft kann der Patient das so gar nicht realisieren" meint Priv.-Doz. Dr. Ilonka Eisensehr, Neurologin in München. Die Divergenz zwischen Verordnung und Einnahme führt dazu, dass die Basis für die Aufdosierung nicht mehr stimmt. Ältere Patienten nehmen dabei eher zu viele Tabletten, jüngere Patienten, vor allem bei begleitender Depression, eher zu wenige Tabletten ein. Die Konsequenzen bei Morbus Parkinson sind schwerwiegend. Ein Zuviel an Tabletten führt zu motorischen Fluktuationen, Hyperkinesie und Dystonien. Bei einem Zuwenig bessert sich die Symptomatik nicht, so dass der Arzt die Dosis, unter falschen Voraussetzungen, weiter erhöht. Jeder fünfte Patient, so Eisensehr, nimmt weniger als 80% der Tabletten ein, bei 90% der Patienten ist das Timing falsch. Dabei gilt auch hier: Je mehr Tabletten eingenommen werden müssen, desto unübersichtlicher ist die Situation für den Patienten und desto mehr Fehler können passieren. Senkung der Tablettenlast und die Vereinfachung des Einnahmeschemas unterstützen die Compliance.
Einmalgabe fördert die Compliance
Realisiert werden kann diese Forderung mit retardiertem Pramipexol (Sifrol® Retard), das nun für die Therapie bei Morbus Parkinson zur Verfügung steht und die tägliche Einmalgabe ermöglicht: eine Retardtablette entspricht der dreimal täglichen Einnahme von nicht retardiertem Pramipexol. Der Dopaminagonist Pramipexol, der chemisch nicht mit den Mutterkornalkaloiden verwandt ist, bindet wie Ropinirol bevorzugt an D3 -Rezeptoren. Die Palette von fünf Dosen zwischen 0,26 mg und 3,15 mg erlaubt den Einsatz bereits in der Aufdosierungsphase. Damit steigen Behandlungserfolg und Lebensqualität, die Abhängigkeit vom Pflegepersonal sinkt. Klinische Studien zeigen zudem, dass retardiertes Pramipexol bei einmal täglicher Gabe zu gleichmäßigeren Plasmaspiegeln führt als die dreimalige Gabe.
Retardiertes Pramipexol für Früh- und Spätphase
Das Studienprogramm zu retardiertem Pramipexol umfasst eine Studie im Frühstadium des Morbus Parkinson, eine Studie im Spätstadium sowie eine Umstellungsstudie von nicht-retardiertem Pramipexol (immediate release; IR) auf retardiertes Pramipexol (extended release; ER). Verglichen wurde randomisiert und doppelblind jeweils die einmalige Gabe von Pramipexol ER mit der dreimaligen Gabe von Pramipexol IR. In die Studie zum Einsatz in der Frühphase wurden Morbus-Parkinson-Patienten (durchschnittliches Alter: 62 Jahre) mit einer mittleren Erkrankungsdauer von 0,8 bis 1,1 Jahren eingeschlossen, "und damit wirklich frühe Patienten", so Prof. Dr. Claudia Trenkwalder, Kassel. Sie erhielten nach einer Aufdosierungsphase von sieben Wochen über weitere 26 Wochen entweder Pramipexol IR (n = 103), Pramipexol ER (n = 106) oder Placebo (n = 50). L-Dopa war als Rescue-Therapie zugelassen. Die Überlegenheit von retardiertem Pramipexol gegenüber Placebo wurde nach 18 Wochen ermittelt, die Nicht-Überlegenheit zwischen den beiden Verumgruppen nach 33 Wochen. Primärer Endpunkt war die Verbesserung auf der UPDRS (Unified Parkinson Disease Rating Scale) II und III. Danach war Pramipexol ER Placebo signifikant überlegen mit einer Besserung auf der UPDRS II und III um –8,1 gegenüber –5,1. Der Vergleich der beiden Verumgruppen nach 33 Wochen zeigte, dass die retardierte Form den Wert auf der UPDRS II und III ebenso günstig beeinflusst wie schnell freisetzendes Pramipexol (–8,8 versus –8,6). "Das ist nicht selbstverständlich", so Trenkwalder: "Standard- und Retardformulierungen müssen immer miteinander verglichen werden." Auch der Blick auf die Nebenwirkungen zeigte keine relevanten Unterschiede bei den beiden Darreichungsformen. Ähnlich die Ergebnisse mit Patienten im fortgeschrittenem Stadium der Parkinson-Erkrankung. In die Studie wurden Patienten mit stabiler L-Dopa-Dosis eingeschlossen. Sie erhielten ebenfalls nach einer Aufdosierungsphase von sieben Wochen über weitere 26 Wochen entweder Pramipexol ER (n = 164), Pramipexol IR (n = 175) oder Placebo (n = 178). Der UPDRS II und III besserte sich unter beiden Darreichungsformen signifikant im Vergleich zu Placebo, wobei ER und IR vergleichbar wirksam waren. Die Off-Zeiten gingen unter Placebo um 1,4 h, unter Pramipexol ER um 2,1 h und unter Pramipexol IR um 2,5 h zurück. In der Umstellungsstudie mit 104 Patienten, die über mindestens vier Wochen stabil auf Pramipexol IR eingestellt waren, konnten 85% erfolgreich von einem Tag auf den anderen auf die retardierte Form umgestellt werden. Bei 82% bliebt die Dosis dabei unverändert, bei 14% wurde sie erhöht, bei 3% reduziert. "Eine Umstellung 1:1 kann empfohlen werden", resümierte Trenkwalder. Patienten, die erfolgreich mit der Dreimalgabe eingestellt sind, sollten allerdings dabei bleiben.
Quelle
Priv.-Doz. Dr. Ilonka Eisensehr, München; Prof. Dr. Claudia Trenkwalder, Kassel; Dr. Sven Schreder, Biberach: "Eine neue Option für die Parkinson-Therapie: Sifrol® Retard macht den Unterschied", Nürnberg, 23. September 2009, veranstaltet von der Boehringer Ingelheim GmbH & Co KG, Ingelheim.
Apothekerin Dr. Beate Fessler
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