DAZ aktuell

Wege aus der Krise?

ROSTOCK (tmb). In seinem Buch "Der Crash kommt" hatte Prof. Dr. Max Otte, Fachhochschule Worms, die Finanzkrise vorhergesagt. Beim Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern am 14. November stellte er die wichtigsten Zusammenhänge der Finanzkrise dar und beschrieb mögliche Zukunftsszenarien und grundsätzliche Anlageempfehlungen.
"Investieren Sie nach dem ­Reinheitsgebot" empfiehlt Prof. Dr. Max Otte Apothekern für den ­Aktienkauf.
Foto: DAZ/tmb

Die Krise sei vorhersehbar gewesen, weil der angebliche Wert der Immobilien in den USA größer als das Volumen der Technologiebranche war, erklärte Otte. Die von Investmentbanken praktizierten Verbriefungen seien gut, solange Sachwerte dahinter stehen, doch seien vor der Krise immer höhere Hypotheken für kaum werthaltige Immobilien verkauft worden. Alle Beteiligten hätten daran zunächst verdient, solide Finanzberater seien aus den Banken herausgemobbt worden. Die Wirtschaftsforscher würden solche Entwicklungen nicht aufzeigen. "Wirtschaftsforscher ändern ihre Meinung nur bei unwiderlegbaren Beweisen und dann nur langsam", meint Otte. Sie würden jeweils nur die Gegenwart darstellen und hätten keine Anreize vor Rezessionen zu warnen. Daher riet Otte: "Orientieren Sie sich nicht an der Wirtschaftsforschung."

Systemwettstreit

Letztlich sieht Otte die Finanzkrise als Teil eines großen Systemwettstreits zwischen dem "angelsächsischen Hyperkapitalismus" und einem deutsch geprägten System mit Freiberuflern, Genossenschaften und vielen persönlich haftenden Unternehmern. Der extreme Kapitalismus führe an den Börsen zu großen Schwankungen, wie sie eher in kaum entwickelten Volkswirtschaften erwartet werden. Das deutsche System ermögliche dagegen eher stetiges Wachstum.

Für die Zukunft erwartet Otte möglicherweise eine schleichende Deflation, wie sie schon lange in Japan herrscht. Das führe zur "Zombie-Wirtschaft", bei der viele Unternehmen als "Scheintote" erhalten blieben. Die nach seiner Einschätzung eher optimistische Alternative wäre eine einjährige scharfe Rezession und dann eine Inflation – denn es gibt mehr Geld als Werte, erklärte Otte. Doch sei es sehr schwer, eine einmal begonnene Inflation zu stoppen.

Anlageempfehlungen

Bei aller Kritik an manchen Auswüchsen der Kapitalmärkte rät Otte dennoch zu Aktien. Sie seien derzeit nicht überbewertet, weil ihr Wert nur die Hälfte der Wirtschaftsleistung ausmache. Otte empfiehlt: "Investieren Sie nach dem Reinheitsgebot!" Zertifikate würden nur Sicherheit vorspiegeln, letztlich würden die Banken zu sehr daran verdienen. Sinnvoll sei dagegen die langfristige Anlage in Aktien international tätiger "vernünftiger" Unternehmen. So seien langfristig Durchschnittsrenditen von fünf bis zehn Prozent zu erreichen. Grundsätzlich empfahl er die Anlage in Sachvermögen, dazu gehöre auch etwa fünf Prozent Gold. Geldvermögen sei dagegen nur scheinbar sicher, weil es keinen Schutz vor Inflation und vor dem Ausfall des Schuldners biete. Daher betrachtet Otte langfristig gebundenes Geldvermögen wie Lebens- und Rentenversicherungen als besonders gefährlich.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.