Wirtschaft

DAX gibt wieder Lebenszeichen von sich

Leichte Erholung nach Kursrutsch – Euroland bleibt Sorgenkind

(hps). Eine "Währungsbörse" nennen die Profis die Gefolgschaft der Börse im wilden Fahrwasser der Euronotierungen. Nach einer Bankenpleite in Spanien und Kanonendonner in Korea holten in einem überverkauften Markt die Bullen zum Gegenschlag aus. Aber ob sich die Optimisten am Ende tatsächlich gegen die Schuldenkrise durchsetzen können, ist zweifelhaft.

Die Marktlage

Nachdem sich die Investoren nach Leerverkaufsverbot und Finanztransaktionssteuer Sorgen über die wirtschaftliche Verfassung der Eurozone machen mussten, sorgten letzte Woche das Säbelrasseln im Korea-Konflikt und die Rettungsaktion durch die spanische Zentralbank zugunsten einer Regional-Sparkasse für weiteren Unmut und tiefere Kurse an den Weltbörsen. Auch der Euro setzte nach kurzer Verschnaufpause seine Talfahrt fort. In Zeiten höchster Not stellt sich Europa den Akteuren als Ansammlung von Einzelinteressen dar und aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtungen fürchten nun immer mehr Profis ein Übergreifen der Krise auf Asien und die USA. Wie sehr die Anleger von den Ereignissen hin- und hergerissen werden, zeigen die Reaktionen auf das milliardenstarke Sparpaket Italiens. Einerseits würdigt man die ernsthaften Bemühungen um eine Eindämmung der Verschuldenskrise, andererseits fürchtet man die sich abzeichnende Konsumzurückhaltung der Verbraucher. Eine eindeutige Kaufempfehlung mag da niemand aussprechen. Doch immerhin: Zuletzt konnten sich die Kurse stabilisieren, nachdem China erklärt hatte, man stehe auch weiterhin zum Euro. Das ermöglichte den Optimisten wenigstens einen Entlastungsangriff.

Bulle & Bär

Die Hessische Landesbank (Helaba) schlägt sich auf die Seite der Pessimisten. Die Experten sehen hier den zyklischen Gipfel der Aktienindices bereits überschritten und raten daher zum Ausstieg. Die Unicredit schließt sich dem an und erwartet eine mehrmonatige Korrekturphase an den Börsen. Die Weberbank erwartet ebenfalls weiter Verkäufe, sieht allerdings bei 4500 DAX-Punkten den Boden erreicht.

Ansonsten zeigen sich jedoch viele Analysten erstaunlich optimistisch. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich die Aktienmärkte mit aller Macht zurückmelden, meint die Saxo Bank unter Verweis auf die Erholung der Weltwirtschaft. In ähnlicher Weise äußern sich die Experten der SEB und von Oppenheimer Asset Management. Beide sehen bereits jetzt die Zeit für Neuengagements gekommen.

Fast im Handumdrehen hatte der DAX den letzte Woche an dieser Stelle angeführten Zielkorridor von 5700 bis 5800 Punkten erreicht. Erst bei knapp über 5600 Punkten ebbte die Verkaufswelle langsam ab. Die aktuelle Erholung bis auf 5900 Punkte sollte nicht überbewertet werden, zumal Chinas Beistandserklärung zum Euro das eigentliche Problem der europäischen Staatsverschuldung nicht löst. Grünes Licht gibt es ohnehin erst wieder über 6000 Punkten, dann dürfte die Börse die Krise zu den Akten gelegt haben. Das ist angesichts der guten Unternehmensergebnisse eine durchaus denkbare Option. Das wahrscheinlichere Szenario ist indes ein erneuter Rückfall Richtung 5500 Punkte.

Viele Fragezeichen hinter dem Inflationsgespenst und Gold

Regierungen in aller Welt machten Milliarden für Rettungspakete locker, Notenbanken in den USA und nun in Europa ließen frisches Geld drucken. Die größte Gefahr, mit der sich Anleger und Sparer in naher Zukunft konfrontiert sehen werden, sei die Inflation, meinen deshalb die meisten Experten. Die Reaktion auf diese Warnung fällt klassisch aus: Anleger flüchten in Sachwerte, Goldverkaufsstellen werden regelrecht geplündert, ein Run auf inflationsgestützte Anleihen setzt ein und selbst die Immobilienpreise kommen nach langer Stagnationsphase wieder in Bewegung. Was davon zu halten ist? Wahrscheinlich recht wenig.

Folgt man Bill Gross, Chef von PIMCO, einer der weltweit größten Rentenfonds, dürften die allgemeinen Bemühungen um Rückführung der Staatsverschuldung zu einem schwächeren Wachstum und niedrigerer Inflation führen. Solche Anstrengungen sind nicht nur in Europa zu beobachten. Auch Japan wird nun vom Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Haushaltsdisziplin gedrängt, worauf der Inselstaat die Mehrwertsteuer um 5 Prozent angehoben hat. Selbst in den USA, die sich bislang in diesem Punkt beratungsresistent gezeigt hatten, kürzen zumindest New Jersey und Kalifornien ihre Haushalte um Milliardenbeträge. US-Starökonom Roubini sieht nun in fast allen führenden Weltwirtschaften Steuererhöhungen und Ausgabekürzungen. Und dass dabei eher Deflation das Problem sein dürfte, zeigt gerade das Beispiel Japan. Dort lässt die Notenbank bis heute Unmassen an Geld drucken, um das Staatsdefizit zu finanzieren. Dennoch leidet das Land seit Jahren unter einer Deflation, weil die Söhne Nippons aus Misstrauen gegenüber der Wirtschaftspolitik lieber das Geld horten, als es auszugeben. In diesem Zusammenhang scheint eine kritische Haltung gegenüber der aktuellen Gold-Hausse angebracht. Freilich dürfte es noch zu früh sein, um über den Fortbestand des Sturmlaufs auf das gelbe Edelmetall zu spekulieren. Sollte es sich jedoch herausstellen, dass die Weltwirtschaft trotz der jüngsten Turbulenzen doch nicht aus den Fugen gerät und die Inflation zudem ausbleibt, könnten die luftigen Goldnotierungen bald infrage gestellt werden.

Eckdaten zum 27. Mai 2010
(alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (27. 5., 12.40 h)
5893 Punkte
Dow Jones
(26. 5. Schluss)
9974 Punkte
Gold (Feinunze)
1210,97 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,13%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,80%
1,50%
(ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate
(Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,27%
1,70%
(SWK-Bank)
*Quelle: www.festgeld.de

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