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Die letzte Zigarette

Peter Ditzel

Neues Jahr, neue Vorsätze: Endlich aufhören mit Rauchen! Auch an diesem Jahresanfang hat sich etwa die Hälfte der rund 20 Millionen Raucher in Deutschland vorgenommen: In diesem Jahr ist endgültig Schluss mit Rauchen. Wenn das so einfach wäre … Gesagt ist noch lange nicht getan. Rauchen bedeutet abhängig zu sein von Nicotin. Und Nicotinabhängigkeit bedeutet an einer Suchterkrankung zu leiden.

Wie schwer es sein kann, die Finger von den Zigaretten zu lassen, weiß jeder, der diesen guten Vorsatz schon hatte, ihn aber nicht dauerhaft umsetzen konnte. Die Rückfallquote ist gerade bei der Nicotinentzugstherapie extrem hoch.

Drei Voraussetzungen können dem Raucher helfen, seinen Vorsatz erfolgreich in die Tat umzusetzen:

> der absolute und ernste Wille, das Rauchen aufzugeben,

> Verhaltenstherapie, Unterstützung durch Freunde und Bekannte, aber auch durch Ärzte und Apotheker,

> medikamentöse Hilfe (Nicotinersatztherapie).

Ohne festen Willen geht nichts. Aber ohne Unterstützung in Form von Verhaltenstherapie und/oder Nicotinersatztherapie schaffen es viele ebenfalls nicht. Fachleute halten es mittlerweile für sehr sinnvoll oder sogar unabdingbar, Raucher bei ihren Entzugsversuchen zu unterstützen. Beispielsweise kann eine intensive Betreuung durch den Hausarzt die Erfolgsquote nach einem Jahr von fünf auf bis zu zwanzig Prozent steigern.

Das Angebot der medikamentösen Hilfe bei der Nicotinentzugstherapie gehört seit vielen Jahren zur Domäne der Apotheke. Viele Apotheken haben sich darauf spezialisiert, rauchende Kunden auf die Möglichkeit der medikamentösen Unterstützung beim Rauchstopp aufmerksam zu machen – nicht nur am Jahresanfang, aber da besonders. Mittlerweile steht ein wirksames Arsenal an Pflastern, Kaugummis, Sublingual- und Lutschtabletten zur Verfügung, mit dem man dem Aufhörwilligen im Rahmen der Selbstmedikation helfen kann, von seiner Sucht loszukommen. Dass es äußerst sinnvoll ist, wenn diese Hilfen von einer fachkundigen Beratung begleitet werden, zeigt unser Beitrag, der sich mit den Arzneimitteln zur Raucherentwöhnung befasst. Denn: Stoffe im Tabakrauch beeinflussen durch Enzyminduktion (CYP1A2) die Pharmakokinetik einiger Arzneistoffe, beispielsweise von Benzodiazepinen, trizyklischen Antidepressiva, Duloxetin, Fluvoxamin, Clozapin und vielen anderen. Fällt diese Enzyminduktion aufgrund der Nicotinersatztherapie weg, kann es in der Entwöhnungsphase zu Nebenwirkungen aufgrund erhöhter Arzneistoffkonzentrationen kommen. Wie sinnvoll die Begleitung einer Nicotinersatztherapie durch die Apotheke, wie wichtig die eingehende Beratung in der Apotheke sein kann, sollten Sie also bei Ihren Kunden herausstellen. Unser Beitrag beinhaltet eine "Checkliste Raucherentwöhnung", die zeigt, worauf Sie bei der Beratung von Rauchern, die aufhören wollen, besonders achten sollten.

Einen Motivationsschub für so manchen Raucher, der ans aufhören dachte, aber die Ausgaben für eine medikamentöse Entzugstherapie scheute, könnte nun ein aktueller Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) bedeuten. Raucherentwöhnung ist kein Lifestyle, zu dieser Auffassung gelangte nun der G-BA, und folglich könne die Gesetzliche Krankenversicherung auch Raucher-Entwöhnungsprogramme in ihren Leistungskatalog auf- und die Kosten dafür übernehmen. Allerdings bedeutet dies nicht, dass Raucher die Kosten für ihre in der Apotheke gekauften Nicotinkaugummis bei der Kasse einreichen können. Es muss sich vielmehr um Raucher handeln, die bereits starke Beschwerden aufgrund des Rauchens haben (beispielsweise COPD). Sie müssen sich außerdem bei einem Arzt in ein Raucher-Entwöhnungsprogramm einschreiben.

Hier findet also ein Umdenken statt. Während man noch vor geraumer Zeit Raucherentwöhnung in die Kategorie "Lifestyle" einordnete und damit den Weg zu einer Kassenleistung verbaute, stellt man bei der Nicotinabhängigkeit mittlerweile den Suchtcharakter des Rauchens und die damit nach jahrelangem Nicotinabusus entstandenen Gesundheitsschädigungen in den Vordergrund. Nicotinabhängigkeit mit ihren Folgen ist unbestritten wie die Alkohol- oder Opiatabhängigkeit eine ernst zu nehmende Suchterkrankung, die behandelt werden sollte. Langjähriger Tabakkonsum führt zu einer lebensbedrohlichen oder die Lebensqualität auf Dauer nachhaltig beeinträchtigenden Erkrankung.

Untersuchungen zeigen außerdem die Kosteneffektivität der Nicotinersatztherapie. Wer sich einer Nicotinersatztherapie unterzieht, kann nachgewiesenermaßen Lebensjahre gewinnen und seine Lebensqualität erhöhen. Gleichzeitig werden die Kosten für das Gesundheitswesen durch den Einsatz der Nicotinersatztherapie gesenkt.

Bieten Sie Ihren Kunden, die gute Vorsätze gefasst haben, das Rauchen zu lassen, Ihre Hilfe und Betreuung an. Sie werden einen treuen Kunden für immer gewinnen, wenn er den Entzug mit Ihrer Hilfe schafft.


Peter Ditzel

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