Medizin

Was steckt eigentlich hinter Hautrötungen mit Fieber?

Veränderungen an der Haut sind selten akut gefährlich oder lebensbedrohlich. Kommt allerdings Fieber dazu, steckt meist eine Infektion oder – seltener – eine Autoimmunreaktion dahinter. Der Hautausschlag ist dann ein Hinweis, dass der Körper auf eine andere Erkrankung oder ein Medikament reagiert.

Welche Krankheit im speziellen Fall hinter den Hautrötungen mit Fieber steckt, lässt sich an weiteren Details meist erkennen.

Kinderkrankheiten

Viele der typischen "Kinderkrankheiten" verursachen auch Veränderungen der Haut, die oft sogar den entscheidenden Hinweis für die Diagnose geben.

Röteln (Rubella). Die Charakteristik von Röteln sind linsen- bis erbsengroße, hellrote und nicht-konfluierende Flecken. Sie sind leicht erhaben, breiten sich vom Kopf nach unten aus und verblassen in umgekehrter Richtung. Daneben zeigen betroffene Kinder grippeähnliche Symptome. Schwieriger ist die Diagnose, wenn der Hautausschlag ausbleibt. Das ist etwa bei der Hälfte der Patienten der Fall. Wirklich gefährlich sind Röteln nur in der Schwangerschaft, wenn eine Röteln-Embryopathie droht. Junge Frauen sollten sich deshalb unbedingt impfen lassen.

Masern (Morbilli). Bei Masern sehen die typischen Anzeichen anders aus. Zuerst treten regelmäßig eine Konjunktivitis und weiße Koplik-Flecken an der Wangenschleimhaut auf. Zunächst lässt sich die Krankheit mit einer Erkältung verwechseln, doch kurz nachdem diese sich zu bessern scheint, steigt das Fieber erneut an und das Masernexanthem tritt auf: rote, anfänglich kleine Flecken, die sich auch vom Kopf nach unten ausbreiten und im Verlauf konfluieren. Bei Masern drohen Komplikationen wie Laryngitis, Otitis oder Pneumonie. Gefürchtet ist die Masernenzephalitis mit bleibenden Hirnschäden, die gelegentlich auch tödlich verläuft.

Scharlach (Scarlatina). Obwohl die Symptome von Scharlach einer Streptokokken-Angina ähneln, lässt er sich an Veränderungen von Haut und Schleimhäuten unschwer erkennen. Typisch sind die rote Himbeerzunge und das stecknadelkopfgroße, intensiv rote Exanthem, das sich von den Achselhöhlen und den Leistenbeugen aus über den Körper verteilt. Die hochroten Wangen heben sich von der hell bleibenden Mund-Kinn-Region ab.

Eine Antibiose verringert das Risiko von Komplikationen wie Glomerulonephritis und rheumatisches Fieber mit der Gefahr einer Endokarditis. Im Gegensatz zu anderen Infektionen werden Patienten gegen Scharlach nicht immun.

Windpocken (Varizellen). Die Varizella-Zoster-Virus-Infektion beginnt mit Fieber und Schlappheit. Erst danach setzt der typische, stark juckende Ausschlag an Haut und Schleimhäuten ein: kleine rote Flecken, die zu Bläschen werden, mit anfangs klarem, später trübem Inhalt. Die Bläschen trocknen dann ein und bilden Krusten. Typisch ist das Nebeneinander von roten Flecken, Bläschen und Krusten, der sogenannte Sternenhimmel.

Dreitagefieber (Exanthema subitum). Kennzeichnend ist hier hohes Fieber ohne erkennbare Ursache, das meist drei Tage dauert. Erst wenn das Fieber sinkt, bildet sich das kleinfleckige, sehr helle Exanthem. Es breitet sich vom Hals über Bauch und Rücken aus und bleibt nie lange, manchmal nur Stunden. Das Dreitagefieber betrifft meist Säuglinge und Kleinkinder.

Ringelröteln (Erythema infectiosum). An Ringelröteln erkranken vor allem Kindergarten- und Grundschulkinder. Die Erkrankung beginnt mit leichtem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Typisch ist die symmetrische, schmetterlingsförmige Rötung des Gesichtes. Von dort breitet sich das Exanthem wie eine Girlande über den Körper aus, besonders stark auf den Streckseiten der Arme und Beine. Ringelröteln heilen fast immer folgenlos aus, können aber bei Ungeborenen zu fetaler Anämie und Ödemen führen. Bei infizierten Schwangeren ist deshalb oft eine Austauschtransfusion nötig.

Phlegmone und Erysipel

Anders als bei den Kinderkrankheiten sind die Auslöser hier Bakterien: meist Staphylokokken oder hämolysierende Streptokokken. Sie gelangen über kleine Hautverletzungen, Rhagaden oder anders vorgeschädigte Haut in den Körper. Patienten mit Ödemen sind besonders gefährdet.

Phlegmone. Bei der Phlegmone verursachen die Bakterien eine eitrige Entzündung des Bindegewebes, die sich rasch entlang von Muskeln, Sehnen und Bändern – vorzugsweise an Hand und Bein – ausbreitet. Die betroffene Region schmerzt, schwillt an und ist unscharf begrenzt gerötet. Ein starkes Krankheitsgefühl mit hohem Fieber und Schüttelfrost geht mit der Phlegmone einher.

Erysipel (Wundrose). Anders als bei der Phlegmone breitet sich die Entzündung hier entlang der Haut-Lymphspalten aus. Auch ist das gerötete, geschwollene und schmerzhafte Areal scharf begrenzt – es sei denn, rezidivierende Erysipele haben die Lymphbahnen verödet. Das starke Krankheitsgefühl mit Fieber und Schüttelfrost ähnelt den Symptomen der Phlegmone.

Erythema migrans

Erythema migrans bezeichnet die Rötung der Bissstelle nach einem Zeckenbiss, die sich ringförmig vergrößert und innen wieder verblasst – daher der Name Wanderröte. Bei diesen Symptomen liegt wahrscheinlich eine Borrelieninfektion vor.

Erythema nodosum

Das Erythema nodosum (Knotenrose) ist eine allergische Überreaktion der Haut. Sie tritt beispielsweise auf bei Sarkoidose, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, rheumatischen Erkrankungen, Tbc, infektiösen Durchfallerkrankungen und Streptokokken-Infektionen. Auch Medikamente sind mögliche Verursacher. Es kommt zu Fieber und schmerzhaften Knötchen, die rötlich-violett bis gelblich-grün gefärbt sind. Sie entstehen vor allem an den Streckseiten der Unterschenkel, Knien und Sprunggelenken, seltener auch an Armen oder dem Gesäß.

Autoimmunerkrankungen

Dermatomyositis. Die Dermatomyositis führt zu allgemeinem Krankheitsgefühl, Muskelschmerzen und Fieber. Hinzu kommen schuppende, violette Hautentzündungen im Gesicht, Dekolleté, an den Fingern, Ellenbogen, Knien und Knöcheln.

Lupus erythematodes. Hier treten die Hautveränderungen wie Rötungen, Pigmentveränderungen und Hornhautverdickungen an sonnenlichtexponierten Arealen auf. Auch Fieberschübe und Gelenkbeschwerden gehören zur Krankheit, die zudem Organe befallen kann. Bei der Hälfte der Patienten entsteht das Schmetterlingserythem, eine symmetrische Hautrötung, die sich über beide Wangen und den Nasenrücken zieht.

Andere Erkrankungen

Ein dunkelrotes, blutunterlaufenes, unregelmäßiges Exanthem an Armen, Beinen, Händen, Füßen oder in der Mundschleimhaut kann bei einer Sepsis, Meningitis, Endokarditis oder bei verschiedenen Tropenerkrankungen auftreten.

Eine allergische Vaskulitis mit Petechien und Fieber, im Kindesalter eine Purpura Schönlein-Henoch mit kleinsten Hautblutungen (Purpura), ist die Folge verschiedener Infektionen oder von Medikamenten wie NSAR und Antibiotika.

Beim Stevens-Johnson-Syndrom führt eine Autoimmunreaktion auf Infektionen oder Medikamente zu schmerzhaften Schleimhautblasen im Mund und Genitalbereich. Hohes Fieber ist typisch, auch das Allgemeinbefinden ist stark beeinträchtigt.

Sehr selten und lebensbedrohlich ist das Lyell-Syndrom, bei dem sich die Haut nach Antibiotika- oder Schmerzmitteleinnahme rötet und dann großflächig in Blasen vom Körper löst. Es heißt deshalb auch Syndrom der verbrühten Haut.

Reicht der Hautbefund nicht zur Diagnosestellung, führen klinische Untersuchungen rasch zur richtigen Diagnose.

Quellen Fritsch, P.: Dermatologie und Venerologie, 1. Aufl. 2009, Springer-Verlag  Renz-Polster, H. et al: Basislehrbuch Innere Medizin, 4. Aufl. 2008. Elsevier Schäffler, A. (Hrsg.): Gesundheit heute, 2. Aufl. 2009, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart

 


Autoren: Dr. G. Wurlitzer, Dr. A. Schäffler, Schäffler & Kollegen, Augsburg, www.schaeffler.cc

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