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Arzneimittel und Therapie
Hoffnungsvolle Therapieoption gegen Sepsis
Nach einer Studie des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetzes Sepsis (SepNet) erkranken allein in Deutschland jährlich mehr als 150.000 Menschen an einer Blutvergiftung, etwa jeder zweite Erkrankte stirbt daran. Damit ist die Sepsis die dritthäufigste Todesursache in Deutschland und fordert fast ebenso viele Todesopfer wie der Herzinfarkt und deutlich mehr als Brustkrebs oder Darmkrebs. Die Kosten sind enorm: Allein für die Behandlung der Patienten auf Intensivstationen werden pro Jahr schätzungsweise 1,7 Milliarden Euro aufgewendet. Zusätzlich zu den direkten Behandlungskosten entstehen indirekte Kosten – zum Beispiel durch Arbeitsausfall oder vorzeitige Verrentung – in Höhe von etwa 6,3 Milliarden Euro.
Eine Sepsis kann als Komplikation aller Infektionskrankheiten auftreten, wenn eine anfangs örtlich begrenzte Entzündung auf den ganzen Körper übergreift. Infektionen der Atemwege oder des Bauchraums führen am häufigsten zu einer Sepsis. Normalerweise ist das Immunsystem in der Lage, auf eine Infektion angemessen zu reagieren, und eine Entzündung ist eine sinnvolle Antwort des Organismus auf eine Infektion. Diese Reaktion wird jedoch auch dann angewandt, wenn Bakterien oder Toxine in die Blutbahn gelangt sind, und die lokal erfolgreiche Abwehrreaktion kann dann körperweit zu einer fatalen Kettenreaktion führen. Aber auch schon die einfache Sepsis endet für 20% aller Betroffenen tödlich. Sie kann sich zu einer schweren Sepsis entwickeln, bei der erhebliche Funktionsstörungen im zentralen Nervensystem, in Herz, Lunge, Leber, Niere oder einem anderen Organ auftreten können. Die Sterblichkeit steigt dann auf 40%. Wenn schließlich der Blutdruck auf so niedrige Werte fällt, dass der Patient durch Flüssigkeitsersatz allein nicht mehr behandelt werden kann, liegt ein septischer Schock vor. Das Herz-Kreislauf-System droht auszufallen, oft versagen mehrere Organe gleichzeitig. Bis zu 60% aller Betroffenen sterben an multiplem Organversagen.
Therapieoption gegen unkontrolliertes Immunsystem
Ein internationales Team von Wissenschaftlern aus Großbritannien, Singapur, der Schweiz und Deutschland hat jetzt im Tierversuch einen neuen möglichen Therapieansatz nachgewiesen. Während einer Sepsis führt die Aktivierung der Phagozyten zu einer Überproduktion von Signalstoffen, den Zytokinen. Eine Schlüsselfunktion in diesem nicht endgültig aufgeklärten Mechanismus hat offensichtlich das Enzym Sphingosinkinase 1 (SphK1), das in aktivierten menschlichen Phagozyten und peritonealen Phagozyten von Patienten mit einer schweren Sepsis verstärkt gebildet wird. Eine Blockierung des Enzyms führte zu einer Hemmung der Bildung von Zytokinen durch Phagozyten. Weiterhin konnte bei Mäusen vielfach die Entwicklung einer Sepsis durch einen spezifischen SphK1-Inhibitor bei gleichzeitiger Anwendung eines Breitspektrumantibiotikums erzielt werden. Die so behandelten Tiere waren auch vor einem multiplen Organversagen geschützt.
Quelle Puneet, P.; et al.: SphK1 Regulates Proinflammatory Responses Associated with Endotoxin and Polymicrobial Sepsis. Science 2010; 328 (5983): 1290 – 1294.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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