Arzneimittel und Therapie

Naltrexon zur Behandlung von Alkoholabhängigkeit

Der oral wirksame, lang wirkende spezifische Opioidantagonist Naltrexon (Adepent®) kann angewendet werden als Teil eines umfassenden Therapieprogramms gegen Alkoholabhängigkeit zur Reduktion des Rückfallrisikos, als unterstützende Behandlung in der Abstinenz und zur Minderung des Verlangens nach Alkohol. Ab 1. August 2010 soll nach Angaben von Desitin Adepent® in Deutschland auf den Markt kommen.
Gegen Alkoholabhängigkeit Naltrexonhydrochlorid reduziert das Verlangen (Craving) nach Alkohol während Abstinenz und nach Alkoholaufnahme. Es soll als Teil eines mehrere Wochen bis Monate dauernden ­umfassenden Therapieprogramms gegen ­Alkoholabhängigkeit zur Reduktion des Rückfallrisikos als unterstützende Behandlung angewendet werden.
Foto: DAK/Wigger

Bisher war Naltrexon (Nemexin®) zugelassen zur Anwendung als zusätzliche Behandlung innerhalb eines umfassenden Therapieprogrammes für entwöhnte Patienten, die opioidabhängig waren.

Die empfohlene Dosis von Naltrexon zur Reduktion des Rückfallrisikos bei einer Alkoholabhängigkeit beträgt für Erwachsene 50 mg pro Tag (1 Tablette pro Tag). Für die Anwendung bei Jugendlichen unter 18 Jahren wird Naltrexon in dieser Indikation nicht empfohlen, da Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit fehlen. Vor einer Behandlung muss sichergestellt sein, dass der Patient opioidfrei ist, da Naltrexon ansonsten zu lebensbedrohlichen Entzugssymptomen führen kann. Bei Patienten, bei denen der Gebrauch von Opioiden vermutet wird – sei es eine missbräuchliche Einnahme oder Opioide in Hustenmitteln, in Mitteln gegen Diarrhö oder Schmerzen –, muss ein Naloxon-Provokationstest durchgeführt werden, sofern nicht vor der Behandlung mit einem Urintest nachgeprüft werden kann, ob der Patient in den letzten sieben bis zehn Tagen Opioide genommen hat.

Verminderte Rückfallgefahr in trinknahen Situationen

Naltrexon ist ein lang wirkender spezifischer Opioidantagonist mit nur geringfügiger agonistischer Aktivität. Er wirkt über stereospezifische kompetitive Hemmung an Rezeptoren, die hauptsächlich im zentralen und peripheren Nervensystem lokalisiert sind. Der Wirkungsmechanismus von Naltrexon ist nicht restlos geklärt. Eine Wechselwirkung mit dem endogenen Opioidsystem wird angenommen. Es besteht die Hypothese, dass Alkoholkonsum beim Menschen eine alkoholbedingte Stimulation des endogenen Opioidsystems verstärkt. Naltrexon reduziert positiv verstärkende (belohnende) Alkoholeffekte, denn es kann die Verfügbarkeit von Opioidrezeptoren im Belohnungssystem reduzieren. So soll der Anblick alkoholischer Getränke und die Konfrontation mit Trinksituationen unter Naltrexon zu einer verminderten Aktivierung des Belohnungssystems führen. Das Verlangen nach Alkohol, das sogenannte Craving, wird vermindert. Nach einer Behandlung mit Naltrexon ist das Risiko für einen kompletten Rückfall nach dem Konsum einer geringen Menge Alkohol vermindert. Im Rahmen der Alkoholentwöhnung konnte in Studien eine Überlegenheit von Naltrexon im Vergleich zu Placebo und positive Ergebnisse im Vergleich zu Acamprosat gezeigt werden: Die Anzahl der abstinenten Patienten nach einem Jahr und die Zeit bis zu einem Rückfall erhöhten sich durch die Therapie mit Naltrexon deutlich. Da Naltrexon die Alkoholtoxizität nicht erhöht, kann Adepend® auch im Falle eines Rückfalls weiter angewendet werden. Mögliche Nebenwirkungen der Therapie mit Naltrexon können gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit und Kopfschmerzen sein.

In den USA: Naltrexon zur Gewichtsreduktion?

Neben der Entwöhnungstherapie Opiat- und Alkoholabhängiger wird Naltrexon in Kombination mit dem Antidepressivum Bupropion auch zur Verhinderung des Cravings bei suchthaftem Essen untersucht: In den USA wurde für die Kombination der Wirkstoffe Naltrexon und Bupropion (Contrave®) die Zulassung bei der FDA beantragt. In Studien konnte ein Gewichtsverlust von ca. 10% beobachtet werden. Allerdings traten auch Nebenwirkungen wie Übelkeit und Obstipation auf. Im Dezember 2010 will die amerikanische Zulassungsbehörde FDA in einer Gutachtertagung über die Kombination aus Naltrexon und Bupropion beraten.

Quelle Fachinformation Adepend® , Stand Juni 2010. Pressemitteilung der Desitin Arzneimittel GmbH vom 2. Juli 2010. 

 


ck

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