Selbstmedikation

Einfach anwendbar: Diclofenac als Spray

Seit Januar 2010 ergänzt eine neue Darreichungsform die topischen OTC-Schmerzmittel: ein Spray mit 4% Diclofenac-Natrium (Voltaren® Spray). Die neue Galenik basiert auf einer Mizellen-Technologie und soll die schnelle Penetration des Wirkstoffs in tiefe Gewebeschichten ermöglichen. Zugelassen ist das Spray zur lokalen, symptomatischen Behandlung von leichten bis mäßigen Schmerzen und Entzündungen nach akuten stumpfen Verletzungen kleiner und mittelgroßer Gelenke und der gelenknahen Strukturen.

Trotz aller Vorsicht und Voraussicht kann es beim Sport zu Stürzen oder Unfällen kommen. Zu den häufigsten Sportverletzungen gehören stumpfe Traumen wie Muskelzerrungen, Prellungen und Verstauchungen. Oft werden Schmerz und Schwellung ignoriert und weiter zu trainieren. So werden Überlastungsschäden wie Entzündungen, Abnutzungserscheinungen sowie eine Verzögerung der Heilung riskiert. Übereifrige sollten in der Beratung darauf hingewiesen werden, dass sie nach einer kurzen Verletzungspause schneller wieder fit sind als wenn sie unter Schmerzen weiter trainieren. Schonung ist auch ein Bestandteil des PECH-Schemas, das sich in der Akutversorgung stumpfer Traumen bewährt hat:

P wie Pause,

E wie Eis und Kühlen,

C wie Compression und

H wie Hochlagern.

Diese Sofortmaßnahmen dienen dazu, die Schwellung zu bremsen und Schmerzen zu lindern. Unterstützend stehen in der Selbstmedikation Salben und Cremes mit schmerz- und entzündungshemmenden Wirkstoffen wie Diclofenac zur Verfügung. Hinzugekommen ist nun ein Diclofenac-Spray (Voltaren® Spray), das auf einer Mizellen-Technologie basiert. Mizellen gehören wie liposomale Systeme zu der Gruppe der Vehikelsysteme. Dabei sind Liposomen, die in der Kosmetik breite Anwendung finden, doppelschichtig aufgebaut, während bei den kleineren Mizellen eine Tensid-Monolayer vorliegt. Im neuen Spray mit 4% Diclofenac-Natrium werden die Mizellen von speziellen Phospholipiden aus Soja-Lecithin gebildet, in die der Wirkstoff eingebettet ist. Die Mizellen sind in einer Isopropanol-Wassermischung suspendiert. Das Diclofenac-Spray ist eine gold-gelbe, transparente Lösung mit einem pH von 6,5 bis 7,6, die nach der Anwendung auf der Haut in eine gelähnliche Konsistenz übergeht: Nach dem Aufsprühen verdunstet ein Teil des Isopropanols, was zu einer Restrukturierung führt: Die kolloidale Lösung wandelt sich in eine Gelschicht um, die auf der Haut haften bleibt. Die Phospholipid-Mizellen überwinden leicht die äußere Hautbarriere und lösen sich in der Haut in ihre Phospholipideinheiten auf. So soll das in die Mizellen eingebettete Diclofenac schnell in die Haut eindringen und zu den tieferen, entzündeten Gewebeschichten diffundieren. Nach topischer Anwendung von 1,5 g Spray wird Diclofenac rasch resorbiert. Messbare Plasmaspiegel von ca. 1 ng/ml werden bereits nach 30 Minuten und die maximale Plasmakonzentration von ca. 3 ng/ml ungefähr 24 Stunden nach der Anwendung erreicht. Die erreichten systemischen Konzentrationen von Diclofenac sind nach der Anwendung als Spray etwa 50-mal niedriger als nach oraler Gabe äquivalenter Mengen Diclofenac. Die systemischen Plasmaspiegel reichen alleine zur Erklärung der therapeutischen Wirksamkeit von Diclofenac-Spray nicht aus.

Nur kurzzeitig anwenden

Das Spray sollte nur an den betroffenen Stellen aufgesprüht werden. Abhängig von der Größe der zu behandelnden Hautstelle wird empfohlen, vier bis fünf Sprühstöße (0,8 bis 1,0 g Spray entsprechend 32 bis 40 mg Diclofenac-Natrium) dreimal täglich in regelmäßigen Abständen zu applizieren. Die maximale Einzeldosis des Arzneimittels darf 1,0 g nicht überschreiten. Die maximale Tagesdosis beträgt 15 Sprühstöße (3,0 g Spray entsprechend 120 mg Diclofenac-Natrium). Das Diclofenac-Spray sollte leicht in die Haut eingerieben werden, Kontakt mit den Augen oder Schleimhäuten, sowie die orale Einnahme sind zu vermeiden. Das Spray darf nur auf intakte Haut, nicht auf offene Wunden oder erkrankte Hautflächen aufgetragen werden. Die Patienten sollten darauf hingewiesen werden, sich nicht übermäßig dem Sonnenlicht auszusetzen, um das Auftreten einer Photosensibilisierung zu verringern. Das Spray enthält Propylenglycol, das Hautreizungen verursachen kann, sowie Pfefferminzöl, das allergische Reaktionen verursachen kann. Auch sind entölte Phospholipide aus Sojabohnen enthalten, sodass bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, gegen Erdnuss und Soja das Spray kontraindiziert ist. Es gibt keine Erfahrungen bei Kindern, deshalb wird die Anwendung des Sprays bei Kindern unter 15 Jahren nicht empfohlen.

Die Behandlung sollte beendet werden, sobald die Symptome (Schmerzen und Schwellung) abgeklungen sind. Ohne ärztliche Kontrolle sollte das Spray nicht länger als sieben Tage angewendet werden. Fordern Sie Ihren Patienten auf, den Arzt zu konsultieren, wenn nach drei Tagen keine Besserung zu verspüren ist! In der Fachinformation wird darauf hingewiesen, dass das Auftreten von Nebenwirkungen durch Anwendung der minimal effektiven Dosis über den kürzest-möglichen Zeitraum vermindert werden können. Trotzdem bestehe während einer Langzeitanwendung (> vier Wochen) oder wenn große Hautflächen behandelt werden, die Möglichkeit des Auftretens systemischer unerwünschter Wirkungen. Es können Bauchschmerzen, Dyspepsie, asthmatische Nebenwirkungen sowie Magen- und Nierenbeschwerden auftreten. In der Vergangenheit wurden bei systemischer Anwendung von Diclofenac Leberschäden beobachtet, in den USA wird seit Dezember 2009 auch bei topischen Diclofenac-haltigen Zubereitungen in den Produktinformationen auf das Risiko von Leberschäden hingewiesen. In Deutschland prüft das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) derzeit, ob Einschränkungen der Anwendung topischer Diclofenac-haltiger Zubereitungen notwendig sind. In der Fachinformation des Diclofenac-Spray findet man den Hinweis, dass bei Patienten mit peptischem Ulcus, Leber- oder Niereninsuffizienz, hämorrhagischer Diathese oder Darmentzündungen in der Vorgeschichte das Spray nur mit Vorsicht angewendet werden darf. ck


Quellen

Fachinformation Voltaren Spray, Stand September 2009.

Voltaren® Spray mit 4% Diclofenac und innovativer Mizellen-Technologie. Presseinformation der Novartis Consumer Health GmbH, München, Dezember 2009.

Foto: DAK/Hanuschke+Schneider
Prellungen oder Stauchungen können jederzeit bei sportlichen Aktivitäten passieren. Zur lokalen, symptomatischen Behandlung von leichten Schmerzen und Entzündungen nach akuten stumpfen Verletzungen stehen in der Selbstmedikation schmerz- und entzündungshemmende Wirkstoffe zur Verfügung. Neu ist jetzt ein Diclofenac-haltiges Spray.

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