Tierpharmazie

Flohbefall bei Tieren – ganzjährig aktuell

Damit Flöhe kein Massenproblem werden

Von Sabine Wanderburg

Allein beim Gedanken an Flöhe fangen viele Menschen an sich zu kratzen. Kein Wunder, denn der Befall mit den Lästlingen verursacht bei Mensch und Tier erheblichen Juckreiz. Flohbefall ist bei Hunden und Katzen häufig und tritt ganzjährig auf, da Flöhe und deren Eier, Larven und Puppen in geheizten Räumen problemlos überwintern können. Schon wenige Flöhe können aufgrund der explosionsartigen Vermehrungsrate innerhalb kurzer Zeit zu einem Massenbefall, vor allem von Entwicklungsstadien, im ganzen Haus führen. Zudem können Flöhe allergische Reaktionen auslösen und eine Rolle als Vektor für verschiedene Krankheitserreger spielen. Gute Gründe, diese Parasiten zu bekämpfen oder – besser noch – einem Flohbefall vorzubeugen. Da viele Produkte für diesen Zweck nicht verschreibungspflichtig sind, kommt der Beratung in der Apotheke eine besondere Rolle zu.

Abb. 1: Der adulte Katzenfloh Ctenocephalides felis hat lange Sprungbeine, mit denen er bis zu 30 cm weit springen und den Wirt wechseln kann. Charakteristisch ist der seitlich abgeplattete Körper, der es erleichtert, sich im Fell der Wirtstiere fortzubewegen. Die Mundwerkzeuge sind zu einem kombinierten Stech- und Saugrüssel umfunktioniert.
Foto: Prof. Eberhard Schein, FU Berlin

Flöhe sind flügellose, seitlich abgeplattete, blutsaugende Insekten; sie befallen Säugetiere, Vögel und Menschen. Der Katzenfloh, Ctenocephalides felis, ist die häufigste Flohart bei Katze und Hund. Der Hundefloh, Ctenocephalides canis, kommt vorwiegend bei Wildcaniden vor. Andere Floharten wie der Igelfloh, Archaeopsylla erinacei, der Hühnerfloh, Ceratophyllus gallinae, und der Kaninchenfloh, Spilopsyllus cuniculi, sind ebenfalls wenig wirtsspezifisch und können auch Hunde, Katzen und Menschen befallen. Der Menschenfloh, Pulex irritans, wird in einigen Gegenden vermehrt auf Hunden und Katzen nachgewiesen.

Entwicklung abhängig von äußeren Bedingungen

Die adulten Katzenflöhe (Abb. 1) sind etwa zwei bis vier Millimeter lang und leben vorwiegend auf ihrem Wirt. Beide Geschlechter saugen Blut. Nach der ersten Blutmahlzeit müssen sie täglich weiter Blut saugen um zu überleben. Sie bleiben in der Regel ihr Leben lang (meist ein bis drei Wochen, maximal fünf Monate) auf demselben Wirt, können durch ihre kräftigen Sprungbeine aber auch bis zu 30 Zentimeter weit springen und den Wirt wechseln. Die Weibchen beginnen 24 Stunden nach der ersten Blutaufnahme mit der Eiablage und legen etwa 30 Eier pro Tag.

Abb. 2: Die weißen Floheier sind etwa 0,5 Millimeter groß und fallen vom Wirtstier auf den Boden.
Foto: Novartis Tiergesundheit GmbH

Die perlenartigen, weißen Eier (Abb. 2) sind etwa 0,5 Millimeter groß und fallen vom Wirtstier auf den Boden.

Dort schlüpfen die Larven bei idealen Bedingungen bereits nach wenigen Tagen. Sie ernähren sich überwiegend von halbverdautem Flohkot, der ebenfalls vom Wirtstier heruntergefallen ist (eine Tatsache, die bei einigen Wirkstoffen ausgenutzt wird), von Hautschuppen und anderem organischen Material. Die drei mobilen Larvenstadien meiden das Licht und verbergen sich daher häufig z. B. auf dem Teppichgrund, tief in Polstermöbeln und in Bodenritzen. Außerhalb des Hauses halten sie sich an feuchten, schattigen Plätzen im Gras oder Sand auf.

Das dritte Larvenstadium (Abb. 4) spinnt einen lockeren, drei bis fünf Millimeter großen Kokon, in dem die Verpuppung (Abb. 5) stattfindet. Dieser ist sehr widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen, wie z. B. Staubsaugen, Austrocknen und Insektiziden. An der klebrigen Kokonoberfläche haften Staub und Schmutz an, wodurch der Kokon gut getarnt und zusätzlich geschützt ist. Der adulte Floh schlüpft unter günstigen Bedingungen (bei Zimmertemperatur und relativer Luftfeuchtigkeit über 50%) nach etwa zwei Wochen, ausgelöst durch mechanische und chemische Reize, wie Druck, Vibration, Temperaturerhöhung und erhöhten Kohlendioxidgehalt der Luft. Diese zeigen ihm an, dass ein potenzieller Wirt in der Nähe ist. Bei niedrigeren Temperaturen oder ausbleibenden Stimuli kann der Floh bis zu einem Jahr in seinem Kokon verbleiben.

Abb. 3: Flohentwicklungszyklus Eine Flohpopulation besteht nur zu 5% aus adulten Flöhen, die sich am Tier befinden. 95% befinden sich als Eier, Larven oder Puppen in der Umgebung. Während ihres Lebens legen weibliche Flöhe einige hundert Eier, die mit bloßem Auge kaum erkennbar sind. Aus ihnen schlüpfen die Larven und verpuppen sich nach ca. zwei Wochen. Sie bilden aus dem Sekret der Speicheldrüse einen Kokon. Er ist meist von Staub bedeckt und kaum zu erkennen. Das Puppenstadium kann mehrere Monate dauern. Nähert sich ein Wirtstier oder ein Mensch der ruhenden Puppe, können die Erschütterungen des Bodens das Schlüpfen auslösen.

Eine Flohpopulation besteht nur zu 5% aus adulten Flöhen, zu 10% aus Puppen, zu 35% aus Larven und zu 50% aus Eiern (Abb. 3). Unter idealen Bedingungen läuft die Entwicklung vom Ei zum adulten Floh innerhalb von drei bis vier Wochen ab, so dass in der Regel im Spätsommer der Flohbefall bei Hunden und Katzen seinen Höhepunkt erreicht. Während im Freien nur adulte Flöhe auf ihren Wirten und Puppen in geschützten Habitaten überwintern können, ist in beheizten Räumen ganzjährig eine Flohentwicklung und damit ein Flohproblem möglich.

Reaktionen auf den Flohspeichel

Flohstiche verursachen lokale Hautreaktionen wie Rötung und Quaddelbildung sowie erheblichen Juckreiz. Diese sind auf den Speichel zurückzuführen, der proteolytische Enzyme und Histamin bzw. histaminähnliche Substanzen enthält. Durch Kratzen, Beißen und Scheuern entstehen Sekundärläsionen. Zudem enthält der Flohspeichel Allergene, die vor allem bei wiederholtem Flohbefall allergische Reaktionen auslösen können. Die Stiche eines einzigen Flohs können dann nicht nur bei Hund (Abb. 6) und Katze, sondern auch beim Menschen (Abb. 7) eine Floh-Allergie-Dermatitis (FAD) verursachen. Massiver Flohbefall kann darüber hinaus vor allem bei jungen Tieren zu einer Anämie führen.

Flöhe als Vektoren und Zwischenwirte

Flöhe sind nicht nur Lästlinge und Auslöser von Allergien. Sie können auch als Vektoren für Krankheitserreger fungieren. Der Katzenfloh Ctenocephalides felis ist unter anderem Vektor für Bartonella henselae , den Erreger der "Katzenkratzkrankheit", Bartonella vinsonii und Rickettsia felis. In Einzelfällen können Flöhe auch verschiedene Formen der Brucellose, sowie Typhus und Pasteurellose übertragen, wenn sie diese Erreger vorher beim Blutsaugen aufgenommen haben.


Abb. 8: Dipylidium caninum Die Larve des Gurkenkernbandwurms kann beim Fressen eines Flohs übertragen werden. Innerhalb von drei Wochen entwickelt sich daraus der adulte Bandwurm.
Foto: Novartis Tiergesundheit GmbH

Zudem dient der Floh als Zwischenwirt für den Gurkenkernbandwurm Dipylidium caninum (DAZ 2010, Nr. 17, S. 90 ff.). Eine Infektion mit diesem Bandwurm ist ein deutlicher Hinweis auf einen bestehenden oder kurz zurückliegenden Flohbefall, da die Tiere sich durch das "Knacken" und Fressen der Flöhe infizieren. Ist ein Tier von Flöhen befallen, sollte es daher auch mit Praziquantel gegen den Gurkenkernbandwurm behandelt werden.

Flohkot hilft bei der Diagnose

Ein Massenbefall mit Flöhen ist in der Regel unübersehbar, vor allem bei Tieren mit hellem Fell und blasser Haut. Ein geringer Befall ist adspektorisch schwieriger festzustellen. Verdachtsmomente sind verstärktes Kratzen, Beißen oder Hautveränderungen im Bereich der Kruppe, des Schwanzansatzes oder der wenig behaarten Bauchseite. Katzen können durch ekzessives Lecken mit ihrer rauen Zunge am Bauch oder an den Hinterbeinen regelrecht kahl werden. In allen Verdachtsfällen sollte mit einem engzackigen Flohkamm das Fell ausgekämmt werden. Wenn in dem ausgekämmten Material schwarzbraune, oft längliche Krümel gefunden werden, kann man diese auf einem hellen, feuchten Tuch "verreiben". Färbt sich das Tuch an den verriebenen Stellen rötlich, handelt es sich bei den Krümeln um Flohkot, der zum größten Teil aus halbverdautem Blut besteht. Bei einer Allergie (Floh-Allergie-Dermatitis) erfolgt eine klinische Diagnose in der Tierarztpraxis, eventuell wird unterstützend ein Allergietest durchgeführt.

Flohbefall festgestellt – und nun?

Da sich 95% der Flohpopulation als Eier, Larven oder Puppen in der Umgebung befinden, reicht es in der Regel nicht aus, nur die adulten Flöhe am Tier zu bekämpfen. Eine effiziente Flohbekämpfung muss sich auch gegen die Flohstadien in der Umgebung richten. Dazu können Insektenwachstumsregulatoren entweder direkt am Tier angewendet oder als Spray bzw. Fogger zur reinen Umgebungsbehandlung eingesetzt werden. Zusätzlich ist eine intensive Reinigung der Aufenthalts- und Lebensräume der Tiere z. B. durch Waschen der Schlafdecken und tägliches Staubsaugen der Liegeplätze und Teppiche wichtig. Auch das tägliche Kämmen der Tiere trägt wesentlich zur Entfernung adulter Flöhe bei.

Pyrethroide tödlich für Katzen

Pyrethroidhaltige Präparate, die für Hunde zugelassen sind, dürfen keinesfalls bei Katzen angewendet werden, da sie bei ihnen schon in geringsten Dosen toxisch wirken. Auch wenn Katzen im selben Haushalt leben wie der behandelte Hund, muss der Tierhalter besondere Vorsicht walten lassen. Die Katze sollte nicht auf denselben Liegeplätzen liegen wie der Hund und auch keinen direkten Kontakt zu ihm haben. Sind diese Vorsichtsmaßnahmen nicht durchführbar, sollte sicherheitshalber auf die Anwendung eines Pyrethroids auch beim Hund verzichtet und ein Alternativpräparat angewendet werden. Normalerweise werden Pyrethroide beim Säugetier erst durch Hydrolisierung und Oxidierung verstoffwechselt und danach durch Sulfatierung oder Glukuronidierung wasserlöslich gemacht und ausgeschieden. Bei Katzen ist die Aktivität der Glucuronyltransferase jedoch stark vermindert. Zusätzlich führt ihr intensives Pflegeverhalten zu einer wiederholten oralen Aufnahme und verstärkt die toxische Wirkung. Typische Vergiftungssymptome sind Zittern, Muskelkrämpfe, Bewegungsstörungen, starker Speichelfluss, Atemnot, Erbrechen und Durchfall. Die Symptome können bereits nach wenigen Minuten auftreten, in manchen Fällen aber auch erst nach bis zu drei Tagen. Versehentlich aufgetragene Lösung sollte sofort mit einem milden Detergens (Shampoo oder zur Not Geschirrspülmittel) und Alkohol ausgewaschen werden. Zudem sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden.

Adultizide …

Adultizide töten erwachsene Flöhe innerhalb von wenigen Minuten oder Stunden ab. Da sich die erwachsenen Flöhe in der Regel auf dem Tier befinden, werden diese Substanzen direkt am Tier angewandt, entweder als Halsband, Puder, Shampoo, Spray oder – besonders beliebt wegen der schnellen und bequemen Anwendung, dem geringen Expositionsrisiko für den Anwender und der zuverlässigen Wirkung – als Spot-on-Formulierung. Die wichtigsten Substanzen sind Fipronil, Imidacloprid, Nitenpyram und Pyrethroide (z. B. Permethrin, Flumethrin).

 

  • Fipronil (z. B. Frontline®) ist ein Kontaktinsektizid aus der Familie der Phenylpyrazole. Es bindet mit hoher Affinität an die GABA-Rezeptoren der Nervenzellen von Arthropoden und bewirkt eine nichtkompetitive Blockade des prä- und postsynaptischen Transfers von Chloridionen durch die Zellmembran. Dadurch wird die Ruhepolarisation der Nervenzelle bis zur Depolarisationsschwelle abgebaut und es kommt zu unkontrollierten Hyperexzitationen. Diese führen zu einem raschen Tod der Parasiten. Fipronil wird als Spot on oder Spray aufgetragen, reichert sich über den gesamten Körper in den Talgdrüsen an und wird kontinuierlich über mehrere Wochen lang an das Haar und die oberen Hautschichten abgegeben. Adulte Flöhe sterben beim Kontakt mit dem behandelten Tier, bevor sie Blut saugen können. Heruntergefallene Tierhaare können beim direkten Kontakt zudem ovizid und larvizid wirken.
  • Imidacloprid (z. B. Advantage®), ein Chloronicotinylnitroguanidin, gehört zur Familie der Nitromethylene und ist ebenfalls ein Kontaktinsektizid. Es hat als chloriertes Nicotinderivat eine hohe Affinität zu den postsynaptischen Acetylcholinrezeptoren im ZNS der Flöhe. Durch die Hemmung der cholinergen Erregungsübertragung kommt es zu Lähmungen und zum raschen Tod. Imidacloprid wird als Spot on aufgetragen, also an einer Stelle direkt auf die Haut des Tieres, verteilt sich über den gesamten Körper des Tieres und verbindet sich mit der oberflächlichen Fettschicht der Haut. Es wirkt bis zu vier Wochen lang gegen adulte Flöhe. Da es mit der normalen Hautabschilferung abgegeben wird, wirkt es zusätzlich larvizid, wenn Larven die Hautschuppen fressen.
  • Nitenpyram (z. B. Capstar®) ist ein Neonicotinoid, das wie Imidacloprid die insektenspezifischen nicotinartigen Acetylcholin-Rezeptoren besetzt und blockiert. Es kann als Tablette bei akutem Flohbefall verabreicht werden und führt schon 15 Minuten nach der Eingabe zum Tod der blutsaugenden Flöhe.
  • Permethrin ist das am häufigsten eingesetzte Pyrethroid zur Flohbekämpfung. Es ist ein Typ I-Pyrethroid (ohne Cyano-3-phenoxybenzyl-Gruppe) und liegt als Razemat aus cis- und trans-Stereoisomeren vor. Das Mischungsverhältnis cis:trans beträgt je nach Produkt 80:20, 40:60 oder 25:75, z. B. bei Exspot® nach Herstellerangaben 40:60. Die Isomere unterscheiden sich in der Geschwindigkeit der Biotransformation und der toxischen Potenz. Das trans-Isomer wird schneller eliminiert und ist daher weniger toxisch als das cis-Isomer. Alle Pyrethroide sind stark lipophil und nicht in Wasser, jedoch sehr gut in organischen Lösungsmitteln löslich. Der Gasdruck ist gering, sodass sie lange im Haarkleid persistieren. Sie wirken als Kontaktgift über eine ständige Depolarisation der erregbaren Membranen, die letztlich zum Tod des Parasiten führt. Ihre zusätzliche Repellentwirkung basiert auf einer Nervenreizung der Fußorgane der Ektoparasiten, die sich dadurch aus Regionen erhöhter Konzentration zurückziehen und eher im Fell sichtbar werden.

Cave: Anwendung von Halsbändern bei Katzen

Adultizidhaltige Halsbänder gegen Ektoparasiten bei Katzen sind sehr beliebt, können aber auch sehr gefährlich sein. Zum einen können Katzen mit dem Halsband hängenbleiben und sich erwürgen. Viele Halsbänder haben für solche Notfälle eine Sollbruchstelle oder ein dehnbares Gummi, damit sich die Katze aus ihrer lebensgefährlichen Notlage wieder befreien kann. Leider hilft dies nicht gegen eine weitere Gefahr: es kommt vor, dass eine Vorderpfote beim Putzen unter das Halsband gerät. Dieses wird gedehnt und rutscht an dem Bein bis hinter die Achsel herunter, sodass es nun einseitig unter der Achsel einschneidet. Die dadurch hervorgerufenen Hautverletzungen heilen nur sehr schwer wieder ab, oft erst nach monatelanger intensiver Behandlung. Teilweise behalten betroffene Katzen über Jahre hinweg therapieresistente offene Wunden unter der Achsel bei, vor allem wenn das einschneidende Halsband über längere Zeit seine Wirkstoffe in die Wunde abgeben konnte.

… und Wachstumsregulatoren

Insektenwachstumsregulatoren blockieren die Weiterentwicklung von Eiern, Larven und Puppen, sodass diese daraufhin absterben. Außerdem machen sie weibliche Flöhe unfruchtbar, so dass sie keine lebensfähigen Eier mehr legen können. Die wichtigsten Substanzen dieser Gruppe sind Lufenuron, (S)-Methopren und Pyriproxifen.

 

  • Lufenuron (z. B. Program®) gehört zur Gruppe der Benzoyl-Harnstoffe. Es unterbricht den Entwicklungszyklus von Flöhen, indem es die Synthese, Polymerisation und Ablagerung von Chitin, dem Hauptbestandteil des Außenskeletts von Insekten, hemmt. Lufenuron wird Hunden und Katzen oral verabreicht. Bei Katzen ist auch eine Injektion möglich. Der adulte Floh nimmt den Wirkstoff mit der Blutmahlzeit auf. Lufenuron besitzt in therapeutischen Dosen keine Wirkung gegen adulte Flöhe, sondern gelangt mittels transovarieller Passage zu Floheiern und Larven und unterbricht so den Entwicklungszyklus. Zusätzlich wird Lufenuron mit dem Flohkot ausgeschieden und wirkt direkt larvizid, wenn Larven diesen Flohkot fressen.
  • (S)-Methopren (z. B. in Frontline® combo) und Pyriproxifen (z. B. Cyclio®) sind Insektenwachstumsregulatoren aus der Wirkstoffgruppe der Juvenilhormon-Analoga und hemmen die Entwicklung der unreifen Stadien der Insekten. Sie imitieren die Wirkung des Juvenilhormons und führen zu einer gestörten Entwicklung und damit zum Tod der Eier, Larven und Puppen. Sie wirken ovizid, indem der Wirkstoff entweder die Eischale frisch gelegter Floheier durchdringt oder durch die Kutikula der adulten Flöhe aufgenommen wird. (S)-Methopren ist z. B. in Kombination mit Fipronil als Spot-on-Präparat verfügbar. Pyriproxifen gibt es als Spot-on-Formulierung und in Kombination mit Pyrethroiden als Spray und Fogger zur Umgebungsbehandlung.

Umgebungsbehandlung mit Spray oder Fogger?

Sprays (mit Treibgas) oder Pumpsprays (ohne Treibgas) eignen sich für kleinere Räume, Dachwohnungen mit Schrägen, Keller, Garagen, Autos, Wohnwagen, Hundehütten, Transportkäfige, Körbchen, Katzenbäume usw. Sie werden aus etwa 20 bis 40 Zentimeter Entfernung auf die zu behandelnden Flächen gesprüht.

Der Fogger ist ein Vernebler und erleichtert die großflächige Behandlung von Wohnräumen. Der senkrecht nach oben austretende Wirkstoffnebel verteilt sich im Raum und benetzt nach dem Herabsinken die freistehenden Flächen. Unter großen Möbelstücken wie Schränken, Sesseln oder Tischen können Nischen ohne direkte Wirkstoffablagerung entstehen ("Regenschirmeffekt”). Da an diesen Stellen vorhandene Entwicklungsstadien der Flöhe nicht unmittelbar erfasst werden, ist dort zusätzlich die Verwendung eines Sprays zu empfehlen.

Spray oder Vernebler?

Wie werden Sprays und Fogger für die Umgebungsbehandlung richtig angewendet?

Um die volle Wirksamkeit sicherzustellen und unerwünschte Effekte zu verhindern, sollten folgende Punkte beachtet werden:

Vor der Anwendung des Präparates:

  • Produktauswahl ist abhängig von der Größe der zu behandelnden Räume
  • Nahrungsmittel und Geschirr in geschlossene Schränke verbringen.
  • alle Haustiere aus dem Raum entfernen
  • Aquarien luftdicht abdecken und Pumpe vorübergehend abstellen
  • gründlich Staubsaugen, um durch den Vibrationsreiz versteckte Flöhe zu aktivieren und der Behandlung möglichst direkt zugänglich zu machen; Staubsaugerbeutel nach der Reinigung in einer geschlossenen Plastiktüte entsorgen
  • Textilien wie Vorhänge, Gardinen, Decken, Kissen, Bettwäsche und Bettvorleger möglichst zeitgleich waschen; die Waschtemperatur richtet sich nach dem jeweiligen Material, eine Behandlung als Kochwäsche ist nicht erforderlich
  • für eine optimale Wirkstoffverteilung den Fogger zentral in dem zu behandelnden Raum aufstellen
  • kleine Räume und schlecht zugängliche Bereiche am besten mit einem Spray behandeln
  • Spray und Pumpspray vor Gebrauch schütteln
  • Farbechtheit bzw. Empfindlichkeit der zu behandelnden Einrichtungsgegenstände an unauffälliger Stelle prüfen

 

 

Während der Anwendung:

  • Fenster und Türen für etwa zwei Stunden geschlossen halten.
  • Bei Kombination von Spray und Fogger: zuerst Nischen besprühen, dann foggern.
  • Spray bzw. Pumpspray senkrecht halten, aus 20 bis 40 Zentimeter Entfernung die zu behandelnden Flächen besprühen.
  • Fogger zentral und leicht erhöht auf einer unempfindlichen Unterlage (z. B. Zeitung oder Handtuch) aufstellen
  • Kunststofflasche des Foggers herunterdrücken, bis sie einrastet, und sofort den Raum verlassen. Der Vernebler entleert sich selbstständig. Behandelte Räume frühestens nach zwei Stunden wieder betreten.

Nach der Anwendung:

  • gründlich lüften, mindestens eine Stunde lang.
  • Frühestens 24 Stunden nach der Anwendung: wie gewohnt putzen (Staubsaugen, Staub wischen, feucht wischen) um überschüssigen Wirkstoff zu entfernen. Kleine, aber ausreichende Mengen des Wirkstoffes verbleiben trotz Putzens und sorgen für eine Langzeitwirkung.
  • Alle Hunde und Katzen und eventuell andere Heimtiere gleichzeitig mit geeigneten Flohmitteln gegen adulte Flöhe behandeln.

Sonderfall Flohpuppen

Haben sich die Larven erst einmal verpuppt, bietet der Kokon einen guten Schutz gegenüber den eingesetzten Insektiziden. So kann der noch nicht ausgereifte Floh im Kokon trotz Umgebungsbehandlung über viele Monate überleben. Daher sollte sich bei starkem Flohbefall eine integrierte Flohbekämpfung, die sowohl Adultizide als auch Wachstumsregulatoren umfasst, über mindestens sechs Monate erstrecken.

 

Quelle für die Daten: VETIDATA-Liste zugelassener Ektoparasitika für Hunde und Katzen; Barsoi-Liste, Stand Mai 2010.
 

Und die Prophylaxe?

Bei Tieren mit Floh-Allergie-Dermatitis (FAD) ist eine ganzjährige, regelmäßige Prophylaxe mit einem Kontaktinsektizid, das Flöhe bereits abtötet, bevor sie saugen können (Anti-Feeding-Effekt), unumgänglich. Hierzu sind Spot-on-Präparate mit Fipronil, Imidacloprid oder Permethrin am besten geeignet. Bei Tieren, die freien Auslauf sowie Kontakt zu Artgenossen haben, ist ebenfalls eine ganzjährige Prophylaxe zu empfehlen. Sie kann entweder aus einem Adultizid bestehen oder einem Wachstumsregulator, der bei akutem Flohbefall mit einem Adultizid kombiniert wird (siehe Tabelle "Auswahl zugelassener Ektoparasitika gegen Flohbefall bei Hund und Katze zur Anwendung am Tier"). Wichtig ist auch, dass alle für Flöhe empfänglichen Tiere eines Haushaltes gemeinsam behandelt werden, vor allem beim Einsatz von Wachstumsregulatoren.

Häufige Ursachen für Misserfolge bei der Flohbekämpfung

Fehler bei der Auswahl des Präparates:

  • Spray, Puder oder Halsbänder bei Tieren mit langem, dichtem Fell
  • Halsbänder bei Tieren, die häufig schwimmen
  • Halsbänder, die nur zeitweise angelegt werden
  • Shampoos als Monotherapie bei Flohallergie oder ständig wiederkehrendem Flohbefall

Fehler bei der Anwendung am Tier:

 

  • Kontaktzeit bei Shampoo zu kurz
  • Puder bzw. Spray nicht an allen Körperstellen, nicht in genügender Menge oder zum falschen Zeitpunkt aufgetragen (Fipronil sollte z. B. nicht innerhalb von zwei Tagen vor oder nach einem Shampoonieren und nicht unmittelbar nach dem Schwimmen aufgebracht werden)
  • Puder, Spray bzw. Spot on nicht bis auf die Hautoberfläche aufgebracht
  • nicht alle empfänglichen Kontakttiere mitbehandelt
  • Baden bzw. intensives Nasswerden während der ersten zwei Tage nach Spot-on-Behandlung
  • zu lange Behandlungsintervalle zwischen den einzelnen Behandlungen (Verkürzung der Wirkung bei Tieren, die häufig schwimmen bzw. gewaschen werden)

Fehler bei der Umgebungsbehandlung:

  • Aussparen einzelner Teile der Umgebung, z. B. Auto, Zwinger, Transportkorb
  • Behandlung nur der sichtbaren Flohstadien, d. h. nur mit einem Adultizid
  • zu lange Behandlungsintervalle zwischen den einzelnen Umgebungsbehandlungen
  • keine (intensive) Behandlung der typischen Aufenthaltsorte der nicht sichtbaren Stadien, vor allem Larven, unter Möbelstücken und Teppichen, wenn beispielsweise nur ein Fogger zur Umgebungsbehandlung verwendet wird

Quelle Leitlinie Verhinderung der Erregerübertragung durch Blut saugende Vektoren bei Hunden. September (2007). Schnieder, Th. Zecken & Flöhe bei Hunden und Katzen: Bekämpfung in Herbst und Winter. In: Kleintiermedizin, Nr. 7/8 (2009). Peters, S.: Flöhe – Behandlung und Kontrolle. In: Kleintier konkret 5 (1999). Peters, S. Flohallergie (Flohallergische Dermatitis, FAD) – klinisches Bild, Diagnose und Prinzipien der Therapie. In: fachpraxis 57 (2010). www.esccap.de VETIDATA-Liste zugelassener Ektoparasitika bei Hunden und Katzen (Stand: November 2009). www.vetpharm.uzh.ch Müntener, C.R. et al.: Gemeldete unerwünschte Wirkungen von Tierarzneimitteln 2005, in: www.swissmedic.ch


Anschrift der Verfasserin 

Tierärztin Sabine Wanderburg

Seeweg 5a, 23701 Süsel

Zum Weiterlesen


Wurmbefall bei Tieren – eine Gefahr für den Menschen

DAZ 2010, Nr. 17, S. 90 – 97.

www.deutsche-apotheker-zeitung.de

Abb. 4: Die beborstete Flohlarve meidet das Licht und verbirgt sich gerne auf dem Teppichgrund, tief in Polstermöbeln und in Boden­ritzen. Foto: Novartis Tiergesundheit GmbH
Abb. 5: Die Flohpuppe umgibt ein klebriger Kokon, an deren Oberfläche Staub und Schmutz anhaften kann, wodurch der Kokon gut getarnt und zusätzlich geschützt ist.
Foto: Prof. Eberhard Schein, Freie Universität Berlin
Abb. 6: Hund mit Floh-Allergie-Dermatitis Aufgrund des starken Juckreizes kann es durch Kratzen und Beißen zu bakteriellen Sekundärinfektionen kommen.
Foto: Prof. Eberhard Schein, Freie Universität Berlin
Abb. 7: Flohstichallergie beim Menschen Der Floh verursacht durch seinen Stich eine kleine Wunde mit einem intensiven und großflächigen Juckreiz, der dazu führt, dass man nachts unbemerkt kratzt. Das Ergebnis sind offene Stellen in der Haut, die sich entzünden können. Charakteristisch ist, dass Flohstiche fast immer in Reihen liegen, da die Flöhe leicht irritiert werden bzw. Probestiche vornehmen.
Foto: Prof. Eberhard Schein, Freie Universität Berlin

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