Mathematik und Statistik kompakt

"Ich glaube nur an Statistiken, die ich selbst gefälscht habe."

Dieses Winston Churchill zugeschriebene (aber wohl nicht von ihm stammende) Zitat übersieht, dass mit Statistik (meist) gar nicht absichtlich gelogen wird. In Anbetracht rechnergestützter Programme besteht das Problem mit der Statistik auch nicht (mehr) in der korrekten Kalkulation großer Datensätze. Falsche statistisch unterlegte Aussagen resultieren in der Praxis weit häufiger aus der Anwendung ungeeigneter und fehlerhaft eingesetzter oder interpretierter Tests. Die Kunst besteht also darin, das für ein konkretes Anwendungsproblem geeignete statistische Prüfverfahren auszuwählen, dieses korrekt anzuwenden und die Ergebnisse sinnvoll zu interpretieren.

Solche Fertigkeiten vermittelt das vorliegende Kompaktlehrbuch "Mathematik und Statistik kompakt". Das Werk der drei Autoren Hermann Wätzig, Wolfgang Mehnert und Wolfgang Bühler bringt den Pharmazie- und Medizinstudenten mathematisch-statistische Grundlagen in einer für das Selbststudium geeigneten Weise näher. Dabei werden die Grundzüge der gymnasialen Vektor-, Differenzial- und Integralrechnung ebenso konzise aufgefrischt wie Kenntnisse zum Lösen linearer Gleichungssysteme. Letztere verhelfen dann beispielsweise ganz praxisnah dazu, das oft sklavisch verwendete "Andreaskreuz" beim Einstellen von Mischungen in der Offizin auch zu verstehen.

Aber das Buch leistet mehr: Ohne umfangreiche Vorkenntnisse vorauszusetzen, führt es durch zehn Kapitel über die Deskriptive Statistik (Kennwerte zur Lage und Streuung von Verteilungen) und die Beschreibung der wichtigen Normal-, Binominal- und Poisson-Verteilung zur sicheren Handhabung statistischer Prüfverfahren. Der Leser erfährt, was eine "Nullhypothese" ist, wie man einen Signifikanztest durchführt oder was es mit Fehlern der ersten und zweiten Art auf sich hat. Besonders hilfreich ist der Abschnitt über die Datenauswertung mittels statistischer Vergleiche. Hier wird beispielsweise kurz aber klar beschrieben, wie beim Vergleich zweier Stichprobenmittelwerte bei ungleichen Varianzen der sogenannte "Welch-Test" verwendet wird oder dass beim Stichprobenvergleich nicht-normalverteilter Merkmale eben kein Student t-Test zur Anwendung kommen kann, sondern stattdessen ein nicht parametrischer Test eingesetzt werden muss.

Anhand anschaulicher Beispiele und zahlreicher Übungsaufgaben wird die Anwendung des Lehrstoffs für die Praxis erprobt. Für sämtliche Übungsaufgaben sind Lösungen mit gut nachvollziehbaren Rechenwegen vorhanden. Auch dem mathematisch weniger interessierten Studenten wird so die Furcht vor "der Statistik" genommen und die Chance geboten, sich das notwendige berufliche Rüstzeug anzueignen.

Gelungen sind auch die Lerntipps der Autoren, darunter ein für Mediziner und Pharmazeuten besonders wertvoller Hinweis: "Lernen Sie keine Formeln auswendig!" – Man mag ergänzen: "Lernen Sie auch sonst weniger auswendig und fragen Sie stattdessen öfter nach Gründen und Zusammenhängen."

Lediglich die in Statistiklehrbüchern zwar gebräuchliche aber mit Affixen und Indizes befrachtete Formelsprache des prägnant verfassten Kapitels über Regressionsrechnung könnte bei einer Neuauflage vielleicht etwas vereinfacht werden.

Das Kompaktlehrbuch eignet sich hervorragend für Medizin- und Pharmaziestudenten. Letztere werden besonders in den Fächern "Pharmazeutische Technologie" und "Klinische Pharmazie" davon profitieren. Aber auch wer beruflich etwa klinische Studien beurteilen will oder für die Herstellung und Analyse von Arzneimitteln verantwortlich zeichnet, kann auf das hier gebotene Wissen nicht verzichten.