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Arzneimittel und Therapie
Capsaicin senkt Bluthochdruck bei Labortieren
Die Bevölkerung in bestimmten Regionen Chinas würzt ihre Speisen traditionell stark mit Chili. Nur etwa 10 bis 14% der Bewohner leiden an zu hohem Blutdruck, während es in anderen Gebieten mit geringem Chilikonsum etwa 20% sind. Dies lässt sich möglicherweise mit der Wirkung von Capsaicin, einem Inhaltsstoff der Chilibeere Capsicum, erklären.
Chinesische Wissenschaftler fütterten Laborraten, die an chronischem Bluthochdruck litten, über einen längeren Zeitraum mit einer an Capsaicin reichen Kost. Dabei konnten sie eine Senkung des Blutdrucks beobachten. Capsaicin ist das Vanillylamid der Fettsäure trans-8-Methyl-6-nonensäure. Genauere Untersuchungen zeigten, dass das Alkaloid zu einer vermehrten Ausschüttung von Stickstoffmonoxid NO führt. NO wiederum bewirkt eine Entspannung der Blutgefäße. Die Wirkung des Capsaicins ist dabei recht komplex: Eine wichtige Funktion bei diesen Vorgängen hat offensichtlich der Ionenkanal TRPV1. Die TRP-Kanäle (transient receptor potential channels) sind eine Familie von zellulären Ionenkanälen und spielen beim Menschen eine Rolle bei der Wahrnehmung von Geschmack, Schmerz und Temperatur. TRPV1 befindet sich nicht nur in der Plasmamembran, sondern auch in der Membran des endoplasmatischen Retikulums. So stimuliert Capsaicin den Calciumeinstrom in das Endothel, das das Innere von Blutgefäßen auskleidet. Weiterhin regt es die Phosphorylierung der Proteinkinase, die an der Regulation im Energiestoffwechsel beteiligt ist und eine wichtige Rolle bei der Modifikation von Synapsen und der Kontrolle von Ionenkanälen hat, und regt schließlich die NO-Produktion in Ca2+-abhängiger Weise an. Es gibt – so die Wissenschaftler – auch chemisch verwandte Wirkstoffe mit vergleichbaren Eigenschaften in milden Chilisorten, deren Wirkung jetzt am Menschen untersucht werden soll.
Quelle Yang, D.; et al.: Activation of TRPV1 by Dietary Capsaicin Improves Endothelium-Dependent Vasorelaxation and Prevents Hypertension. Cell Metabolism 2010; 12(2): 130 – 141.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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