Arzneimittel und Therapie

Missbrauch von gebrauchten Fentanylpflastern verhindern

Die missbräuchliche Verwendung von Fentanylpflastern hat jetzt auch die Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen auf den Plan gerufen. In einer Mitteilung fordert sie dazu auf, die Pflaster nicht über den Hausmüll zu entsorgen und schlägt Alternativen vor.
Gebrauchte Fentanyl-Pflaster gelten zwar als Hausmüll. Dennoch sollte ein Weg gefunden werden, gebrauchte Pflaster so zu entsorgen, dass ein Missbrauch ausgeschlossen ist. In jedem Fall sollten gebrauchte Pflaster mit den Klebeflächen aneinander geklebt und für Kinder unzugänglich entsorgt werden.
Foto: Janssen-Cilag GmbH

Die Fentanyl-Freisetzungsrate aus Transdermalpflastern ist mit 50 Mikrogramm pro Stunde gering. Sie darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass je nach Stärke pro Pflaster 4 bis 16 mg Wirkstoff enthalten sind. Nach Gebrauch sind immer noch bis zu 70% der ursprünglichen Wirkstoffmenge enthalten. Fentanyl wirkt analgetisch und sedierend. In Abhängigkeit von der Dosierung reduziert es die Wahrnehmungsfähigkeit und kann Atemdepressionen auslösen. Seine Wirkstärke wird mit etwa dem 100-Fachen von Morphin angegeben.

Großes Missbrauchspotenzial

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass immer wieder gebrauchte Pflaster in Alten- und Pflegeheimen sowie in Krankenhäusern entwendet werden. Durch Zerschneiden und Aufkochen in Wasser wird der Wirkstoff herausgelöst und dann intravenös injiziert. Aber auch das Zerschneiden und Kleben auf die Wangenschleimhaut wird praktiziert. Der Missbrauch kann aufgrund der hohen Konzentrationen tödliche Folgen haben.

Bekanntes Problem

Das Problem ist in Fachkreisen nicht unbekannt. So hatte 2007 die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker vor dem Missbrauch der Fentanylpflaster gewarnt und um erhöhte Aufmerksamkeit gebeten, wenn die Pflaster jungen Erwachsenen verordnet werden.

Ärzte, Apotheker und Klinikpersonal sind verstärkt dazu aufgerufen worden, auf eine sichere Entsorgung zu achten. In jedem Fall sollten gebrauchte Pflaster mit den Klebeflächen aneinander geklebt und für Kinder unzugänglich entsorgt werden. Apotheker können eine sichere Entsorgung anbieten. Die Bayerische Akademie für Sucht und Gesundheitsfragen schlägt jetzt vor, dass sich niedergelassene Ärzte vor jeder Neuverordnung die gebrauchten Pflaster zurückgeben lassen. In Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen sollten die Pflaster gesammelt, zerschnitten und an einem gesicherten Ort bis zur endgültigen Entsorgung verwahrt werden. Das BfArM empfiehlt Hausanweisungen zum Umgang mit Betäubungsmitteln mit detaillierten Angaben unter anderem zu Nachweisführung, Aufbewahrung, Vernichtung und Art der Entsorgung unter Einbeziehung der versorgenden Apotheke.

Quelle Empfehlungen zum Umgang mit gebrauchten Fentanylpflastern. Bayerische Akademie für Sucht und Gesundheitsfragen. Stand April 2010. Missbrauch von Fentanylpflastern. AMK-Mitteilung vom 15. Februar 2007.

 

du

Zum Weiterlesen


Transdermalpflaster: Eine Applikation mit hohem Beratungsbedarf

Von Wolfgang Kircher

DAZ 2007, Nr. 10, S. 53 – 58

www.deutsche-apotheker-zeitung.de

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.