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- DAZ 34/2010
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DAZ aktuell
Waren kontaminierte Infusionen schuld?
Wie die Klinik mitteilte, handelt es sich bei den betroffenen Infusionen um Lösungen zur parenteralen Ernährung, die aus verschiedenen Komponenten externer Hersteller in der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz täglich patientenindividuell hergestellt werden. Entsprechend den Herstellungsstandards wird die Qualität dieser Produkte täglich durch das Institut für Mikrobiologie und Hygiene überwacht. Dadurch wurde die Verkeimung dieser Infusionen festgestellt.
Wie die Pressestelle der Klinik gegenüber der DAZ sagte, handelt es sich bei den Keimen um Escherichia hermannii und Enterobacter cloacae, eine Bezeichnung, unter der man mehrere Erreger innerhalb der Familie der Enterobakterien zusammenfasst. Enterobakterien sind vor allem für Harnwegs-, Lungen- und Wundinfektionen verantwortlich. In der Klinik treten E. cloacae hauptsächlich als Erreger nosokomialer Infektionen auf.
Alle infrage kommenden Patienten seien bei dem ersten Verdacht einer möglichen Verkeimung der Infusionslösung vorsorglich medizinisch behandelt worden, erklärt die Klinik. Aus Sicherheitsgründen seien vier weitere Kinder, die anderweitig portionierte Medikamente erhalten hatten, untersucht und vorbeugend mit Antibiotika behandelt worden. Sie hätten keine Auffälligkeiten aufgewiesen. Zudem sei die Nutzung der infrage kommenden Herstellungssysteme und Lösungen sofort gestoppt worden. Als weitere Vorsichtsmaßnahme seien auch die aktuell verwendeten Infusionen bei den betroffenen Patienten durch Präparate anderer Hersteller ausgetauscht worden.
Wie die Pressestelle auf Nachfrage weiter mitteilte, habe man die Keime bei zwei der Säuglinge eindeutig nachweisen können. Die Ursache der möglichen Verkeimung sei allerdings noch nicht geklärt. Diskutiert wird, dass die Keime über die Schläuche der Mischmaschine für die Komponenten der Nährlösungen eingebracht wurden, es gebe aber noch viele Fragezeichen. Die Leiterin der Krankenhausapotheke und Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA), Prof. Dr. Irene Krämer, ist fassungslos. In den letzten zehn Jahren seien in der Klinikapotheke rund 90.000 Infusionen nach diesem Verfahren hergestellt worden. Auch dieses Mal sei alles wie immer abgelaufen, wird Krämer in der Presse zitiert. Die beiden Mitarbeiter, die die Nährlösungen anfertigten, hätten nachweislich sogar öfter die Handschuhe gewechselt als vorgeschrieben.
Staatsanwalt ermittelt
Die Universitätsmedizin Mainz hatte die zuständigen Behörden unverzüglich informiert und eingebunden, Polizei und Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen aufgenommen. Die Suche nach der genauen Ursache innerhalb der Herstellungskette wird mit Hochdruck vorangetrieben. Derzeit wartet man die Untersuchungen der Frankfurter Gerichtsmedizin ab, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Klaus-Peter Mieth. Erst dann gebe es Beweise, ob die kontaminierten Lösungen todesursächlich seien. Auch eine mikrobiologische Expertise sei in Auftrag gegeben worden, um zu klären, an welcher Stelle die Keime Zugang ins System gefunden haben.
Die Säuglinge seien aufgrund ihrer extremen Frühgeburtlichkeit in einem kritischen Zustand gewesen, so dass man von Anfang an mit dem Allerschlimmsten habe rechnen müssen, erklärte der Medizinische Vorstand und Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin, Prof. Dr. Norbert Pfeiffer. Daher überprüfe das Institut für Rechtsmedizin, ob die Aufnahme der verkeimten Lösungen todesursächlich gewesen sei.
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