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- DAZ 38/2010
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Arzneimittel und Therapie
Leberschäden durch Nahrungsergänzungsmittel
Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel boomt. "Die Hersteller verbuchen mitunter Milliarden-Umsätze, ohne dass sie nachweisen müssen, dass ihre Präparate überhaupt von Nutzen sind", beklagte Göke. Einige Nahrungsergänzungsmittel können laut Göke die Leber schädigen, vor allem, wenn diese über das Internet bezogen werden: "Viele Präparate sind verunreinigt oder enthalten andere Substanzen, als angegeben sind."
Zusammensetzung und Herkunft oft unklar
So erkrankten in Israel mindestens 22 Menschen nach Anwendung von Produkten des Herstellers Herbalife an Müdigkeit, Appetit- und Gewichtsverlust sowie Gelbsucht [J. Hepatol. 2007;47:514– 420]. Den Betroffenen wurde geraten, die Mittel abzusetzen. Nachdem sich die Leber erholt hatte, verwendeten die Patienten die Produkte erneut, mit dem Ergebnis, dass sich die Leberwerte wieder deutlich verschlechterten. Die verursachende Chemikalie konnte nicht ermittelt werden, da der Hersteller die Zusammensetzung des Produktes nicht offen legt. Bei Anfragen habe sich die Firma geweigert, die Zusammensetzung der Präparate exakt zu deklarieren, so Göke.
Im Verdacht, die Leber zu schädigen, stehen auch Kurkuminextrakte, die in Online-Shops unter Namen wie "Miradin" und "Fortodol" als harmlose und nebenwirkungsfreie, weil pflanzliche Schmerzmittel beworben werden. In einem Fall wurde in einigen Kapseln jedoch der Arzneistoff Nimesulid in Mengen von bis zu 50 mg nachgewiesen. Professor Göke: "Dieses Schmerzmittel ist wegen seiner leberschädigenden Wirkung in Europa nicht mehr zugelassen." Dabei sei es schwer, die Herkunft dieser Mittel nachzuweisen: Die Zutaten für das fragliche Präparat stammten vermutlich aus Indien, hergestellt wurde es in Mexiko, abgefüllt in den USA und verkauft in Schweden.
Schwere Leberschädigungen traten auch unter Anwendung des Nahrungsergänzungsmittels "Hydroxycut" auf, das als Schlankmacher über Online-Shops vermarktet wird. Nach mehreren schweren Erkrankungen warnte die US-Arzneibehörde im letzten Jahr dringend vor der Einnahme. Auch hier konnte der Auslöser nicht gefunden werden, weil der Hersteller seine Rezeptur verschweigt oder verändert hat.
Vermutlich hoheDunkelziffer
Göke wies darauf hin, dass sich die Leberschäden bei vielen Menschen über einen längeren Zeitraum unerkannt entwickeln können und es daher vermutlich eine hohe Dunkelziffer gebe: "Die Anfangssymptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Oberbauchbeschwerden sind relativ unspezifisch und werden häufig übersehen." Neuerdings werden sogar Mittel zur Nahrungsergänzung angeboten, welche die Funktion der Leber verbessern sollen. Laut Professor Göke ist jedoch eine Schutzwirkung für keinen dieser "Schutzfaktoren" belegt.
"Bei Verdacht auf einen Leberschaden nach der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte die Einnahme sofort gestoppt werden", so Göke.
Quelle Pressekonferenz anlässlich des Kongresses Viszeralmedizin, Stuttgart, 16. September 2010.
hel
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