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"Da ist nichts drin"
Der Name der Kampagne 10:23 ist Programm. Er verweist auf die Avogadrosche Zahl oder Loschmidtsche Konstante, die besagt, dass in einem Mol ca. 6 × 1023 Moleküle oder Atome vorhanden sind. Das bedeutet, dass in einem homöopathischen Mittel der Potenz D23 kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr enthalten ist, oder wie die Briten sagen: "Homeopathy: There’s nothing in it". Ein solches Mittel kann also keine Wirkung entfalten, es sei denn, die Wirkung beruht auf einem nicht stofflichen Prinzip.
Alliance Boots hatte letztes Jahr die Homöopathika in ihr Sortiment aufgenommen, weil viele Kunden glauben, dass sie wirksam sind. Die Firma selbst vertritt jedoch nicht diese Position. Dass die Firma also aus Gewinnstreben Arzneimittel, die ihrer eigenen Ansicht nach unwirksam sind, verkauft, empört viele Briten. Um die Unwirksamkeit von Homöopathika zu beweisen, wollen die Demonstranten am 30. Januar in den Boots-Filialen öffentlich den Inhalt einer ganzen Packung Globuli auf einmal einnehmen, "a mass homeopathic overdose". Nach dem Prinzip "keine Wirkung ohne Nebenwirkung" müsste die Überdosis zu einer Vergiftung führen. Treten aber keine Vergiftungserscheinungen auf, beweist dies nach Meinung der Demonstranten die Unwirksamkeit der Globuli.
Gelder könnten sinnvoller verwendet werden
Den Akteuren der Kampagne geht es nicht nur ums Prinzip, sondern um praktische Gesundheitspolitik. Alljährlich gibt der staatliche Gesundheitsdienst NHS etwa 4 Millionen Pfund für Homöopathika aus. Dieses Geld könnte nach Meinung der Akteure besser für andere Zwecke verwendet werden; beispielsweise könnten damit die Gehälter von nahezu 200 Krankenschwestern bezahlt werden.
Auch außerhalb Großbritanniens, insbesondere in Australien finden Aktionen der "Campaign 10:23" statt. Darüber hinaus kann jeder Sympathisant einen offenen Brief der Kampagne an Alliance Boots im Internet unterzeichnen.
Der bekannte homöopathische Arzt Dr. Markus Wiesenauer, den die DAZ-Redaktion um eine Stellungnahme zu der Kampagne befragte, sagte: "Die Aktion beruhigt mich insofern, da die Probanden wohlweislich nicht die Dilution, sondern die Globuli als Arzneiform gewählt haben. Nicht dass doch noch eine Reaktion auftritt, auch wenn sie nur durch Ethanol bedingt wäre …"
InternetTwitter: @ten23 |
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