Fachmedien kurz rezensiert

Pflanzenvergiftungen bei Heimtieren

Von Jacqueline Kupper und Daniel Demuth

Giftige Pflanzen für Klein- und Heimtiere

Pflanze erkennen – Gift benennen – Richtig therapieren. 302 Seiten, 219 Abbildungen, 133 Tabellen. 49,95 Euro.

Enke Verlag, Stuttgart 2010.
ISBN 978-3-8304-1034-8 3

"Meine Katze hat von diesen Blättern hier gefressen. Sind die giftig?" "Mein Hund hat irgendeine Pflanze gefressen und jetzt hat er Durchfall und taumelt. Was kann das sein?" "Mein Kaninchen hat an einer Avocado gefressen. Was soll ich tun?" Werden Sie mit diesen unterschiedlichen Fragestellungen von Pflanzenvergiftungen konfrontiert, können Sie diese schnell mit dem vorliegenden Praxisbuch beantworten.

Das neu erschienene Buch wurde von zwei Tierärzten verfasst, die bereits eine ähnlich strukturierte Webseite über Giftpflanzen (www.giftpflanzen.ch bzw. www.clinitox.ch) betreiben. Es ist in vier Teile gegliedert, wodurch sich das Gift auch bei unterschiedlichen Fragestellungen schnell auffinden lässt.

Im ersten Teil werden sehr ausführlich 120 verschiedene Giftpflanzen in 250 Abbildungen beschrieben. Sehr schnell kann dort vom Tierbesitzer, Tierarzt oder Apotheker die verdächtige Pflanze bestimmt werden. Unterschieden nach Baum, Strauch, Farn, Pilz, Alge, Wild- und Gartenpflanze, blühender und grüner Zimmerpflanze sowie Früchten werden jeweils Kurzinfos über die dargestellte Pflanze und deren giftige Teile gegeben. Wie toxisch ist welcher Teil der Pflanze, für welche Tierarten gilt dies, welche Toxine sind enthalten und mit welchen anderen Pflanzen kann sie verwechselt werden? Es werden nur europäische Pflanzen beschrieben, keine Exoten, denn die Auswahl der Pflanzen erfolgte nach tiermedizinischer Relevanz des Auftretens von Vergiftungsfällen. Zudem sind bei exotischen Zierpflanzen die Toxine oft nur ungenügend bekannt.

Der zweite Teil, in dem die Giftpflanzen alphabetisch nach ihrem wissenschaftlichen Namen geordnet sind, beschreibt detailliert die in den Pflanzen enthaltenen Toxine und auf welche Organsysteme sie wirken. Tabellarisch und damit schnell ins Auge fallend werden die Symptome mit tierartlichen Besonderheiten aufgeführt. Zusätzlich wird herausgestellt, in welchem Zeitraum nach der Giftaufnahme welche Symptome zu erwarten sind. Dabei ist zu bedenken, dass die Toxingehalte in den Pflanzen und damit die auftretenden Symptome stark schwanken können. Kurz wird beschrieben, welche Prognose die Vergiftung hat und wie sie nachgewiesen werden kann. Bei der Therapie wird als erstes aufgeführt, ob es ein spezifisches Gegenmittel gibt, und gegebenenfalls die genaue Therapie beschrieben. In den meisten Fällen gibt es aber nur den Hinweis auf eine symptomatische Therapie und – wenn möglich – eine Eliminationstherapie. Dann wird auf die entsprechenden Kapitel im dritten Teil verwiesen.

Dieser Therapieteil widmet sich zuallererst der Notfalltherapie. Was muss ich zuerst tun? Worauf muss ich achten? Wann darf ich auf keinen Fall Erbrechen auslösen? Was ist forensisch zu beachten und wie kann das Gift dekontaminiert werden? Dabei sind sowohl tierartliche Besonderheiten als auch Abhängigkeiten von der Giftaufnahme zu berücksichtigen. Eine Tabelle über spezifische Therapien zeigt übersichtlich die Fälle auf, in denen es ein Gegenmittel gibt. Die meisten Pflanzenvergiftungen können aber nur symptomatisch behandelt werden. Je nachdem, ob Atmung, Herz-Kreislauf-System, Magen oder Leber betroffen sind, Krämpfe, Ödeme oder Schmerzen vorliegen, werden unter Berücksichtigung tierartspezifischer Besonderheiten verschiedene symptomatische Therapien vorgeschlagen.

Der vierte Teil ist vor allem von Bedeutung, wenn das Tier Vergiftungssym-ptome zeigt und das auslösende Agens unbekannt ist. Tabellarisch werden die Pflanzen aus dem ersten bzw. zweiten Teil mit ihrer Wirkung auf die verschiedenen Organsysteme aufgeführt. Welche Pflanzen enthalten Herz-Kreislaufgifte, Nerven-, Leber- bzw. Nierengifte und welche wirken auf das Blutgefäßsystem? Tabellen mit speziell giftigen Pflanzen für Vögel, Nager und Exoten und über die unterschiedlichen Beerenfarben der Giftpflanzen runden dieses Kapitel ab.

Das Buch bietet auf kompakten 300 Seiten sowohl eine schnelle Hilfe bei unklaren Pflanzenvergiftungen als auch einen kompetenten und umfassenden Rat bei bekannten Giftpflanzen. Sowohl die unterschiedlichen Ansätze im Umgang mit pflanzlichen Vergiftungen als auch die systematische Erfassung tierartspezifischer Besonderheiten zeichnen dieses Buch aus. Es ist in erster Linie für Tierärzte konzipiert, die mithilfe des Buches die unterschiedlichen Vergiftungsursachen ermitteln und die adäquate Therapie einleiten sollen. Aber auch für Apotheker und interessierte Tierbesitzer ist es als sinnvolles Nachschlagewerk im Notfall sehr hilfreich und praxisgerecht.

Sabine Wanderburg, Veterinärmedizinerin, Süsel/Holstein

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