Arzneimittel und Therapie

Antihypertensive Prinzipien, die sich in einer Fixkombi ergänzen

Die neue Fixkombination Twynsta® enthält den Angiotensinrezeptorblocker Telmisartan und den Calciumkanalblocker Amlodipin. Die Fixkombination ist von der EMA zugelassen für die Behandlung der essenziellen Hypertonie bei erwachsenen Patienten, deren Blutdruck durch eine Therapie mit Amlodipin nicht ausreichend kontrolliert werden kann, sowie als Ersatztherapie für Erwachsene, die Telmisartan und Amlodipin bislang in separater Darreichung in der gleichen Dosierung erhalten.

Blutdrucknormalisierung und die Prävention Hypertonie-bedingter Komplikationen ohne Beeinträchtigung der Lebensqualität des Patienten: Das sind die wesentlichen Ziele der Hypertonietherapie, so Prof. Dr. Peter Trenkwalder, Starnberg. Epidemiologische Studien belegen noch immer Defizite in der Versorgung von Hypertonikern, obwohl diese schon lange bekannt sind. Besonders schlecht eingestellt ist der Blutdruck bei Männern mittleren Alters. In der SHIP(Study Hypertonie in Pomerania)-Studie waren 44% der Männer mit Hypertonie unbehandelt, bei lediglich 7% war der Blutdruck zufriedenstellend kontrolliert mit einem Zielwert von 140/90 mmHg. "Der typische arbeitende Mann sieht selten einen Arzt", kommentierte Trenkwalder. Etwas günstiger sind Daten für Patienten, die in die Arztpraxis kommen, wie die Aktion Morgenhochdruck zeigte, die Boehringer Ingelheim gemeinsam mit der Deutschen Hochdruckliga durchführte. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die Hypertonie bei 30% der Frauen und 45% der Männer unerkannt ist. Lediglich ein Drittel der Hypertoniker erreicht unter Therapie den Zielblutdruck. "Hier besteht erheblicher Verbesserungsbedarf", so Trenkwalder.

Hoher Blutdruck – hohes Schlaganfallrisiko

Auch wenn ein hoher Blutdruck nicht weh tun: Er muss behandelt werden, da er das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen in die Höhe treibt. Besonders eklatant ist der Zusammenhang zwischen Hypertonie und Schlaganfall. Bei der koronaren Herzkrankheit reiht sich der Bluthochdruck in die lange Reihe anderer Risikofaktoren wie Rauchen oder Hypercholesterinämie ein. Lässt sich der Blutdruck senken, sinkt nachweislich auch das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. "Eine Senkung des Blutdrucks um nur 2 mmHg über drei bis vier Jahre schlägt sich in einer Reduzierung koronarer Komplikationen um 7% und der Schlaganfallrate um 10% nieder und führt so auch zu einer geringeren Sterblichkeit", erläuterte Trenkwalder.

Vier Dosierungen

Das neue Kombinationspräparat Twynsta® ist ab 21. Oktober in folgenden Dosierungen verfügbar:

40 mg Telmisartan + 5 mg Amlodipin;

80 mg Telmisartan + 5 mg Amlodipin;

40 mg Telmisartan + 10 mg Amlodipin

80 mg Telmisartan + 10 mg Amlodipin.

Dieser Dosierungsspielraum soll eine individuelle Therapie des Bluthochdrucks ermöglichen.

Indiziert ist die Fixkombination zur Behandlung der essenziellen Hypertonie bei Erwachsenen

  • zur Erweiterung der Therapie bei Patienten, deren Blutdruck durch eine Therapie mit Amlodipin nicht ausreichend kontrolliert werden kann;
  • zur Vereinfachung der Therapie erwachsener Patienten, die bereits Telmisartan und Amlodipin als Monopräparate erhalten.

"Single-pill" kann Compliance fördern

In den letzten Jahren hat sich die Hypertonietherapie zunehmend wegentwickelt von der Monotherapie hin zu einer schon sehr frühen Kombinationstherapie. Die Empfehlungen der verschiedenen internationalen Fachgesellschaften gehen davon aus, dass die meisten Hypertoniker eine Kombinationstherapie benötigen, um den erforderlichen Zielwert zu erreichen. Voraussetzung ist dabei immer eine ausreichende Compliance. Sie hängt direkt von der Zahl der einzunehmenden Tabletten ab. Bei einer Kombinationstherapie bietet sich deshalb die Fixkombination an. Laut Trenkwalder sind unter der "Single-pill"-Fixkombination aus zwei antihypertensiven Wirkstoffen signifikant mehr Patienten compliant als unter freier Kombination.

Ideale Fixkombination: Telmisartan plus Amlodipin

Bei der neuen antihypertensiv wirksamen Fixkombination aus Telmisartan und Amlodipin als Amlodipinbesilat handelt es sich laut Prof. Dr. Thomas Unger, Berlin, um eine sinnvolle Ergänzung zweier verschiedener antihypertensiver Wirkprinzipien mit unterschiedlichen Angriffspunkten. Dabei betonte er die sehr lange Halbwertszeit beider Substanzen, die mit einer anhaltenden antihypertensiven Wirkung einhergehen. Die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Resorption der Wirkstoffe aus der Fixkombination entsprechen dabei der Bioverfügbarkeit von Telmisartan und Amlodipin, wenn diese als getrennte Tabletten eingenommen werden. Die Zulassung der Fixkombination basiert auf drei klinischen Pivotalstudien. Sie zeigen, dass Telmisartan/Amlodipin (40 bis 80 mg/5 bis 10 mg) den Blutdruck konsistent und signifikant stärker senkt als die jeweiligen Einzelstoffe. Unter der Dosierung von 80 mg/10 mg erreichen 83% der Patienten den Zielblutdruck < 130/80 mmHg über 24 Stunden. In einer neueren randomisierten Doppelblindstudie senkte die Kombination den systolischen Blutdruck bei schwerer Hypertonie durchschnittlich um annähernd 50 mmHg. Diese Reduktion gehört zu den stärksten Blutdrucksenkungen, die in Studien mit Antihypertensiva jemals erreicht wurden. Beide Wirkstoffe senken aber nicht nur den Blutdruck. Sie bieten auch kardiovaskulären Schutz. Unger verwies hier auf die ONTARGET/TRANSCEND-Studie mit insgesamt über 30.000 Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko. Telmisartan war dabei ähnlich effektiv in der Reduktion von Myokardinfarkt und Schlaganfall wie der ACE-Hemmer Ramipril. Er ist damit der einzige Angiotensinrezeptorenblocker mit der Indikation der kardiovaskulären Prävention.

Weniger Knöchelödeme

Wird Amlodipin mit Telmisartan kombiniert, reduziert sich das für Calciumantagonisten typische Problem der Knöchelödeme. Sie entstehen wegen der fehlenden venösen Dilatation, erläuterte Unger. Da Telmisartan nicht nur die Arterien, sondern auch die Venen erweitert, treten unter der Kombination weniger Ödeme auf. "Die Ödeme werden durch die Kombination von Amlodipin mit Telmisartan partiell reduziert", so Unger.

Quelle Fachinformation Twynsta® 40 mg/10 mg Tabletten, Stand Oktober 2010. Prof. Dr. Peter Trenkwalder, Starnberg; Prof. Dr. Thomas Unger, Berlin: "Neue Fixkombination Telmisartan + Amlodipin: Mehr als die Summe zweier Blutdrucksenker, Frankfurt, 9. September 2010, veranstaltet von der Boehringer Ingelheim GmbH & Co. KG, Ingelheim. 

 


Apothekerin Dr. Beate Fessler

Zum Weiterlesen


Pharmako-logisch!

Hypertonie – Die schleichende Gefahr aus den Blutgefäßen

DAZ 2009 Nr. 13, S. 54– 83.

www.deutsche-apotheker-zeitung.de

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