Wirtschaft

DAX lässt Optimisten verzweifeln

Gute Unternehmensnachrichten verpuffen – Eurokrise taucht wieder auf

(hps). Die Optimisten zeigten sich zuletzt davon überzeugt, dass die Marktteilnehmer die Ölkrise aussitzen könnten. Doch der arabische Raum scheint von ruhigeren Zeiten weit entfernt zu sein. Stattdessen kehrt die Unsicherheit um die südeuropäischen Staaten zurück. Da braue sich eine ungute Mischung zusammen, meinen einige Experten.

Die Marktlage

Libyen, ein haussierender Ölpreis, eine für April von der EZB in Aussicht gestellte Zinserhöhung – das alles tangiert die Anleger bislang relativ wenig. Rückschläge seien Kaufgelegenheiten, so ist unisono zu hören. Denn aus Sicht der mehrheitlich optimistisch gestimmten Analysten werden sich diese Widrigkeiten bald in Wohlgefallen auflösen.

Erstes Problem: Die angedachte Zinserhöhung im Euroraum. Sie wird von den meisten Analysten nicht als Bedrohung angesehen. Dafür sei die Schuldenproblematik der südlichen Euroländer zu gravierend, weitere Zinsschritte seien daher unwahrscheinlich. Und mit einer Anhebung von 1,0 auf 1,25 Prozent könne der Markt leben. Bis zum Jahresende erwartet die Commerzbank zwei weitere Zinsschritte bis auf ein Zinsniveau von 1,75 Prozent. Nach Ansicht von J.P. Morgan dürften die Amerikaner indes auf längere Zeit vor teureren Krediten verschont bleiben. Unterdessen ist in den USA seit Kurzem wieder eine erhöhte Konsumnachfrage festzustellen. Erneut auf Pump, weil die Löhne kaum steigen.

Zweites Problem: Der starke Ölpreis. Auch in diesem Punkt üben sich die Börsianer in Gelassenheit. Die Lage in den arabischen Ländern werde sich wieder beruhigen und der schwarze Rohstoff wieder unter die 100 Dollar-Marke pro Barrel fallen. Auf der Habenseite erscheint für die Optimisten dagegen die ultra lockere Geldpolitik der US-Notenbank (FED), die trotz gewisser Stabilisierungstendenzen am amerikanischen Arbeitsmarkt fortgesetzt wird. Nach Meinung einiger Analysten soll der Aufkauf von Staatstiteln durch die FED sogar im zweiten Halbjahr verlängert werden. Auch die hohe Dividendenrendite und die weitgehend unattraktiven Anlagealternativen werden hier angeführt.

Doch ganz so einfach will es die Börse den Optimisten denn doch nicht machen. Mitte letzter Woche kehrte die Unsicherheit über die südlichen Euroländer wieder auf das Parkett zurück. Die "üblichen Verdächtigen" Griechenland, Portugal und Spanien können sich nur zu hohen Renditen Geld am Kapitalmarkt besorgen.

Unter den Anlegern wächst nun die Sorge, dass die Stimmung am Parkett unter dem wachsenden Belastungsdruck kippen und dann einer größeren Konsolidierung Platz machen könnte.

Bulle & Bär

Experten von der Commerzbank und der Landesbank Berlin glauben an ein baldiges Comeback der DAX-Werte und raten ihren Anlegern zum Einstieg. Wesentlich euphorischer ist Börsenprofi Bernecker gestimmt. Der Experte sieht die gegenwärtige Konsolidierung kurz vor dem Abschluss und wähnt den Markt bereits in dieser Woche startklar für die nächste Hausse-Etappe. Etwas reservierter zeigen sich dagegen die Strategen der Unicredit. Sie sehen durch die Zinserhöhung der EZB eine Doppelbelastung auf die europäischen Werte zukommen. Nicht nur, dass tendenziell steigende Zinsen die Kredite verteuerten, sie führten auch über einen steigenden Euro zu einer Belastung für die Exporte, worauf die Aktien über kurz oder lang mit Abschlägen reagieren dürften. Dem schließt sich die Hessische Landesbank im Ergebnis an. Die Zeiten der dynamischen Wachstumsraten seien vorbei. Der Mix aus gedämpften Gewinnerwartungen und tendenziell steigenden Zinserwartungen sei für Aktien ungünstig. Erholungstendenzen durch einen eventuell nachgebenden Ölpreis seien daher nur vorübergehender Natur, so lautet es aus Frankfurt weiter.

Unterdessen scheint sich der Ölpreis über der magischen 100 Dollar Marke etablieren zu wollen. Die hohen Notierungen kommen langsam beim Verbraucher an der Zapfsäule an und befeuern die Inflation. Gleichzeitig steigen die Inflationsrisiken, was den Unternehmen den Wind aus den Segeln nehmen dürfte. Die kritische Marke beim DAX bleiben die 7000 Punkte, die vermutlich bald angetestet werden dürfte. Grundsätzlich steht zu befürchten, dass die gegenwärtige Aufwärtstendenz bei Öl und Zinsen dazu führen könnte, dass die Analysten die Axt bald an den Unternehmensgewinnen und damit am Kurs-Gewinn-Verhältnis ansetzen werden. Damit wäre dem DAX der Weg nach oben verbaut.

Eckdaten zum 10. März 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (10. 3., 10.45 h)
7083 Punkte
Dow Jones (9. 3. Schluss)
12.213 Punkte
Gold (Feinunze)
1427,40 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,19%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,93%
1,30% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,55%
2,10% (Netbank AG)

*Quelle: www.festgeld.de



AZ 2011, Nr. 11, S. 4

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