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Gesundheitspolitik
Birgit Fischer wird neue VFA-Chefin
Die Personalie sorgte für Wirbel: Eine SPD-Frau soll in Zeiten einer schwarz-gelben Regierung den mächtigsten Pharmaverband führen. Bevor Fischer Kassenchefin wurde, war sie unter anderem Gesundheits- und Sozialministerin in Nordrhein-Westfalen sowie Parlamentarische Geschäftsführerin der dortigen SPD-Landtagsfraktion. 2007 wechselte sie zur Barmer. Mit der Fusion von Barmer und GEK zum 1. Januar 2010 wurde sie Vorstandsvorsitzende der mitgliederstärksten Kasse. Insofern bringt sie auf jeden Fall Know-how mit, wenn es künftig etwa um Verhandlungen über Erstattungspreise zwischen Pharmaunternehmen und Krankenkassen geht. Zudem: Auch die derzeit noch amtierende vfa-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer, einst CDU-Staatssekretärin in der Regierung Kohl, verbuchte in Ulla Schmidts (SPD) Ministerinnenzeiten bessere Erfolge als bei der gegenwärtigen schwarz-gelben Regierung. Yzer hatte Anfang Februar angekündigt, den vfa zum 1. Juni 2011 nach 15 Jahren zu verlassen, um sich einer neuen beruflichen Aufgabe zu stellen (siehe hierzu auch DAZ 2011, Nr. 7, S. 22).
Plischke: Eine Expertin mit Erfahrung
Der vfa-Vorsitzende Dr. Wolfgang Plischke ist überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben: "Wir sind sehr froh, dass wir mit Birgit Fischer eine erfahrene und ausgewiesene Gesundheitsexpertin für den vfa gewinnen konnten." Sie sei eine "überaus kompetente Ansprechpartnerin für Politik und Gesellschaft" und werde die Positionen des vfa "mit viel Sachverstand und Engagement vertreten". Mit Fischer solle, so Plischke, der Dialog des vfa mit allen Akteuren der Gesundheitsbranche weiter intensiviert werden.
Fischer selbst betonte, dass in Deutschland ein "gemeinsames Bündnis für Gesundheit" nötig sei. Dabei gehe es darum, mit allen Beteiligten im Gesundheitswesen zum Wohle der Patientinnen und Patienten die Versorgungsqualität zu sichern und Innovationen zu fördern. "Deswegen freue ich mich sehr auf die anstehenden Aufgaben", so die designierte vfa-Hauptgeschäftsführerin.
Bissig reagierte der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Jens Spahn (CDU) auf den Wechsel an der vfa-Spitze: "Eine linke Sozialdemokratin wird oberste Pharmalobbyistin, das ist so, als würde Trittin Chef des Atomkonzerns Eon", sagte Spahn der "Rheinischen Post". Dass Fischer die Barmer GEK "nach kurzer Zeit fluchtartig verlässt", beschädige auch die Kasse. Spahn: "Man kann sich nur noch wundern". Er bezeichnete es als Affront, dass der vfa mit der Berufung der SPD-Frau Fischer 30 Monate vor der Bundestagswahl gegen die amtierende Regierung auf einen Wechsel wette. vfa-Sprecherin Susan Knoll wies derartige Spekulationen umgehend zurück: Für den Verband sei "die Kompetenz entscheidend, nicht das Parteibuch".
"Überrascht" über den Wechsel zeigte sich auch der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Karl Lauterbach: "Das ist eine ungewöhnliche Entscheidung, sowohl für Birgit Fischer als auch für die Pharmaindustrie." Er hat Hoffnung, dass im Verband nun ein anderer Wind wehen könnte: Schließlich habe auch Fischer "immer wieder eloquent vorgetragen", dass Deutschland "deutlich überhöhte Arzneimittelpreise" hat.
Bei der Barmer GEK bedauerte man Fischers Seitenwechsel. Mit ihr verliere die Kasse "eine engagierte Persönlichkeit, die einen wichtigen Beitrag zur positiven Entwicklung der Barmer GEK geleistet hat", erklärte der Verwaltungsratsvorsitzende Holger Langkutsch. Der Verwaltungsrat werde nun zeitnah eine Nachfolgeregelung treffen, hieß es. Bis dahin werden der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Rolf-Ulrich Schlenker und Vorstandsmitglied Jürgen Rothmaier die Arbeit des Vorstandes fortsetzen.
AZ 2011, Nr. 12, S. 2
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