DAX: Letzte Chance verpasst

Einigung im Schuldenstreit – Zweifel an Kreditwürdigkeit der USA werden lauter

(hps). Die Börse fordert von den USA die Reduzierung ihrer enormen Staatsverschuldung ein. Gleichzeitig hört man am Parkett aber das Wort "Sparen" nicht gerne, weil man Konsequenzen für die gesamte Weltwirtschaft fürchtet. Diesen unlösbaren Widerspruch hat man nun wahrgenommen – die Quadratur des Kreises führt zu fallenden Börsenkursen.

Die Marktlage

Die Hoffnung vieler Anleger, dass mit der Einigung im Streit um die Anhebung der US-Schuldengrenze eine wesentliche Hürde für Weltkonjunktur und Börsen aus dem Weg geräumt würde, erfüllte sich nicht. Schon im Vorfeld des Kompromissvorschlags hatten einige Marktteilnehmer die Ansicht geäußert, dass – unabhängig vom Ausgang des langwierigen Schuldenstreits – in jedem Fall ein Vertrauensverlust unter den Investoren zu beklagen sein werde. Und dieser pessimistische Ausblick wird nun zusätzlich von einigen Daten aus der Gesamtwirtschaft untermauert. So weist die US-Wirtschaft inzwischen nur noch ein auf das Jahr hochgerechnetes Wachstum von 1,3 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt aus. Zu wenig, um mit dem riesigen Schuldenberg fertigzuwerden, meinen viele Experten. Gleichzeitig steigt in den USA die Zahl der Entlassungen. Aber auch der deutschen Exportindustrie scheint langsam die Puste auszugehen. Im Juli war hier der erste Rückgang bei den Gesamtauftragseingängen seit zwei Jahren zu verbuchen. Und das Wachstum der Industrie in der Eurozone kam im Juli fast zum Stillstand. Da drohen die guten Unternehmensergebnisse der US-Berichtssaison in den Hintergrund zu geraten. Rund 85 Prozent der im S&P Index gelisteten Unternehmen konnten die Erwartungen der Analysten übertreffen. Ganz anders dagegen die Bilanz der europäischen Unternehmen. Bislang liegen hier die Ergebnisse im Schnitt um 6 Prozent unter den Schätzungen der Experten. Die Erwartungen waren hier wohl schon recht ambitioniert. Ist also der Zenit bei den Unternehmensgewinnen bereits überschritten? Bei den Börsianern besteht diese Sorge jedenfalls und ergibt zusammen mit der insgesamt hohen Verschuldung vieler Staaten – nun gerät auch Japan in die Schusslinie der Ratingagenturen – ein übles Stimmungsgemisch. Freuen dürfen sich dagegen die Anhänger des gelben Edelmetalls. Gold profitiert als "sicherer Hafen" und schwingt sich zu neuen Höhen auf.

Bulle & Bär – was bringt die neue Börsenwoche?

Ein schnell zusammengeschusterter Kompromiss in Washington, ungelöste Probleme in der Eurozone – das deutete nach Ansicht vieler Analysten zunächst auf eine Fortsetzung der Schaukelbörse hin. Nachdem indes die mühsam erzielte Einigung zwischen Republikanern und Demokraten von den Profis näher unter die Lupe genommen wurde, geht nun die Angst um, dass die einzuleitenden Sparmaßnahmen die USA direkt in eine Wirtschaftskrise führten könnten, weil sie zulasten des Durchschnittsbürgers und damit des Konsums gehen, während Reiche und Superreiche unbehelligt bleiben. Die Analysten sprechen bereits von einem "verlorenen Jahrzehnt" für die USA. Entsprechend schlecht ist die Stimmung unter den Strategen.

In der Tat haben sich die Akteure mit der jüngsten Verkaufswelle von der alten Handelsspanne zwischen 7000 und 7500 DAX-Punkten verabschiedet und damit einen Abwärtstrend eingeleitet, der voraussichtlich erst zwischen 6000 und 6500 Punkten zum Halten kommen dürfte. Das Thema Schuldenkrise könnte sich für die Börse als nachhaltig belastender Faktor erweisen, wenn die Sparmaßnahmen der USA die Wirtschaft noch weiter nach unten ziehen. Die China-Fantasie ist zwar noch vorhanden, wird aber derzeit von der wirtschaftlichen und politischen Situation in den USA in den Hintergrund gedrängt. Die Börsianer wollen jetzt erst attraktivere Preise sehen, bevor sie wieder zugreifen. Dabei dürfte der Investitionsrahmen freundlich bleiben: Mit einer weiter lockeren Geldpolitik in den USA ist zu rechnen und die Unternehmensergebnisse dürften auf hohem Niveau seitwärts tendieren.

Thema der Woche: CropEnergies AG

Das Thema "Erneuerbare Energien" steht bei den Profis an der Börse als Wachstumsmarkt hoch im Kurs. CropEnergies ist eine Südzucker-Tochter und ein führender europäischer Hersteller von Bioethanol. Als Nebenprodukt vertreibt das Unternehmen das Eiweißfuttermittel "ProtiGrain".

Unter Druck kam die Aktie von CropEnergies im Zuge der Diskussion um den Treibstoff E10, dem 10 Prozent Bioethanol beigemischt wird. Allerdings ohne Auswirkungen auf das Unternehmen, dessen Kapazitätsgrenze bereits vor E10 praktisch schon ausgeschöpft war. Außerdem wurde die Einführung von Biokraftstoff auf europäischer Ebene beschlossen und ist für alle Mitgliedsländer verpflichtend. Eine E10-Diskussion wie hierzulande kennt man im restlichen Europa nicht. Konkurrenz muss CropEnergies vorerst auch nicht fürchten. Die Nachhaltigkeitszertifizierung der EU verhindert derzeit den Import von Bioethanol und neue Werke benötigen eine lange Vorlaufzeit.

Entsprechend sehen die Zahlen des Unternehmens aus: Verzehnfachung des Quartalsgewinns (1. Quartal), Umsatzanstieg um 41 Prozent (jeweils im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) und eine Verdreifachung der Dividende. Damit werden 15 Cent Dividende pro Aktie gezahlt, auf Basis des aktuellen Kursgeschehens von 5,35 Euro also eine Rendite von 2,8 Prozent. Und die weiteren Aussichten: CropEnergies rechnet im laufenden Jahr mit einem Umsatzanstieg um mindestens 10 Prozent und wird nun auch vermehrt außerhalb Europas aktiv. In den USA und Brasilien ist man bereits vertreten. Experten rechnen sogar mit einer weiteren Anhebung der Dividende und mittelfristig mit Kursen um 7 Euro. Die Aktie wird im Xetra-System (WKN: A0LAUP) gehandelt. Kaufaufträge sollten limitiert erteilt werden.


Eckdaten zum 4. August 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (4. 8., 10.30 h)
6687 Punkte
Dow Jones (3. 8., Schluss)
11.896 Punkte
Gold (Feinunze)
1666,10 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,57%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,25%
1,55% (IKB direkt AG)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,87%
2,80% (IKB direkt AG)

*Quelle: www.festgeld.de



AZ 2011, Nr. 32-33, S. 5

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