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Management
Partnerschaftliche Mitarbeiterführung
Was also kann der Apotheker tun, um in seiner Apotheke eine "Willkommenskultur" zu etablieren? Und was muss er bei der Verabschiedung des verdienten Mitarbeiters, der sich beruflich verändern will, berücksichtigen?
Einstellung hinterfragen
Grundsätzlich sollte der Apotheker seine Einstellung zu seinen Mitarbeitern reflektieren: Sind sie für ihn – pointiert auf den Punkt gebracht – eher Erfüllungsgehilfen, bloße Befehlsempfänger und "notwendiges Übel", weil man leider nicht alles selbst erledigen und bearbeiten kann und daher auf Angestellte angewiesen ist? Wer diese Einstellung hat, geht in der Regel davon aus, dass Menschen die Übernahme von Verantwortung scheuen und wenig motiviert und engagiert zu Werke gehen. Ob dieses pessimistische Menschenbild nun bewusst gelebt oder unbewusst vorhanden ist: Ein neuer Mitarbeiter wird wahrscheinlich die entsprechend ablehnende und destruktiv wirkende Haltung spüren und sich nicht willkommen fühlen.
Vielleicht ist es dem Apotheker möglich, sich ein Menschenbild zu erarbeiten, das darauf hinausläuft, dass er seinen Mitarbeitern etwas zutraut und sie als kreative Menschen wahrnimmt, die ein Interesse daran haben, die Apotheke mit ihrem Engagement voranzubringen. Er kann sich verdeutlichen, dass sie gewillt sind, ihre Kompetenzen und Fähigkeiten zu ihrem eigenen Wohl, aber auch zum Wohl der Apotheke einzusetzen.
Dieses eher optimistische Menschenbild schlägt sich dann auch in der Erwartung nieder, dass ein neuer Mitarbeiter eine Bereicherung für die Apotheke darstellt. Zweifelsohne wird zum Beispiel eine PTA, die an ihrem ersten Arbeitstag in solch eine erwartungsvolle Atmosphäre eintaucht, mit ganz anderen Emotionen an ihre Aufgabe herangehen als die PTA, die in der Apotheke auf ein Klima des Misstrauens und der Missgunst stößt.
Den Arbeitseinstieg erleichtern
Natürlich ist es nicht notwendig, dass der Apotheker zu jedem neuen Mitarbeiter eine zutiefst vertrauensvolle und partnerschaftliche Beziehung aufbaut. Es ist unsinnig, wenn sich der Apotheker vollkommen verbiegt. Überdies gibt es Führungssituationen, in denen ein härterer und autoritärerer Führungsstil durchaus angebracht ist. Am ersten Arbeitstag eines Mitarbeiters jedoch sollte es zum guten Ton gehören, dem Neuen das Gefühl zu geben, dass man gespannt auf ihn – und seine Leistungen – ist. Der Apotheker sollte die Tatsache akzeptieren, dass die meisten Menschen mehr zu leisten bereit sind, wenn sie sich am Arbeitsplatz wohl fühlen.
Dies erreicht der Apotheker, wenn er das Team auf den Neuen ausführlich vorbereitet hat, die Kollegen also ungefähr wissen, mit wem sie es zu tun haben werden. Die Kollegen müssen neugierig auf den neuen Mitarbeiter sein, eine positive Erwartungshaltung entwickeln und seine Einstellung als Chance für die Apotheke begreifen. So gelingt es, dass sich das gesamte Team Mühe gibt, dem neuen Mitarbeiter von Beginn an das Gefühl zu vermitteln, er sei herzlich willkommen.
Ein probates Mittel besteht darin, dem neuen Mitarbeiter einen Paten zur Seite zu stellen, der diesem hilft, sich am neuen Arbeitsplatz zurechtzufinden. Meistens wird dieser Pate im Vorfeld vom Apotheker bestimmt – er achtet dann darauf, dass Pate und "Frischling" fachlich zusammenpassen, der etablierte Kollege dem neuen mithin fundierte Einarbeitungshinweise geben kann.
Und weil der Apotheker den Mitarbeiter in den Vorstellungsgesprächen kennengelernt hat, kann er zudem berücksichtigen, dass die beiden auf der zwischenmenschlichen Ebene miteinander harmonieren. Das entspannt-vertrauensvolle Verhältnis zu dem Paten ist für den neuen Mitarbeiter ein sehr wichtiger Wohlfühlfaktor.
Zudem sollte der Apotheker die Aufgaben, die in der Probezeit insgesamt, aber insbesondere in den ersten Tagen anstehen, so detailliert wie möglich beschreiben und dies in konkrete Vereinbarungen gießen. Der neue Mitarbeiter spürt so, dass man es ihm so leicht wie möglich machen will, sich einzuarbeiten und sich mit dem Tätigkeitsfeld vertraut zu machen.
Sich regelmäßig austauschen
Wichtig ist: Der Apotheker hat für den ersten Arbeitstag seine Hausaufgaben gründlich erledigt: Das Apothekenteam ist über die Ankunft des Kollegen informiert, der Einarbeitungsplan erstellt, ein Pate bestimmt, der Plan für eine Besichtigung der Räumlichkeiten sowie für die Vorstellung der Tätigkeitsbereiche des Neuen vorhanden.
Der Apotheker weiß aber aus Erfahrung auch: Gerade am ersten Tag kann es zu einem Realitätsschock kommen, der die Einarbeitung gefährdet und die innere Abwendung des Mitarbeiters von dem neuen Arbeitsplatz nach sich zieht. Deshalb führt er noch am ersten Tag ein Orientierungsgespräch, in dem er mit dem neuen Mitarbeiter zum Beispiel bespricht, wie es ihm am ersten Arbeitstag ergangen ist.
Aber auch der Apotheker und eventuell der Pate geben dem Neuen ein produktives Feedback, wie sie die Zusammenarbeit sehen und beurteilen.
Überhaupt: Die kontinuierliche Kommunikation und regelmäßige Feedbackgespräche sind in der Ein arbeitungszeit das halbe Leben und helfen, eine Willkommenskultur zu etablieren.
Damit der Abschied nicht schwer fällt
Ob man nun im Guten oder im Schlechten auseinandergeht, ob der Apotheker sich vom Mitarbeiter trennen will oder muss oder ob der Mitarbeiter geht, weil er sich beruflich verändern möchte: Viele Apotheker vergessen, dass die Art und Weise des Abschieds nicht nur aus Anstandsgründen, sondern aus ganz egoistischen Gründen wohlüberlegt sein sollte. Denn der Mitarbeiter prägt nun – sei es am neuen Arbeitsplatz, sei es im Bekannten- und Freundeskreis – das Image der Apotheke mit.
Der letzte Eindruck ist oft der entscheidende und bleibt im Gedächtnis haften. Wenn der Abschied durch Missstimmung geprägt ist, besteht die Gefahr, dass der Mitarbeiter nicht das Beste über seine Zeit in der Apotheke kommuniziert.
Darum: Der Apotheker sollte mit dem Mitarbeiter ein "Abschiedsgespräch" führen, in dem eine ehrliche Bilanz bezüglich der Zusammenarbeit gezogen wird. Dort muss nichts beschönigt werden – das Waschen schmutziger Wäsche sollte ebenfalls vermieden werden. Die Verdienste, die der Mitarbeiter im Laufe der Zeit erworben hat, werden vom Apotheker in den Mittelpunkt gerückt und wertgeschätzt.
Hinzu kommt: Je nach konkretem Trennungsgrund weist der Apotheker dem Mitarbeiter eine Zukunftsperspektive auf, empfiehlt ihm eine Weiterbildungsmaßnahme oder gibt ihm Ratschläge für die berufliche Umorientierung. Und vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, das gesamte Apothekenteam in eine kurze Verabschiedungs zeremonie zu integrieren und dem Mitarbeiter bei dieser Gelegenheit ein Abschiedsgeschenk zu überreichen.
Dr. Michael Madel, freier Autor und Kommunikationsberater
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