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Mit dem Pillentaxi gegen den Versandhandel

BERLIN (lk). Mit einem innovativen Lieferservice versuchen im Bergischen Land in den Nähe von Köln fünf ortsansässige Apotheken dem Versandhandel Paroli zu bieten und Kunden abzuwerben. Wer per Telefon oder Internet bei den Apotheken bestellt, erhält die Produkte mit dem knuffig bedruckten Kleinwagen mit der riesigen rot-weißen Kapsel am Heck bereits ausgeliefert – nach Hause oder an den Arbeitsplatz.
Echte Hingucker sind sowohl das Pillentaxi als auch der Kölner Dom und die Hohenzollernbrücke.

"Unsere Pillentaxis sind echt ein super Hingucker, auf den uns viele Kunden ansprechen", freut sich Katja Scheibe, Inhaberin der Falken-Apotheke in Drabenderhöhe. Trotzdem steht der flotte Flitzer noch tatenlos herum. Erst ein Kunde ist auf den seit Anfang März angebotenen Lieferservice angesprungen. "Der Knackpunkt für uns ist, die Kunden zu erreichen, die bereits ins Internet abgewandert sind, dort ihre Bestellungen aufgeben", sagt Apothekerin Scheibe: "Bislang nutzen die Kunden eher unsere klassischen Botendienste, etwa wenn ein Medikament nicht vorrätig ist oder bei Bettlägerigkeit." Deshalb wollen die fünf beteiligten oberbergischen Apotheker mit ihren sieben Apotheken nun mithilfe einer Werbeoffensive den Bekanntheitsgrad der Pillentaxis steigern, die seit kurzer Zeit in allen Gemeinden zwischen Marienheide und Morsbach unterwegs sind. "Wir wollen uns als Alternative zu den Internet-Apotheken präsentieren, indem wir kompetente Beratung vor Ort statt anonymem Versand anbieten", betont Achim Schorde, der die Elefanten-Apotheke in Gummersbach führt. Über die Internetseite des oberbergischen Pillentaxi-Verbundes wird der Kunde zum Online-Auftritt der für seine Gemeinde zuständigen Apotheke weitergeleitet. Dort kann aus allen lieferbaren Arzneien, Kosmetika und Pflegemitteln ausgewählt werden. Bezahlt werden kann die Ware in bar beim Boten oder online per Kreditkarte oder Bankeinzug.

Fotos: Dominik Riemer
Stolzer Pillentaxi-Besitzer Apotheker Rainer Schulte, Inhaber der Kapuziner Apotheke in Köln.

Vorreiter für Oberbergs Apotheker waren Kollegen aus Köln, wo das Pillentaxi schon länger zum Straßenbild gehört und dem Einkauf von Medikamenten übers Internet einen Sicherheitsaspekt bietet. "Wir stehen mit unseren Kontrollen hinter der Aktion", sagt Kristina Pernutz, die sich mit der Brücken-Apotheke in Marienheide und der Adler-Apotheke in Eckenhagen an dem Einsatz der Fiats beteiligt. "Alles, was von uns ausgeliefert wird, das wird auch von uns kontrolliert."

Katja Scheibe rechnet damit, dass die ansässigen Amts-Apotheker mit dem neuen Konzept Kunden von den Versandapotheken zurückgewinnen können, nachdem sie zuvor durchaus Umsatzeinbußen insbesondere bei Erkältungsmitteln und Großpackungen festgestellt hatte. "Wir sind schließlich auch schneller als die Versender und liefern bei Bestellungen bis 14 Uhr in der Regel noch am selben Tag aus", nennt sie einen weiteren Vorteil.

Obendrein können die Kunden bei der Online-Bestellung auch Geld gegenüber dem Einkauf vor Ort sparen: Preisnachlässe gibt es auf die Angebote des Monats sowie pauschal auf alle Artikel, die nicht verschreibungspflichtig sind. Dazu liefert das Pillentaxi aber auch Medikamente auf Rezept: "Dabei holen wir beim Kunden das Rezept ab und liefern am nächsten Tag kostenlos das Medikament", erklärt Achim Schorde.



DAZ 2011, Nr. 18, S. 26

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