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Selbstmedikation
Amorolfin wirkt zuverlässig fungizid
Ein gesunder Nagel ist kaum empfänglich für einen Befall mit Nagelpilz. Aber chronisch-mechanische Schädigungen, Durchblutungsstörungen, ein Diabetes oder vorbestehende Nagelerkrankungen können eine Pilzinfektion begünstigen. Sichtbar wird der Befall mit Trichophyton rubrum durch eine unschöne typische Verfärbung. Die seitlichen Teile des Nagels sind weißlich bis gelblich verfärbt, aufgeraut, wie zersplittert und ausgefranst. Ein Nagelpilz sollte in jedem Fall behandelt werden, denn er ist mehr als ein rein kosmetisches Problem: Wenn sich die Infektion ausbreitet und die Nagelmatrix erreicht, so kann der gesamte Nagel vollständig zerstört werden.
Zur topischen Behandlung einer Onychomykose stehen Amorolfin (Loceryl®), Ciclopirox (z. B. Nagel Batrafen®), oder Bifonazol (z. B. Canesten® Extra Nagelset) in verschiedenen Formulierungen zur Verfügung. Amorolfin ist ein racemisches Morpholinderivat und ist als einziges topisches Antimykotikum in der Onychomykosetherapie in der Lage, zu sublimieren. Der Begriff beschreibt den direkten Übergang einer Substanz vom festen in den gasförmigen Aggregatzustand. So kann das über eine Hemmung der Sterolbiosynthese wirkende Morpholinderivat auch in luftgefüllten Hohlräumen antimykotisch wirken. Das ist gerade bei der Therapie der Onychomykose von besonderer Bedeutung, da sich in und unter der Nagelplatte durch die Infektion luftgefüllte Hohlräume bilden können. In diesen können sich leicht z. B. Pilzsporen verbergen und die Ursache für ein Rezidiv sein. Amorolfin wirkt sowohl fungistatisch als auch fungizid und hat sich in vitro als 100-fach wirksamer als Ciclopirox erwiesen. Eine offene, randomisierte Untersuchung belegte bei sehr guter Verträglichkeit Heilungsraten von 46% für die übliche einmal wöchentliche Anwendung und 54% für die zweimal wöchentliche Anwendung von Amorolfin 5% Nagellack.
AnwendungstippsAmorolfinhydrochlorid gehört als Morpholinderivat einer unter den Antimykotika neuen Substanzklasse an und besitzt ein breites Wirkungsspektrum. Es greift in die Ergosterol-Biosynthese der Pilzzellmembran ein und entwickelt dabei sowohl fungistatische als auch fungizide Wirksamkeit. Der Nagellack wird einmal in der Woche großzügig auf die befallenen Stellen aufgetragen und ist nicht abwaschbar. Nach vollständiger Trocknung des Lacks kann der Nagel mit handelsüblichem kosmetischem Nagellack überlackiert werden. Amorolfin 5% wirkstoffhaltiger Nagellack (Loceryl®) ist in den Packungsgrößen 3 ml und 5 ml und seit Kurzem auch in einer Eco-Packung mit nur 2,5 ml für Patienten mit Nagelpilzbefall an wenigen Nägeln erhältlich. Der Nagellack ist nicht verschreibungspflichtig und nicht erstattungsfähig, aber apothekenpflichtig. |
Neues, praxisnahes Onychomykose-Modell
Um die Gegebenheiten bei einer Nagelmykose in vitro noch besser nachzuahmen, verwendete Prof. Dr. med. Martin Schaller, Tübingen, in einer eigenen Studie ein kürzlich etabliertes Onychomykose-Modell: Nagelmaterial von gesunden Probanden wurde zerkleinert, aufgereinigt und für 20 Minuten bei 120 °C autoklaviert. Nach Zugabe von insgesamt sieben Isolaten von Trichophyton rubrum erfolgte eine fünftägige Inkubation bei 35 °C, nach Zugabe der Studienmedikationen eine weitere Inkubation von vier Wochen und danach eine Beobachtungsphase auf Photo-Diodenarray-Platten von nochmals vier Wochen. Neben den üblichen Parametern, der minimalen Hemmkonzentration (MHK) und der minimalen fungiziden Konzentration (MFK), wurde auch die minimale fungizide Nagelkonzentration (MFNK) der Studienmedikationen bestimmt. Das war definitionsgemäß diejenige Konzentration eines Wirkstoffs, bei der nacheinander nicht mehr als zwei Kolonien in der 9-cm-Assayplatte wuchsen, was für eine Abtötung von 99,9% der Pilze steht. Testmedikationen und -dosierungen waren 0,5 bis 64 µg/ml Amorolfin und je 4 bis 256 µg/ml Ciclopirox bzw. Bifonazol.
Die Ergebnisse weisen auf ein höheres antimykotisches Potenzial von Amorolfin im Vergleich zu Ciclopirox und eine fehlende fungizide Wirkung von Bifonazol hin: So wurden minimale fungizide Nagelkonzentrationen von 2 bis 32 µg/ml für Amorolfin, 16 bis 32 µg/ml für Ciclopirox und über 256 µg/ml für Bifonazol ermittelt. Die individuelle Empfindlichkeit von sechs der sieben Stämme war höher gegenüber Amorolfin vs. Ciclopirox. Die mittlere minimale fungizide Nagelkonzentration betrug für Amorolfin 12,28 µg/ml und für Ciclopirox 24,13 µg/ml. Der Wirkunterschied zwischen Amorolfin und Ciclopirox war signifikant.
Präparate zur Behandlung der Onychomykose [Quelle: www.awmf.org, Rote Liste, Stand Mai 2011] | ||
Wirkstoff (Darreichungsform) |
Präparat (Beispiel) |
Bemerkungen |
Bifonazol 1%,
Harnstoff 40%
Salbe |
Canesten®
Extra Nagelset |
atraumatische Nagelablösung:
aufgeweichte Nagelsubstanz mit Spatel abtragen
Behandlung wiederholen, bis infizierte Nagelsubstanz beseitigt ist (ca. nach 1 bis 2 Wochen)
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Harnstoff 20%
Creme
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Onychomal®
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atraumatische Nagelablösung nach 5 bis 10 Tagen, Anwendungsdauer ca. 16 Tage |
Ciclopirox 8%
Nagellack
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Nagel Batrafen®
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distale Onychomykose,
im 1. Monat jeden zweiten Tag, im 2. Monat mindestens zweimal/Woche und ab 3. Monat einmal/Woche in dünner Schicht aufgetragen;
Kombinationsbehandlung mit oralem Terbinafin
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Ciclopirox 8%
Nagellack
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Ciclopoli®
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einmal pro Tag auftragen,
Lack auf Hydroxypropylchitosan-Basis,
wasserlöslich |
Amorolfin 5%
Nagellack
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Loceryl®
Nagellack |
distale Onychomykose,
Kombinationsbehandlung mit oralem Terbinafin,
ein- oder zweimal pro Woche auftragen
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Griseofulvin mikrofein,
Tabletten zu 125 und
500 mg
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griseo®
von ct |
verschreibungspflichtig
500 mg/d für sechs bis zwölf Monate,
Tabletteneinnahme nach dem Essen
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Terbinafin,
Tabletten zu 250 mg
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Amiada®
, Dermatin®
, Lamisil®
,
Myconormin®
, Terbiderm®
, TerbiGalen®
, Terbinafin®
1A Pharma, -AbZ,
-AL, -beta, -CT, -dura, -Hexal, -ratiopharm, -Sandoz, -Stada, -Winthrop |
250 mg/d für drei bis vier Monate, bei Befall des Großzehennagels auch für sechs Monate
Kombinationsbehandlung mit Ciclopirox- bzw. Amorolfinlack
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Itraconazol
Kapseln zu 100 mg
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Itracol Hexal®
,
Itraconazol®
AL, - Sandoz®
, -Stada®
Sempera®
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verschreibungspflichtig
2 x 200 mg/d für sieben Tage, drei Wochen Pause; drei Zyklen;
Einnahme unzerkaut nach einer Mahlzeit;
nicht länger als drei Monate behandeln
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Fluconazol
Kapseln zu 50 mg
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Diflucan®
Derm, Flucobeta®
Derm, Flucoderm®
, FlucoLich®
, Fluconazol Derm-AL, -Basics, -Hexal®
, Derm®
, -ratiopharm®
, -Sandoz®
, -Stada®
, fluconazol® von ct, Funazul® derm |
verschreibungspflichtig
150 oder 300 mg einmal wöchentlich für sechs bis zwölf Monate
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Quelle:
Prof. Dr. med. Martin Schaller, Tübingen: "Onychomykosetherapie – vom Wirkstoff zur Wirkung", Dresden, 31. März 2011, im Rahmen der 46. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), veranstaltet von der Galderma Laboratorium GmbH, Düsseldorf.
Medizinjournalistin Simone Reisdorf
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