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Nachwuchssorgen?

Peter Ditzel

In den öffentlichen Apotheken fehlt Personal. Für viele Apotheken ist es schwer, approbierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bekommen. Hat die Pharmazie Nachwuchssorgen? Wählen zu wenige Abiturientinnen und Abiturienten das Hochschulstudium der Pharmazie? Woran liegt es, dass dem Personalmarkt zu wenige Apothekerinnen und Apotheker zur Verfügung stehen? Die Frage ist vielschichtig.

Pharmazie ist ein Numerus-clausus-Fach, d. h., die Kapazitäten, die Ausbildungsplätze an den Hochschulen sind beschränkt. Die Bewerbung läuft zentral über die Stiftung für Hochschulzulassung. Will man bei einer der 22 Hochschulen, die Pharmazie in Deutschland anbieten, unterkommen, erfordert dies ein gutes Reifezeugnis, um die Hürde des Numerus clausus zu überwinden. Das heißt im Umkehrschluss: Noch bewerben sich mehr Schulabgänger für die Pharmazie als die Hochschulen aufnehmen können. Auf die vorhandenen rund 2100 Studienplätze bewerben sich etwa doppelt so viele Abiturienten. Mit dazu beigetragen haben möglicherweise Werbekampagnen der Berufsorganisationen für das Studium der Pharmazie. Am Zulauf liegt es demnach nicht.

Möglicherweise schon eher an einem Mangel an Ausbildungsplätzen. Eine Erhöhung der Ausbildungskapazitäten könnte also durchaus Abhilfe schaffen, allerdings: Mehr Ausbildungsplätze sind nicht von heute auf morgen zu bekommen, bauliche und finanzielle Maßnahmen stehen dem entgegen. Hier heißt es rechtzeitig auf die Politik zuzugehen.

Jährlich verlassen rund 1900 Pharmaziestudierende die Hochschule und stehen theoretisch dem Markt zur Verfügung. Doch bei Weitem nicht alle strömen in die öffentliche Apotheke. Etwa 40 Prozent von ihnen sind nicht vom Arbeitsplatz Apotheke überzeugt und gehen in andere Berufsfelder, vor allem in die Industrie oder in Krankenhausapotheken. Ein weiterer wichtiger Faktor bei diesen Betrachtungen: Rund 75 Prozent aller Pharmaziestudierenden sind weiblich. Viele von ihnen haben den Apothekerberuf auch gewählt, so zeigte eine Umfrage des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden, wegen der guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten – und eine Babypause ist relativ leicht realisierbar.

Nach meiner Einschätzung dürfte es zwei Hauptgründe dafür geben, dass dem Apothekenmarkt immer weniger Approbierte zur Verfügung stehen. Der Apothekerberuf ist heute in erster Linie ein Frauenberuf geworden. Viele Frauen scheiden schon relativ frühzeitig nach dem Berufsstart aus, sie gründen eine Familie, nehmen eine Babypause. Nicht alle Frauen kehren danach in das Berufsleben zurück. Und: Viele Pharmaziestudierende, die während Famulatur und Drittem Prüfungsabschnitt den Apothekenalltag kennengelernt haben und möglicherweise sogar Erfahrungen in der Industrie gemacht haben, ziehen einen Arbeitsplatz in der Industrie vor. Die Apotheke bietet kaum Aufstiegschancen (außer man macht sich selbstständig), die Gehälter sind nicht üppig und die Bürokratie ist überbordend. In der Industrie dagegen warten in der Regel gute Fortbildungsangebote, Karrieremöglichkeiten, ein sicherer Arbeitsplatz und ein vernünftiges Gehalt auf die Pharmazeuten.

Also, mehr Ausbildungsplätze, ein attraktives Berufsbild (mehr Pharmazie, weniger Bürokratie), weiterhin Werbung für den Apothekerberuf, eine angemessene Bezahlung und Maßnahmen für Wiedereinsteigerinnen könnten für Linderung bei den Nachwuchssorgen in Pharmazie sorgen. Helfen Sie mit: Bieten Sie einen attraktiven Famulaturplatz und einen ebenso attraktiven Ausbildungsplatz für das Praktische Jahr. Das ist für die Studierenden immer noch die beste Werbung für den Arbeitsplatz öffentliche Apotheke.


150 Jahre DAZ


1861 bis 2011: am 1. Juli feiert die Deutsche Apotheker Zeitung ihren 150. Geburtstag!

Aus einem kleinen einseitigen Anzeigenblättle, dem "Pharmaceutischen Wochenblatt aus Württemberg", das am 1. Juli 1861 erschien, entwickelte sich die größte deutsche unabhängige pharmazeutische Fachzeitschrift für Wissenschaft und Praxis. Wir möchten das Ereignis gemeinsam mit Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern feiern: Das beigefügte Jubiläumsheft 150 Jahre DAZ erzählt die Geschichte unserer Zeitschrift und nimmt Sie mit auf eine Zeitreise – von den Anfängen bis heute. Als Geschenk für Sie haben wir eine DVD beigefügt, auf der Sie die letzten zehn DAZ- und die letzten AZ-Jahrgänge finden. Und am Freitag, 1. Juli, können Sie live im Internet dabei sein bei unserem Jubiläumskongress, der in Berlin stattfindet (siehe unsere Hinweise). Wir freuen uns, wenn Ihnen unsere Geburtstagsaktivitäten gefallen.



DAZ 2011, Nr. 26, S. 3

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