Arzneimittel und Therapie

Hormonspirale wird nur zurückhaltend genutzt

Obwohl viele Frauen langfristig verhüten möchten und dabei am liebsten nur geringe oder keine Monatsblutungen erleben wollen, wird die Option der Langzeitverhütung per Hormonspirale hierzulande bislang kaum genutzt. Einen deutlich höheren Stellenwert hat die Hormonspirale bei der Kontrazeption in anderen Ländern, was nach Expertenangaben unter anderem daran liegen kann, dass die Frauen in Deutschland weniger gut über diese Möglichkeit der Kontrazeption informiert werden.
Foto: Schering, Berlin
Das Intra-Uterin-Pessar – umgangssprachlich Spirale genannt – enthält Levonorgestrel, das direkt in die Gebärmutter abgegeben wird. Durch eine Verdickung des Schleims im Gebärmutterhals werden die Spermien in ihrer Beweglichkeit und Funktion gehemmt, so dass sie den Weg in die Gebärmutter nicht schaffen. Zugleich wird der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut so verändert, dass sich kein befruchtetes Ei einnisten kann.

Deutschland scheint in puncto Langzeitverhütung noch eine Art Entwicklungsland zu sein. Obwohl nicht wenige Frauen "pillenmüde" sind und die Hormonbelastung der oralen Kontrazeption scheuen, wird die Hormonspirale, mit der fünf Jahre dauerhaft verhütet werden kann, nur bei rund einem Viertel der Frauen, die eine Langzeit-Kontrazeption wünschen, implantiert. Den Grund hierfür sehen Experten in einer gewissen Zurückhaltung der Gynäkologen, die die Frauen offenbar nicht adäquat über die Möglichkeiten der Langzeitverhütung aufklären.

Die Zurückhaltung kann zum einen darin begründet sein, dass die Implantation der Hormonspirale, die aus einem Levonorgestrel enthaltenden Kunststoffzylinder besteht, aufwendiger ist als bei einem herkömmlichen Kupfer-Intrauterinpessar. Auch der auf den ersten Blick vergleichsweise hohe Preis der Hormonspirale kann möglicherweise abschreckend wirken. Denn die Kosten schlagen mit 300 bis 400 Euro zu Buche, was jedoch auf fünf Jahre der Kontrazeption umzurechnen ist. Der Begriff "Hormonspirale" suggeriert zudem, dass es analog der Pille zu einer systemischen hormonellen Belastung kommt. Mit dem Implantat aber soll lediglich eine lokale Hormonwirkung vermittelt werden bei vergleichbarem Pearl-Index, also vergleichbarer kontrazeptiven Sicherheit wie bei der Pille.

Weniger schmerzhafte Monatsblutungen

Die Langzeitverhütung bietet vielen Frauen dabei den Vorteil, dass nach der Implantation der Hormonspirale die Monatsblutung im Allgemeinen zurückgeht. Es kommt zu weniger Blutverlusten und zwangsläufig zu weniger Menstruationsschmerzen. Rund 20% der Frauen, die die Hormonspirale implantiert bekommen haben, entwickeln gar keine Monatsblutungen mehr, was von den meisten Frauen in unserem Kulturkreis als angenehm empfunden wird. Besonders vorteilhaft ist die Hormonspirale somit für Frauen mit Hypermenorrhoe, denen durch die Implantation möglicherweise sogar ein operativer Eingriff bis hin zu einer Hysterektomie erspart werden kann.

Eine Zufriedenheitsstudie, die der Mirena® -Hersteller in 18 europäischen Ländern durchgeführt hat, deutet dabei eine gute Akzeptanz der Langzeitkontrazeption an. Der Erhebung zufolge erklärten 93% der insgesamt 8000 befragten Frauen (3000 Frauen in Deutschland), mit der Hormonspirale zufrieden zu sein. 55% der Frauen hatten vor der Anwendung Blutungsprobleme und 93% mit der ersten Hormonspirale und sogar 100% derjenigen, die bereits zum zweiten Mal mit dieser Methode verhüteten, gaben eine deutliche Besserung der Blutungsprobleme an. Allerdings müssen die Frauen mit vorübergehenden Schmerzen bei der Implantation des Systems und eventuell auftretenden Schmierblutungen in den ersten Wochen danach rechnen.


Quelle

Dr. Matthias Krick, Moers, Professor Dr. Thomas Römer, Köln, Pressekonferenz "Deutschland – Entwicklungsland in der Langzeitverhütung?", Leverkusen, 21. Juni 2011, veranstaltet von der Bayer Vital GmbH, Leverkusen.


Medizinjournalistin Christine Vetter



DAZ 2011, Nr. 28, S. 48

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.