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- DAZ 31/2011
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Arzneimittel und Therapie
Verlauf der rheumatoiden Arthritis vorhersagbar?
Die rheumatoide Arthritis (RA) ist eine Autoimmunerkrankung, bei der es neben einer ererbten Veranlagung in Verbindung mit einer Reihe von äußeren Faktoren zu einer Fehlregulation des Immunsystems kommt. Von dieser häufigsten entzündlichen Form der rheumatischen Erkrankungen sind in Deutschland etwa 800.000 Menschen betroffen. Frauen sind etwa dreimal häufiger betroffen als Männer. Die rheumatoide Arthritis kann in jedem Lebensalter auftreten; Häufig ist ein Auftreten zwischen 35 und 45 Jahren. Frauen erkranken jedoch am häufigsten zwischen dem 55. und 64. Lebensjahr, Männer hingegen vor allem zwischen dem 65. und 75. Lebensjahr. Der Krankheitsbeginn ist oft schleichend, kann aber mit Schmerzen in den kleinen Finger- oder Zehengelenken auch plötzlich eintreten. Es können allerdings auch Hand-, Knie-, Schulter, Fuß- oder Hüftgelenke betroffen sein. Charakteristisch sind Entzündungen der Handwurzelknochen, der Fingergrundgelenke (Metacarpophalangealgelenk) und der proximalen Interphalangealgelenke. Da die Erkrankung zumeist schubweise verläuft, ist eine Besserung des Gesundheitszustandes nicht notwendigerweise auf die zuvor angewendete Therapie zurückzuführen.
Korrelation zwischen IL-22 und Gelenkerosionen
Ein besonderes Interesse gilt daher der Identifizierung von Biomarkern, die an der Entwicklung von Entzündungen und Gelenkerosionen oder -destruktionen beteiligt sind und die eine Prognose erlauben, ob der Patient im Verlauf der Erkrankung derartige Krankheitsbilder entwickeln wird. Jetzt konnten Münchener Wissenschaftler die mögliche Bedeutung des Zytokins Interleukin-22 (IL-22) als Biomarker für die Entstehung von Gelenkerosionen im Verlaufe der Erkrankung aufzeigen [1]. IL-22 wird vor allem von CD4 T-Zellen produziert. Der Rezeptor für das Molekül wird in verschiedenen Geweben des Gelenkes exprimiert. Wie frühere Studien zeigten, aktiviert IL-22 synoviale Fibroblasten, die wiederum knorpeldestruierende Proteinasen sezernieren und auf diesem Weg zur Zerstörung des Knorpels beitragen können. Darüber hinaus fördert IL-22 die Entstehung von Osteoklasten, die maßgeblich an der Entstehung von Knochenerosionen beteiligt sind [2].
An der jetzt publizierten Studie nahmen 49 Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis und 45 gesunde Kontrollpersonen teil. Es handelte sich ausschließlich um Patienten mit einer mittleren Symptomdauer von weniger als drei Monaten, die zudem noch keinerlei immunmodulierende Therapie erhalten haben durften. Ungefähr die Hälfte der RA-Patienten (49%) wies zu Beginn der Erkrankung deutlich über der Norm liegende IL-22-Werte im Serum auf, während die andere Hälfte Werte im Bereich der Norm aufwiesen. Bei 33% der Patienten aus der Gruppe mit erhöhten IL-22-Werten konnten bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Erkrankung Gelenkerosionen nachgewiesen werden, während dies nur bei einem Patienten aus der Gruppe mit niedrigen IL-22-Werten der Fall war. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurden dann alle Patienten regelmäßig auf eine Entstehung von weiteren Gelenkerosionen untersucht. Bei einem weiteren Viertel der Patienten mit erhöhten IL-22-Werten waren neue Gelenkerosionen aufgetreten, während keiner der Patienten mit normalen IL-22-Werten eine Knochendestruktion entwickelte. Somit lässt sich über eine Messung des IL-22-Serumspiegels offensichtlich eine Risikoprognose zur Entstehung einer frühen Gelenkzerstörung erstellen. Auch bestätigen die Ergebnisse eine pathophysiologische Funktion von IL-22 im Verlaufe der rheumatoiden Arthritis.
Quelle[1] Leipe, J.; et al.: Interleukin 22 serum levels are associated with radiographic progression in rheumatoid arthritis. Ann. Rheum. Dis. 2011; 70(8):1453 – 1457.[2] Klinikum der LMU München: Biomarker ermöglicht Prognose über Verlauf der rheumatoiden Arthritis. Pressemittelung v. 27. 7. 2011.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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