- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 4/2011
- Gefährliche ...
Arzneimittel und Therapie
Gefährliche Wechselwirkung mit Makrolidantibiotika
Die Makrolidantibiotika Clarithromycin und Erythromycin sind starke Inhibitoren von Cytochrom P450 3A4, einem wichtigen Arzneistoff-metabolisierenden Enzym. Bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneistoffen, die mithilfe dieses Enzyms abgebaut werden, besteht daher Akkumulationsgefahr, schwere Nebenwirkungen sind nicht auszuschließen.
Toxische Plasmaspiegel
So wurden unter der Therapie mit Erythromycin und dem Calcium-Kanal-Blocker Felodipin um 300-fach erhöhte Felodipin-Plasmaspiegel festgestellt. Darüber hinaus wurde immer wieder über eine erhöhte kardiovaskuläre Toxizität berichtet, wenn Patienten Calcium-Kanal-Blocker zusammen mit Clarithromycin oder Erythromycin eingenommen hatten.
Kanadische Forscher haben nun Daten von über 7100 älteren, über 66-jährigen Patienten ausgewertet, die in der Zeit zwischen 1994 und 2009 mit Verapamil, Diltiazem, Nifedipin, Amlodipin oder Felodipin behandelt worden waren und wegen eines Blutdruckabfalls oder Kreislaufzusammenbruchs in ein Krankenhaus eingewiesen werden mussten. 176 von ihnen hatten ein Makrolidantibiotikum erhalten. Handelte es sich dabei um Erythromycin, den stärksten CYP450-3A4-Hemmer unter den Makroliden, stieg das Risiko für einen Blutdruckabfall um das 5,8-Fache, unter Clarithromycin um das 3,7-Fache.
Alternative Azithromycin
Kein erhöhtes Risiko wurde erwartungsgemäß bei einer Therapie mit Azithromycin festgestellt, einem Makrolidantibiotikum, das CYP450 3A4 nicht hemmt. Wurden nur Patienten betrachtet, die mit einem Dihydropyridin-Derivat (Amlodipin, Felodipin, Nifedipin) behandelt worden waren, sah die Situation ähnlich aus. Die Autoren konnten jedoch nicht feststellen, ob das Risiko unter den einzelnen Calciumantagonisten unterschiedlich hoch war. Dass ein gewisses Risiko besteht, ist nicht unbekannt. Der ABDA-Datenbank ist zu entnehmen, dass bei Anwendung von Clarithromycin, Erythromycin oder Telithromycin zusammen mit Verapamil eine Interaktion beschrieben wurde und mit Hypotonie und Bradykardie durch erhöhte Verapamil-Spiegel zu rechnen ist. Zudem wird in den Fachinformationen auf Risiken durch Interaktionen mit Arzneistoffen, die über CYP450 3A4 verstoffwechselt werden, hingewiesen. Die Autoren der Studie fordern dazu auf, sich das Interaktionsrisiko bewusst zu machen. Müssen mit Calcium-Antagonisten behandelte Patienten ein Makrolidantibiotikum erhalten, empfehlen sie Azithromycin.
Quelle
Wright AJ et al: The risk of hypotension following co-prescription of macrolide antibiotics and calcium-channel blockers. CMAJ 2011. DOI: 10.1503/cmaj.100702
du
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.