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Gesundheitspolitik
Österreich: OTC-Produkte bald im Supermarkt?
Der Drogeriehandel bewertet die Initiative positiv: Harald Bauer, Geschäftsführer des dm-Drogeriemarkts in Österreich, sieht hierin die jahrelange Forderung seines Unternehmens nach einer Liberalisierung im Vertrieb von rezeptfreien Arzneimitteln bestätigt. Denn Pharmaindustrie, Pharmagroßhandel und Apo theker hätten ein gemeinsames Interesse an möglichst hohen Preisen, so Bauer. Mehr Wettbewerb im Vertrieb würde automatisch den Druck auf die Hersteller erhöhen und so zu "besseren" Preisen für die Konsumenten führen. Eine aufgehobene Apothekenpflicht für nicht-rezeptpflichtige Arzneimittel und ein entstehender Wettbewerb zwischen Drogerie und Apotheke würden sich nicht nur beim Preis, sondern auch bei der Kundenorientierung positiv auswirken, meint der dm-Geschäftsführer.
Kammer: Österreichische Arzneien sind "billig"
Die österreichische Apothekerkammer weist dagegen die Forderungen des WiFo zurück. Dabei beruft sie sich auf Ergebnisse einer Studie des Instituts für Pharmaökonomische Forschung aus dem Jahr 2011. "Es ist vielmehr wahr, dass in Österreich dank eines gut funktionierenden geregelten Abgabesystems die Arzneimittelpreise unterdurchschnittlich sind", sagt Leopold Schmudermaier, Vizepräsident und Wirtschaftssprecher der Österreichischen Apothekerkammer. Medikamente seien in Österreich im Vergleich mit anderen europäischen Ländern "billig"; so koste ein Arzneimittel in Deutschland im Schnitt circa 11 Euro mehr als in Österreich. Dabei ist allerdings – wie bei allen internationalen Preisvergleichen – der unterschiedliche Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel zu beachten. Dieser beträgt in Österreich lediglich 10 Prozent, während in Deutschland der volle Satz von 19 Prozent erhoben wird.
Darüber hinaus deute auch nichts darauf hin, dass auf die Deregulierung auch eine Preissenkung folgt, so Schmudermaier weiter. "Wir sind kein Land von Pillenschluckern, weil die Abgabe von Medikamenten auch die fachliche Beratung in der Apotheke beinhaltet." Tatsächlich liege das Land im internationalen Vergleich mit den EU-15-Ländern (EU-Staaten vor der EU-Osterweiterung (2004)) und der Schweiz im unteren Drittel beim Verbrauch von Medikamenten. "Den Medikamentenkonsum künstlich durch eine Änderung der Vertriebswege anzukurbeln, halten wir gesundheitspolitisch für bedenklich", so Schmudermaier gegenüber der österreichischen Zeitung "Der Standard".
Das WiFo ist ein unabhängiges österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, das sich aus Mitgliedseinnahmen finanziert und als gemeinnütziger privater Verein gegründet wurde. Es hat sich aktuell zur kurzfristigen Wettbewerbssteigerung und Inflationsdämpfung im Arzneimittelmarkt sowie zu möglichen Maßnahmen im Strom- und Gasmarkt geäußert.
AZ 2012, Nr. 1-2, S. 8
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