Arzneimittel und Therapie

Sicherheit von 5α-Reduktase-Inhibitoren belegt

In einer Studie mit gesunden Probanden wurde der Frage nachgegangen, ob die Conversion von Testosteron zu Dihydrotestosteron für die anabolen Effekte auf die fettfreie Körpermasse erforderlich ist bzw. ob die androgenen Wirkungen des Hormons durch einen 5α-Reduktase-Inhibitor abgeschwächt werden.
Androgene Wirkungen von Testosteron Viele Männer nehmen wegen einer benignen Prostatahyperplasie oder Haarausfall 5α-Reduktase-Hemmer ein. Jetzt konnte gezeigt werden, dass die androgenen Wirkungen von Testosteron durch die Einnahme der Wirkstoffe, die den Umwandlungsschritt von Testosteron zu Dihydrotestosteron inhibieren, nicht negativ beeinflusst werden.
Foto: DAZ Archiv

Testosteron wird in einem gewissen Umfang mithilfe der 5α-Reduktase in das potente Androgen Dihydrotestosteron umgewandelt. Die seit vielen Jahren offene Frage, ob Testosteron, Dihydrotestosteron oder beide Sexualhormone für den Aufbau fettfreier Körpermasse verantwortlich sind, gewinnt mit dem Einsatz von 5α-Reduktase-Hemmern immer mehr an Bedeutung. Mit welchen Konsequenzen ist zu rechnen, wenn der Umwandlungsschritt von Testosteron zu Dihydrotestosteron gehemmt wird? Diese Frage ist praxisnah, da viele Männer im mittleren oder fortgeschrittenen Alter aufgrund einer benignen Prostatahyperplasie oder Haarausfall 5α-Reduktase-Inhibitoren einnehmen. Die Einnahme dieser Wirkstoffe erfolgt meist in einem Alter, in dem aus physiologischen Gründen Muskelmasse und erektile Funktionen abnehmen.

Werden die androgenen Wirkungen von Testosteron abgeschwächt, wenn die 5α-Reduktase inhibiert wird – also kein Dihydrotestosteron entsteht – , oder ist die Anwesenheit von Dihydrotestosteron nicht essenziell für bestimmte androgene Effekte? Mit dieser Frage befasste sich eine amerikanische Studie. Ihr primärer Studienendpunkt ging der Frage nach, ob die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron erforderlich ist, um die androgenen Wirkungen auf die fettfreie Körpermasse zu erzielen. Sekundäre Ziele befassten sich mit der Frage, ob die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron erforderlich ist, damit die Wirkungen von Testosteron auf die Fettmasse, sexuelle Funktionen, Talgproduktion, auf das Prostatavolumen sowie auf Hämatokrit- und Lipidwerte eintreten.

Phase-IV-Studie

An der randomisierten, doppelblinden Phase-IV-Studie nahmen 139 gesunde Männer im Alter von 18 bis 50 Jahren teil, deren endogene Testosteronproduktion mithilfe eines GnRH-Agonisten unterdrückt wurde. Sie wurden zwei verschiedenen Gruppen zugeteilt, die 20 Wochen lang jeweils ein Placebo und Testosteron in vier unterschiedlichen Dosierungen (50 mg, 125 mg, 300 mg, 600 mg Testosteronenantat pro Woche) oder den 5α-Reduktase-Hemmer Dutasterid (2,5 mg täglich) und Testosteron in vier unterschiedlichen Dosierungen (50 mg, 125 mg, 300 mg, 600 mg Testosteronenantat pro Woche) erhielten. Oder anders ausgedrückt: Bei einem Teil der Probanden wurde die Bildung von Dihydrotestosteron unterdrückt, so dass nur Testosteron wirken konnte, beim anderen Teil der Studienteilnehmer kamen Testosteron und Dihydrotestosteron zur Wirkung.

102 Probanden beendeten die Studie. Die Zunahme der fettfreien Muskelmasse (ermittelt mithilfe der Dual Energy X-ray Absorptiometry) unterschied sich in den beiden Gruppen nicht signifikant (p = 0,18). Sie betrug in der Dutasterid-Gruppe 0,6 kg unter der geringen Testosterondosis (50 mg) und 7,1 kg unter der hohen Testosterondosis (600 mg); in der Vergleichs-Gruppe lagen die entsprechenden Werte bei 0,8 kg (unter 50 mg) bzw. bei 8,1 kg (unter 600 mg). Auch im Hinblick auf die sekundären Parameter zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede.

Fazit

Mit dieser Studie konnte gezeigt werden, dass die androgenen Wirkungen von Testosteron unabhängig von der Umwandlung in Dihydrotestosteron eintreten. Damit ist auch die Sicherheit von 5α-Reduktase-Hemmern im Hinblick auf die Muskelmasse gegeben.


Quelle

Bhasin S., et al.: Effect of testosterone supplementation with and without a dual 5α-reductase inhibitor on fat-free mass in men with suppressed testosterone production. JAMA 307, 931 – 939 (2012).

Gruntmanis U.: The role of 5α-reductase inhibition in men receiving testosterone replacement therapy. JAMA 307, 968 – 970 (2012).

www.clinicaltrials.gov NCT00493987 (Zugriff am 16. April 2012)


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr



DAZ 2012, Nr. 17, S. 55

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