- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 18/2012
- Neuer Wirkstoff zur ...
Arzneimittel und Therapie
Neuer Wirkstoff zur Therapie aktinischer Keratosen
Aktinische Keratosen sind vornehmlich durch UV-Strahlung hervorgerufene Präkanzerosen, die häufig im höheren Lebensalter auftreten. Die Hautveränderungen manifestieren sich bevorzugt am Handrücken, an Ober- und Unterarmen und im Gesicht. In 8 bis 10% der Fälle kann aus einer aktinischen Keratose ein Plattenepithelkarzinom (auch Spinaliom oder Stachelzellkarzinom) entstehen. Die derzeitigen therapeutischen Optionen – topische Behandlung mit 5-Fluorouracil, Imiquimod oder Diclofenac, Kryotherapie und chirurgische Entfernung der Hautläsionen – sind durch hohe Rezidivraten und eine lange Therapiedauer charakterisiert. In den USA wurde Anfang dieses Jahres mit Ingenol ein Inhaltsstoff aus der gemeinen Wolfsmilch zugelassen, der innerhalb kurzer Zeit die Läsionen zum Verschwinden bringt. Die Ergebnisse der zugrunde liegenden Studien wurden im März dieses Jahres publiziert.
Doppelblind-Studien mit Ingenol
In den multizentrischen, randomisierten und doppelblinden Parallelgruppen-Studien wurden Wirksamkeit und Sicherheit von Ingenol untersucht. Die Probanden litten unter einer aktinischen Keratose, die entweder im Bereich von Gesicht und Kopfhaut (547 Patienten) oder an den Armen oder am Rumpf (458 Patienten) lokalisiert waren.
Die Patienten mit Läsionen im Bereich von Gesicht oder Kopfhaut erhielten Ingenol als 0,015%iges Gel oder das wirkstofffreie Gel, das von ihnen selbst einmal täglich an drei aufeinanderfolgenden Tagen auf eine bis zu 25 cm² große Fläche aufgetragen wurde. Die Probanden mit Läsionen an Armen oder Rumpf erhielten ein 0,05%iges Gel oder ein wirkstofffreies Gel zur täglichen Applikation an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Der primäre Studienendpunkt war das vollständige Verschwinden der Läsion an Tag 57.
Gute Ergebnisse in kurzer Zeit
Die Daten der Studien wurden in einer gepoolten Analyse ausgewertet. Die Läsionen im Bereich von Gesicht und Kopfhaut hatten sich unter der Verum-Gabe bei 42,2%, unter der Placebo-Anwendung bei 3,7% der Probanden zurückgebildet (p < 0,001). An den Armen und am Rumpf wurde bei 34,1% der Verum-Gruppe und bei 4,7% der Placebo-Gruppe eine Rückbildung festgestellt (p < 0,001).
In den ersten Therapietagen traten lokale Entzündungsreaktionen auf, die anhand einer Skala von 0 bis 24 bewertet wurden. Sie erreichten im Gesicht und auf der Kopfhaut eine Intensität von 9,1, und an den Armen oder am Rumpf einen Wert von 6,8. Die Reaktionen verschwanden innerhalb weniger Wochen.
Der Vorteil der Ingenol-Zubereitung besteht den Studienautoren zufolge in der kurzen Applikationsdauer von zwei bis drei Tagen. Die Ergebnisse sind vergleichbar mit denjenigen einer langfristigen Therapie mit anderen Topika wie etwa Zubereitungen mit Diclofenac, Imiquimod oder 5-Fluorouracil.
Steckbrief von Ingenol Mebutat
|
QuelleLebwohl M., et al.: Ingenol mebutate gel for actinic keratosis. N Engl J Med 366, 1010 – 1019 (2012).www.ClinicalTrials.gov NCT00915551, NCT00942604 (Zugriff am 2. April 2012).
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
DAZ 2012, Nr. 18, S. 50
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.