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Arzneimittel und Therapie
Vitamin D3 reduziert Schmerz bei einer Brustkrebstherapie
Letrozol ist ein selektiver, reversibler, nicht-steroidaler Hemmer des Enzyms Aromatase, das Androgene in Estrogene umwandelt. Durch die Hemmung der Aromatase wird bei Frauen in der Postmenopause die extraovarielle Estrogensynthese und damit ein wichtiger Wachstumsstimulus des Tumorgewebes ausgeschaltet. Bei Frauen, die adjuvant mit Aromatasehemmern behandelt werden, kommt es bei ca. 50% zu muskuloskeletalen Schmerzen, 18 bis 30% berichten von Fatigue. Beides führt zu einer Beeinträchtigung der Compliance und zu früherer Beendigung dieser wichtigen Therapie. Einige Pilotstudien konnten bereits Hinweise auf positive Effekte von Vitamin D auf muskuloskeletale Schmerzen sowie andere Unzulänglichkeiten unter einer Therapie mit Aromatasehemmern geben. Das war die Rationale für die doppelblinde, randomisierte VITAL-Studie. Frauen, die wegen einer Brustkrebserkrankung (Stadium I bis III) bereits mit Letrozol plus der Standarddosierung Vitamin D3 (600 IU) und Calcium (1200 mg) täglich behandelt wurden, kamen für die Studie in Betracht. 160 Patientinnen wurden rekrutiert, randomisiert und erhielten 24 Wochen lang entweder zusätzlich zu Letrozol 30.000 IU Vitamin D3 oder Placebo. Nach zwölf und nach 24 Wochen wurden die Vitamin-D3-Spiegel bestimmt, die Patienten mithilfe standardisierter Fragebögen nach dem Vorkommen von Fatigue und Schmerz befragt, und außerdem wurde mithilfe eines Dynamometers die Stärke ihres Handgriffs überprüft. Das mediane Alter der Frauen betrug 61 Jahre, der mediane BMI 29,8 kg/m2. Zu den drei Vitamin-D3-Messpunkten (Baseline, Woche 12 und Woche 24) betrugen die Spiegel im Placebo-vs.-Vitamin-D3-Arm 25, 32 und 31 ng/ml bzw. 22, 53 und 57 ng/ml. Nach 24 Wochen hatten mehr Frauen im Placebo-Arm (61%) als im Vitamin-D3-Arm (38%) einen im Protokoll definierten Vorfall an muskuloskeletalen Schmerzen (Verschlimmerung von Gelenkschmerzen, Arbeitsunfähigkeit wegen Gelenkschmerzen oder Unterbrechen der Letrozol-Therapie aufgrund der Schmerzen) erfahren (s. Abb.). So hatten drei Patientinnen im Placeboarm die Letrozol-Therapie aufgrund von muskuloskeletalen Schmerzen abgebrochen. Signifikant mehr Frauen im Placebo-Arm (72% vs. 42%) hatten eine schlechtere Lebensqualität, die sich durch Verschlechterung der Schmerzen oder Fatigue bemerkbar gemacht hatte (p < 0,001).
Offene Fragen
Der Mechanismus, der zu dem beschriebenen Benefit von Vitamin D unter einer Aromatasehemmer-Therapie führt, ist noch nicht ganz geklärt. Östrogene haben spezifische Effekte auf entzündetes Gewebe, und ein Mangel an Östrogenen könnte zu Entzündungen führen und auch die Schmerzschwelle erniedrigen. Möglicherweise hemmen Aromataseinhibitoren aber auch gleichzeitig mit der Unterdrückung der Östrogenbildung lokal die Produktion von Calcitriol (1,25-dihydroxy-cholecalcitriol), welches wichtig für die Unterdrückung von Gelenkentzündungen ist. Auch unklar ist, wie lange diese Vitamin-D-Supplementierung durchgeführt werden muss, um einen Benefit zu erreichen. Die Vitamin-D-Gruppe wies ja bereits nach zwölf Wochen einen deutlich erhöhten Serumspiegel auf, der bis zum Schluss auf diesem Niveau gehalten wurde. Möglicherweise ist es möglich, den Körper bis zu einem bestimmten Vitamin-D-Spiegel aufzuladen und dann über längere Zeit von dem erzielten Benefit zu profitieren. Weitere Studien zu diesem Thema wären wünschenswert.
QuelleKhan et al.: Randomized trial of vitamin D3 to prevent worsening of musculoskeletal symptoms and fatigue in women with breast cancer starting adjuvant letrozole: The VITAL trial. J Clin Oncol 30, 2012 (suppl; abstr 9000).
Apothekerin Dr. Annette Junker
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