Arzneimittel und Therapie

Diabetes mellitus: Erhöhtes Risiko durch Psoriasis

Weitere Komorbidität von Schuppenflechte bestätigt

In Deutschland leiden mehr als 1,5 Millionen Menschen an Psoriasis. Das häufigste Symptom der nicht ansteckenden Erkrankung sind schuppende, punktförmige bis handtellergroße, oft stark juckende Hautstellen sowie Veränderungen an den Nägeln. Die oft chronisch verlaufende Entzündungserkrankung erhöht aber nicht nur das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und für verschiedene Krebsarten des Verdauungstraktes. Eine amerikanische Megastudie zeigt jetzt zusätzlich ein erhöhtes, von der Schwere der Psoriasis abhängiges Diabetesrisiko.

Patienten mit Schuppenflechte haben ein erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken, wobei dieses offensichtlich von der Schwere der Psoriasis abhängig ist. Foto: "Hautkrankheiten im Blick", WVG

In Mitteleuropa sind etwa 3% der Bevölkerung von einer Psoriasis betroffen, wobei der Krankheitsverlauf sehr unterschiedlich sein kann. Das klinische Erscheinungsbild der Schuppenflechte ist auf das Zusammenwirken von Varianten verschiedener Gene und Umwelteinflüsse zurückzuführen. Es gibt eine familiäre Häufung, dennoch kommt sie trotz genetischer Prädisposition vielfach nicht zum Ausbruch. Als Auslösefaktoren gelten Kosmetika, eine Medikation mit bestimmten Arzneimitteln, psychische Belastungssituationen und unspezifische Reize. Die Systemerkrankung kann auch andere Organe erfassen und stellt für viele Erkrankungen einen Risikofaktor dar.

Diabetesrisiko abhängig von der Schwere der Psoriasis

In einer Kohortenstudie haben amerikanische Wissenschaftler die Daten von nahezu 110.000 englischen Psoriasis-Patienten mit denen von über 430.000 Gesunden verglichen. Berücksichtigt wurden dabei potenzielle Risikofaktoren für Diabetes wie Alter, Geschlecht, BMI und die orale Applikation von Steroiden, aber auch Nicotin- und Alkoholabusus, Hyperlipidämie, psychische Erkrankungen und sozioökonomischer Status. Die Patienten mit Schuppenflechte litten unter verschiedenen Schweregraden der Erkrankung. Diejenigen Patienten mit milder Psoriasis zeigten ein um mehr als 10%, diejenigen mit einem hohen Schweregrad ein um nahezu 50% erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Dies trifft offensichtlich sogar dann zu, wenn die Schuppenflechte-Patienten keine andere Risikofaktoren für Diabetes Typ 2 aufweisen. Psoriatiker mit Diabetes mussten darüber hinaus früher und verstärkt medikamentös gegen Diabetes behandelt werden als Patienten ohne Schuppenflechte. Sowohl Psoriasis als auch Diabetes werden durch chronische Entzündungsprozesse verursacht. Ein gemeinsamer Signalweg über TH1-Zytokine kann Insulin-Resistenz und proinflammatorische Zytokine fördern, von denen wiederum eine Psoriasis-fördernde Wirkung bekannt ist. Bereits vor zwei Jahren hatte eine Studie zur Komorbidität von Psoriasis einen deutlichen Zusammenhang mit Diabetes aufgezeigt: Psoriatiker waren gleichzeitig häufiger an metabolischem Syndrom, arteriellem Bluthochdruck, Hyperlipidämie und Diabetes erkrankt. Patienten mit Schuppenflechte – so die Autoren – , sollten sich gesund ernähren und sich regelmäßig bewegen. Regelmäßig sollten auch Blutdruck, Cholesterin- und Zuckerspiegel kontrolliert werden.


Quelle

Azfar, R.S.; et al.: Increased Risk of Diabetes and Likelihood of Receiving Diabetes Treatment in Patients With Psoriasis. Arch. Dermatol. doi: 10.1001/archdermatol.2012.1401, 18. Juni 2012.

Augustin, M.; et al.: Co-morbidity and age-related prevalence of psoriasis: Analysis of health insurance data in Germany. Acta Derm. Venereol. (2010) 90: 147 – 151.


Dr. Hans-Peter Hanssen

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