Arzneimittel und Therapie

Gabapentin mildert Schwere und Häufigkeit von Husten

Antiepileptikum ist bei chronischem Husten wirksam

Die Ursache für Husten kann sehr unterschiedlich sein, und der Husten selbst ist lediglich ein Symptom und dient der Reinigung der Atemwege. Dauert der Husten über einen Zeitraum von mehreren Wochen, sollte er ärztlich abgeklärt werden. Eine medikamentöse Therapie gestaltet sich bei ungeklärter Ursache oft als schwierig. Eine kleine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie zeigt jetzt eine deutliche Besserung der Symptomatik durch das Antiepileptikum Gabapentin.
Hilfe bei chronischem Husten Das Antiepileptikum Gabapentin ist strukturell mit dem Neurotransmitter GABA (Gamma-Aminobuttersäure) verwandt, doch unterscheidet sich sein Wirkmechanismus von dem anderer Wirkstoffe, die mit GABA-Synapsen interagieren. Es hilft nicht nur bei neuropathischen Schmerzen, sondern lindert offensichtlich aber denselben Wirkungsmechanismus auch Schwere und Häufigkeit von chronischem Husten. Foto: JPC-PROD – Fotolia.com

Chronischer Husten mit einer mehrwöchigen Dauer wird zumeist durch Rauchen oder die permanente Inhalation von Schadstoffen hervorgerufen. Es gibt allerdings zahlreiche weitere mögliche Ursachen wie Lungenerkrankungen (Tumorerkrankungen, Emphyseme, COPD), Asthma bronchiale, Herzinsuffizienz oder Infektionskrankheiten (Tuberkulose). Aber chronischer Husten kann auch als Nebenwirkung bestimmter Arzneimittel (z. B. von ACE-Hemmern) auftreten. Eine ärztliche Ursachenabklärung sollte bei chronischem Husten nach etwa drei bis vier Wochen erfolgen, zumal er nicht nur eine Einschränkung der Lebensqualität der Patienten darstellen kann. Wie eine australische Studie jetzt zeigt, kann das Antiepileptikum Gabapentin in vielen Fällen die Schwere und Häufigkeit verbessern.

Zentrale Sensibilisierung des Hustenreflexes

Gabapentin (Neurontin®, Gabax®, Generika) wurde 1976 von Gödecke und Warner-Lambert patentiert und wird zur Therapie der Epilepsie, von neuropathischen Schmerzen und Phantomschmerzen eingesetzt. Als Wirkmechanismus wird von einer Hemmung der glutamatergen Erregungsübertragung sowie einer Blockade zentraler L-Typ-Calcium-Kanäle ausgegangen Der genaue Wirkmechanismus von Gabapentin ist nicht bekann.

An der randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie nahmen 62 Probanden teil, von denen 52 die Studie beendeten. Alle Patienten litten seit mindestens acht Wochen an chronischem, therapierefraktärem Husten. Die Teilnehmer der Studie waren Nichtraucher und hatten keine nachweisbare Atemwegserkrankung oder keinem Infekt. Ausschlusskriterium war auch die Einnahme von ACE-Hemmern. Sie erhielten entweder Gabapentin in einer maximalen peroralen Tagesdosis von 1800 mg oder Placebo über zehn Wochen. Nach acht Wochen wurden Veränderungen der Lebensqualität, die sich spezifisch auf den chronischen Husten bezogen, über einen Fragebogen (LCQ; Leicester cough questionnaire) ausgewertet. Danach zeigte Gabapentin gegenüber Placebo eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität; Schwere und Häufigkeit des Hustens waren deutlich stärker als unter Placebo gemildert. Bei insgesamt 74% der Patienten mit einer Gabapentin-Medikation verbesserten sich die Beschwerden deutlich; unter Placebo waren es lediglich 46%. Die Besserung währte allerdings nur bis zur Beendigung der Therapie. Als unerwünschte Wirkung von Gabapentin nannten 31% der Patienten zumeist Übelkeit und Müdigkeit.

Die Wissenschaftler vermuten als mögliche Ursache des refraktären chronischen Hustens eine zentrale Sensibilisierung des Hustenreflexes ohne entsprechenden Auslöser. Durch den Neuromodulator Gabapentin käme es danach zu einer Desensibilisierung. Dies könnte den Wirkungsmechanismus erklären, der ebenfalls zu einer erfolgreichen Therapie von neuropathischen Schmerzen führt.


Zum Weiterlesen


Akuter und chronischer Husten

Aktuelle Husten-Leitlinie: möglichst kausal therapieren

DAZ 2010, Nr. 47, S. 70– 72.



Quelle

Ryan, N.M.; et al.: Gabapentin for refractory chronic cough: a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet (2012) doi:10.1016/S0140-6736(12)60776-4 vom 28. August 2012.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2012, Nr. 36, S. 44

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