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DAZ wissenswert
Schädliche Neozoen
Buchsbaumzünsler
Der Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis syn. Diaphania perspectalis syn. Glyphodes perspectalis) ist ein solches Neozoon, ein unscheinbarer Schmetterling, dessen Raupen einen Buchsbaum in kurzer Zeit zu entlauben und damit zu vernichten vermögen. Er stammt ursprünglich aus Ostasien und ist dort als Schädling sehr gefürchtet. Seit 2007 treibt er auch in Deutschland und der Schweiz sein Unwesen. Den als Naturschutzgebiet ausgewiesenen, einzigartigen Buchswald oberhalb von Grenzach-Wyhlen hat er bereits schwer geschädigt, ebenso die Buchsbäume in vielen Parkanlagen und auf Friedhöfen.
Was die chemische Bekämpfung des Schädlings im eigenen Garten betrifft, so sind nur noch wenige Insektizide für den Privatgebrauch zugelassen, darunter keines explizit zur Vernichtung des Buchsbaumzünslers. Zur Vernichtung von Schmetterlingsraupen an Gehölzen im Freiland ist Dipel® ES, ein Mittel auf der Basis von Bacillus thuringiensis, zugelassen. Produkte mit Azadirachtin aus dem indischen Neem-Baum (Melia azadirachta), die gegen Spinnmilben angewandt werden, und das insbesondere gegen Blattläuse eingesetzte Insektizid Thiacloprid (Calypso®) wirken auch gut gegen den Buchsbaumzünsler. Streng genommen muss der Gartenbesitzer jedoch eine Genehmigung nach § 18 b Pflanzenschutzgesetz einholen, wenn er mit ihnen nur den Buchsbaumzünsler bekämpfen will [1 – 3].
Das Spritzmittel muss mit ausreichendem Druck in den Buchs gespritzt werden, da die Raupen in ihrem Gespinst relativ geschützt sind und nur bei direktem Kontakt mit dem Spritzmittel absterben. Die Spritzung ist innerhalb von drei Wochen zu wiederholen, und nach weiteren acht Wochen ist zu prüfen, ob eine nächste Generation versucht, den Buchs zu vernichten.
Wer nicht die chemische Keule schwingen möchte, muss mühsame Handarbeit mit Wasserstrahl, Staubsauger oder Fingerspitzen leisten – bei starkem Befall oft ein hoffnungsloses Unterfangen. Vögel, die sonst eifrig Raupen vertilgen, sind beim Buchsbaumzünsler noch zurückhaltend – ob die Raupe für sie unverträglich ist oder ob sie sich durch das Gespinst zu gut tarnt, ist hierbei noch ungeklärt.
InternetSchöne Fotos des Buchsbaumzünslers und Diskussionsforum, auch über andere Schmetterlinge: |
Tomaten-Goldeule
Nun kommt auf Gartenfreunde in Deutschland und hier bislang mit dem Schwerpunkt in NRW ein weiteres Neozoon zu, dessen Bekämpfung ebenfalls nicht leicht ist: die Tomaten-Goldeule oder Zwillingsfleckeule (Chrysodeixis chalcites). Sie ist ein ansehnlicher Falter, der wie viele seiner Verwandten fast unbemerkt nachts sein Leben fristet, aber seit Kurzem als Schädling an Tomaten Aufsehen erregt.
Tomatenpflanzen sind wie kaum eine zweite Gemüsepflanze auch in Kleinstgärten und auf Balkonen sehr beliebt. Wenn kein Regen direkt auf ihre Blätter fällt und der Boden ausreichend gedüngt ist, kann der Besitzer in einem Sommer wie dem hiesigen eine reiche Ernte erwarten. Doch die Tomaten-Goldeule kann diese Vorfreude schnell zerstören – innerhalb von zehn Tagen können die vielen Larven eines einzigen Geleges die gesamte Pflanze entlauben und auch die noch unreifen Tomaten verspeisen. Gegen den Schädling sind keine Pflanzenschutzmittel zugelassen, und die Pheromon-Lockfallen, die in holländischen Gewächshäusern zum Einsatz kommen, sind für Hobbygärtner ohne Wert. Absammeln, sofern rechtzeitig bemerkt, bleibt als einzige Waffe gegen den neuen Feind.
Tomaten, das wissen die Freunde des Selbstanbaus, haben nicht viele Fraßfeinde – laut der Internetbibliothek der umfangreichen und global einmaligen Datenbank des britischen Natural History Museum sind in Europa gar keine Fraßfeinde bekannt [4].
Neben der Tomaten-Goldeule, die zum Glück nicht winterhart ist und die Frostperiode selten überlebt, macht sich in deutschen Gärten noch die Tomatenminiermotte (Tuta absoluta) breit. Beide Arten werden erst seit wenigen Jahren in Mitteleuropa angetroffen und erreichen nun die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit – denn sie richten große Schäden an.
Während die Tomaten-Goldeule aus den warmen Gebieten Asiens stammt, ist die Tomatenminiermotte in Südamerika heimisch, von wo sie ihrer Wirtspflanze nun mit knapp 500 Jahren Verspätung nach Europa gefolgt ist.
Quellen
[1] Albert R, Lehneis T. Der Buchsbaumzünsler, ein neuer Problemschädling in Baden-Württemberg. Landinfo 3/2010:40 – 45.
[2] https://www.landwirtschaft-bw.info, Suche: Buchsbaum.
[3] Stadtgärtnerei Basel. Merkblatt Der Buchsbaumzünsler (Diaphania perspectalis), 15.05.1012; www.stadtgaertnerei.bs.ch.
[4] www.nhm.ac.uk.
Autoren
Apothekerin Heike Heuer, Dr. Lutz Heuer
Am Krausberg 31, 41542 Dormagen
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