Arzneimittel und Therapie

Inhalatives Beta-Interferon bei erkältungsbedingtem Asthma

Prävention Rhinovirus-bedingter Asthmaanfälle

Asthma bronchiale ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege, bei der eine Vielzahl von Reizen die Zunahme der Empfindlichkeit der Atemwege und die damit verbundene Entzündung verursachen kann. Nicht-allergisches (intrinsisches) Asthma kann durch Infektionen der Atemwege ausgelöst werden, und besonders Rhinoviren können bei Asthmatikern schwere Attacken auslösen. Eine placebokontrollierte Studie belegt die antivirale Wirksamkeit eines inhalativen Beta-Interferon-Präparats bei schweren Asthmaanfällen.

Rhinoviren können bei Asthmatikern schwere Attacken auslösen. Das inhalativ applizierte Beta-Interferon-Präparat SNG00 führte in einer randomisierten, placebokontrollierten Studie zur Reduktion des prozentualen Anteils der Patienten mit schweren Asthmaattacken und zu einem schnelleren Rückgang der Erkältungssymptome. Foto: ABDA

7 bis 10% aller Kinder und etwa 5% der Erwachsenen leiden an Asthma bronchiale. Als Reinform liegt weder allergisches noch nicht-allergisches Asthma bei den meisten Patienten vor, in den meisten Fällen handelt es sich um Mischformen, wobei Kinder häufiger vom allergischen Asthma betroffen sind, Erwachsene von der nicht-allergischen Form. Nach der Symptomatik wird die Erkrankung in vier Schweregrade eingeteilt. Auslöser von schweren Asthmaanfällen sind vielfach Rhinoviren, die bei Nicht-Asthmatikern zumeist eine harmlosere Erkältung oder Schnupfen verursachen.

Geschwächte Abwehr durch Beta-Interferon-Mangel

Eine mangelnde Beta-Interferon-Produktion in den Lungenzellen von Asthmatikern und damit verbunden eine geringere Abwehrkraft gegen die Erreger war bereits vor einigen Jahren nachgewiesen worden. Eine exogene Gabe von Beta-Interferon führte in Modellversuchen zu einer Wiederherstellung der zellulären Produktion. Im Rahmen des jährlichen Kongresses der European Respiratory Society wurden jetzt die Ergebnisse einer englischen Studie an Asthmapatienten vorgestellt, die an einer Erkältungserkrankung litten und das inhalativ anzuwendende Beta-Interferon-Präparat SNG001 (Synairgen) applizierten. Der primäre Endpunkt der Studie war eine Symptombewertung durch die Patienten. Zu Beginn der Erkältungskrankheit erhielten 58 Probanden das Inhalationspräparat; die Behandlung wurde täglich über zwei Wochen fortgesetzt. 65 Patienten erhielten eine entsprechende Medikation mit Placebo. In insgesamt 68% der Fälle waren Rhinoviren die Ursache der Erkältung.

Nach acht Tagen Behandlung war die Selbstbewertung der Symptome bei den schwer zu behandelnden Asthmatikern unter Beta-Interferon deutlich besser als unter Placebo; auch der prozentuale Anteil der Patienten mit schweren Asthmaattacken war geringer. Nach fünf Wochen waren alle Patienten von der Erkrankung genesen, aber die Beta-Interferon-Therapie führte insgesamt auch zu einem schnelleren Rückgang der Erkältungssymptome. Die Immunität war – so die Wissenschaftler – während der Therapie in der Beta-Interferon-Gruppe gegenüber der Placebo-Gruppe verbessert. Die durch Rhinoviren verursachten moderaten oder schweren Asthmaausbrüche bei den Risikopatienten wurden um 65% gesenkt. Weitere Studien zur Wirkung von Beta-Interferon an Patienten, die zu schweren Asthmaattacken neigen, sind geplant.


Quelle:

Djukanovic, R.; et al.: The effects of interferon beta on cold-induced asthma exacerbations. European Respiratory Society (ERS) 2012 Annual Congress Wien; Präsentation vom 2. September 2012.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2012, Nr. 40, S. 50

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