- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 43/2012
- Einweihung an der FU ...
UniDAZ
Einweihung an der FU Berlin
Die Laboratorien für die studentischen Praktika und die Büroräume wurden renoviert; ein Arzneimittel-Informationscenter, ein S2-Labor und ein Steriltrakt der Reinraumklasse C wurden neu eingerichtet.
Die Arbeitsgruppe Kloft arbeitet an der Entwicklung individueller Therapieempfehlungen, um ineffektive, schädliche oder unnötige Therapien zu vermeiden. Da die Therapie- und Dosierungsregime meist empirisch festgelegt sind, können Unterschiede zwischen den einzelnen Patienten, z. B. hinsichtlich Gewicht, Alter, Geschlecht, Rezeptorstatus oder Erkrankungsstadium, zu erheblichen Abweichungen der Arzneistoffkonzentrationen und ‑wirkungen im Organismus führen. Daraus wiederum können eklatante Unterschiede im Therapieergebnis resultieren.
In den meisten Fällen befindet sich das Target eines Arzneistoffs nicht im Blut, sodass die Arzneistoffkonzentration im Blut, Plasma oder Serum nicht die Konzentrationen am Wirkort widerspiegelt. Mithilfe der minimal-invasiven Mikrodialyse und bioanalytischer Methoden wie HPLC und FACS-Bioassay lassen sich Arzneistoffkonzentrationen direkt am Wirkort kontinuierlich bestimmen und die Arzneistoffverteilung in verschiedenen Organen und Geweben – sogar im Tumorgewebe – beschreiben.
Biomarker können ein Hilfsmittel zur Erstellung patientenindividueller Therapieschemata sein. Dabei stehen Zytokine wie TNF-α oder Interleukin 8 im Fokus der Forschung des Arbeitskreises Kloft. Das Monitoring von Zytokinen in verschiedenen Geweben und Körperflüssigkeiten kann wichtige Informationen über den Zustand und das Fortschreiten von Erkrankungen sowie über unerwünschte Arzneimittelwirkungen liefern. In Kooperation mit einer Reihe in- und ausländischer Kliniken und mit finanzieller Unterstützung von öffentlichen Institutionen und der pharmazeutischen Industrie wird das Monitoring von Zytokinen u. a. bei Intensivpatienten eingesetzt, um Grundlagen für eine rationale Dosierung von Antiinfektiva zu schaffen.
Erforschung von Antibiotika
Einen experimentellen Ansatz zur Erforschung von Antibiotika bildet das im Arbeitskreis Kloft entwickelte dynamische In-vitro-Infektionsmodell. Damit wird beispielsweise die Wirkung der Kombination von Linezolid und Meropenem gegen methicillinresistenten Staphylococcus aureus getestet. Pharmakokinetische Daten aus klinischen Studien können in vitro nachgestellt und daraus pharmakodynamische Daten abgeleitet werden, die mittels mathematischer Modelle für verschiedenen Patientenpopulationen variiert werden.
Pharmakometrie
Die Pharmakometrie ist ein weiterer Forschungsschwerpunkt des Arbeitskreises Kloft. Mit computergestützten Methoden lassen sich Daten aus experimentellen und klinischen Studien kombinieren. "Non-linear mixed-effects (NLME)-Modelle" erlauben es, zeitveränderliche klinische Daten eines Patientenkollektivs simultan zu analysieren, ohne dabei Informationen über den individuellen Patienten zu verlieren. So lassen sich z. B. Parameter für den Verlauf einer unerwünschten Wirkung bestimmen, deren Variabilität innerhalb einer Population charakterisieren und Ursachen für das Auftreten dieser Variabilität identifizieren, z. B. Körpergewicht oder Rezeptorstatus. Mit NLME-Modellen ist es möglich, im Patienten die Zusammenhänge zwischen Arzneistoffkonzentrationen und den erwünschten sowie unerwünschte Wirkungen zu erforschen und dabei System-spezifische und Arzneistoff-spezifische Anteile zu unterscheiden.
Der Arbeitskreis Kloft hat zahlreiche Kooperationspartner. Mit dem Potsdamer Mathematiker Prof. Dr. Wilhelm Huisinga, 2. Sprecher des Graduiertenprogramms "PharMetrX" (Pharmacometrics & Computational Disease Modelling), und in Kooperation mit fünf forschenden Pharmaunternehmen (Boehringer Ingelheim, Abbott , Merck KGaA, Bayer Schering Pharma und Sanofi) hat Prof. Kloft ein dreijähriges Curriculum für Doktoranden ins Leben gerufen www.pharmacometrics.de, für das bereits über 1 Mio. Euro Drittmittel eingeworben wurden. Darüber hinaus ist Kloft sei März 2011 Mitglied des mit 9 Mio. Euro geförderten europäischen Projekts "DDMoRe" (Drug Disease Model Resources; www.ddmore.eu).
Die Vernetzung von In-vitro-, In-silico und In-vivo-Daten gewinnt in der Arzneistoffentwicklung ("model-based drug development") zunehmend an Bedeutung und stellt auch einen wichtigen Schritt in Richtung personalisierte Arzneimitteltherapie ("model-based patient care") dar, indem sie bei den Patienten die Therapiesicherheit und -effizienz individuell erhöht.
Das Kollegium des Fachbereichs Biologie, Chemie, Pharmazie der FU Berlin und alle Mitarbeiter am Institut für Pharmazie wünschen Frau Prof. Dr. Charlotte Kloft eine erfolgreiche Lehr- und Forschungstätigkeit und freuen sich, eine tatkräftige und engagierte Kollegin in ihrer Mitte zu haben.
Prof. Dr. Matthias F. Melzig
(Der Bericht wurde redaktionell gekürzt.)
DAZ 2012, Nr. 43, S. 87
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.