DAZ aktuell

Die Anzag organisiert sich neu

DAZ hat beim Anzag-Vorstandsvorsitzenden Dr. Thomas Trümper nachgefragt

FRANKFURT (diz). Restrukturierung und neue Strategien sind beim Pharmagroßhändler Anzag angesagt. Auswirkungen des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG) und schwierigere Marktbedingungen geben für das Unternehmen den Anstoß, sich um die zukünftige Ausrichtung verstärkt Gedanken zu machen. Das Ausscheiden von zwei langjährigen Vorständen bei der Anzag ist nur der Auftakt für weitere Maßnahmen. Die DAZ hat beim Anzag-Vorstandsvorsitzenden Dr. Thomas Trümper nachgefragt, wie es weitergeht.

Dr. Thomas Trümper: "Wir haben mit dem Betriebsrat ein sozialverträgliches Programm ausgearbeitet." Foto: Anzag

Der Druck auf die Großhandelsbranche sei groß. Mit Blick auf die vorläufige Bilanz des letzten Jahres aller Großhändler machte Trümper deutlich: "Der Großhandel hat von den 200 Millionen Euro, die eingespart werden sollten, etwa 25 Prozent über Rabattkürzungen an die Apotheken aufgefangen und 75 Prozent selbst getragen." Durch Kostensenkungen von vier Prozent habe die Branche weiterhin etwas kompensieren können, aber es bedürfe dringend weiterer Sparbemühungen. Entsprechende Maßnahmen sieht man derzeit bei fast allen Großhändlern. Es werden Niederlassungen geschlossen, das Auslandsgeschäft wird kritisch durchleuchtet, alles kommt auf den Prüfstand.

Anzag restrukturiert sich …

"Wir bei der Anzag haben uns im Vorstand bereits vor zwei Jahren mit einem Restrukturierungsprogramm befasst. Wir schließen keine Niederlassungen, werden sie aber zum Teil in der Fläche umorganisieren, wir legen Abteilungen zusammen und haben mit dem Betriebsrat ein sozialverträgliches Programm ausgearbeitet", erklärte der Anzag-Chef.

Im Rahmen eines solchen Programms sei auch der Vorstand auf den Prüfstand gekommen, wie Trümper hinzufügte: "Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht anstehender Vertragsverhandlungen waren zwei Vorstandsmitglieder der Anzag, Michael Mock und Wolfgang Traut, von sich aus bereit, ihre Verträge nicht mehr zu verlängern und vorzeitig zum 31. März 2012 auszuscheiden."

Michael Mock trat vor 40 Jahren in das Unternehmen ein und ist nach mehreren Stationen im Unternehmen seit 2003 Vorstand mit Verantwortung für die Betriebe, den Einkauf sowie Personal. Wolfgang Traut beendet mit seinem Ausscheiden eine 25-jährige Zugehörigkeit zur Anzag, zuerst als Leiter des Controllings, seit 2004 als Vorstand für Marketing und Vertrieb. Die beiden Vorstände werden mit bestem Einvernehmen aus dem Vorstandsgremium ausscheiden, wie Trümper hervorhob, Einflüsse vonseiten des Mehrheitsaktionärs habe es in diesem Zusammenhang nicht gegeben.

Der zweite Kopf im Vorstand Neben Trümper wird künftig Dr. Ralf Lieb als Finanzvorstand die Anzag führen. Foto: Anzag

Trümper: "In Zukunft wird ein zweiköpfiger Vorstand das Unternehmen führen: das ist Finanzvorstand Dr. Ralf Lieb und meine Person. Und darunter soll eine erweiterte Geschäftsführung mit erfahrenen und langjährigen Anzag-Führungskräften eingerichtet werden, die Fachbereiche führt. Im Prinzip ist dies nichts Neues, auch andere Firmen sind ähnlich aufgebaut. Ich bin mit diesem Plan zu unserem Mehrheitsaktionär gefahren und habe die Eigentümer der Alliance Boots Group von unserem Plan und unseren Vorstellungen überzeugt. Der Plan wurde als vernünftig angesehen und akzeptiert. Im Übrigen war diese Umorganisation bereits seit Herbst 2011 intern im Gespräch und in der Vorbereitung."

… und erarbeitet neue Strategien

Bei einer Restrukturierung allein will es die Anzag allerdings nicht bewenden lassen. Als Strategie für die nächsten Jahre will man sich daher neben dem Pharma-Großhandel auch anderen Geschäftsfeldern öffnen. Die Möglichkeiten, im Pharmahandel Erträge zu erwirtschaften, werden als immer schwieriger angesehen. "Die Anzag versucht daher", so formulierte es Trümper, "Fähigkeiten, die wir, die unsere Mitarbeiter besitzen, in zusätzliche Services umzusetzen und auf den Markt zu bringen und zwar für Apotheken, aber auch für die Industrie."

Zu solchen Serviceangeboten für die Apotheke gehört beispielsweise ein Optimierungsprogramm für das Warenlager der Apotheken, so der Anzag-Chef. Außerdem will der Großhändler Produkte der Konzernmutter auch in deutschen Apotheken einführen und vermarkten, beispielsweise aus dem Bereich der Kosmetika und der Medizinprodukte. In Richtung Industrie werde man verstärkt Services anbieten, die Kostenvorteile bringen sollen. Trümper konnte in diesem Bereich noch keine konkreten Beispiele nennen, da dies von vielen externen Faktoren abhängt, aber solche Dienste dürften vermutlich im Bereich der Logistik liegen, einem Gebiet, auf dem die Anzag mit Tochterfirmen wie CPL oder AS Logistik bereits tätig ist.

Zur Schließung von Niederlassungen soll es bei Anzag ausdrücklich nicht kommen, wie Trümper auf Nachfrage verdeutlichte. Das Besondere der Anzag sei gerade die flächendeckende Verteilung von 25 Niederlassungen, die sich in Haupt- und Satellitenniederlassungen einteilen ließen. Die Satellitenniederlassungen werden dabei von den Hauptniederlassungen mit Ware versorgt. Die Anzag will weiterhin ganz nah an der Apotheke sein, so der Anzag-Chef, nur so sei eine schnelle Belieferung möglich.



DAZ 2012, Nr. 8, S. 34

Neu organisiert Der Pharmagroßhändler Anzag reagiert auf die schwieriger werdende Marktsituation mit einem Restrukturierungsprogramm. Fotos: Anzag

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